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Affen: 10 Gründe, warum man Makaken einfach lieben muss

Am 16. März ist Internationaler Makakentag. Zeit für eine ausgiebige Würdigung.
Warum man Makaken lieben muss

Sie grinsen und chillen wie wir, achten auf Hygiene und sind begabte Fotografen. Das sind unsere persönlichen zehn Gründe, Makaken zu lieben.

Wegen dieses Selfies | Dieses Foto eines Schopfmakaken (Macaca nigra) ist wohl das bekannteste Affen-Selfie der Welt. Es entstand auf der indonesischen Insel Sulawesi, als ein mutiges Tier die Kamera des Naturfotografen David Slater inspizierte und dabei auf den Auslöser drückte. Auf dem Bild: ein breites Grinsen. Bei Makaken hat dieser Gesichtsausdruck zwei Bedeutungen. Zum einen ist er eine freundliche Geste – also ganz ähnlich dem menschlichen Lächeln; zum anderen aber auch eine unterwürfige Geste. Nähert sich beispielsweise ein ranghohes einem rangniederen Tier oder bedroht es, so zeigt letzteres mit diesem Gesichtsausdruck seine Unterwürfigkeit und signalisiert: "Bitte tu mir nichts." Bei den meisten Makakenarten überwiegt die submissive Bedeutung. Nicht so bei Schopfmakaken. Denn bei ihnen ist dieses Grinsen meist ein freundlicher Ausdruck. Dem Selfie-Affen schien somit zu gefallen, was sich da in der Linse spiegelte.
Weil sie ihr Futter waschen (und salzen?) | In den 1950er Jahren fütterten Wissenschaftler am Strand der Insel Koshima in Japan eine Gruppe Japanmakaken (Macaca fuscata) mit Süßkartoffeln, um sie an die Präsenz von Menschen zu gewöhnen und damit Beobachtungen zu erleichtern. Das führte 1953 zu einem neuen Verhalten: Ein junges Weibchen namens Imo begann damit, die Kartoffeln an einem nahe gelegenen Bach zu waschen. Dieses Verhalten verbreitete sich schnell in der Gruppe. Mittlerweile waschen die Tiere ihre Kartoffeln aber lieber im Meerwasser (Video). Zum einen trocknete der Bach immer wieder aus, zum anderen, so vermuten Forscher, salzen die Affen dadurch ihr Futter, das ihnen dann offenbar besser schmeckt. Denn inzwischen ist kaum noch Schmutz an den Süßkartoffeln, und viele der Makaken tauchen sie ins Wasser, beißen zwei- oder dreimal ab und wiederholen das Ganze. Diese Tradition ist heute bereits in der sechsten Generation zu beobachten. Aber auch eine Gruppe Japanmakaken in der Shiga-Hochebene wäscht ihr Futter, in dem Fall Äpfel – manche mit Wasser, manche mit Schnee.
Wegen totaler Entspannung | In der Shiga-Hochebene von Japan lebt eine Gruppe Makaken, die durch ihre ausgiebigen Bäder in einem Thermalbecken bekannt ist. Alles begann im Februar 1963: Fünf Jungtiere stiegen damals ins heiße Becken, in dem sonst eigentlich Menschen badeten. Dieses Verhalten verbreitete sich schnell in der Verwandtschaft. Mittlerweile genießen vor allem Weibchen und Jungtiere das zirka 40 Grad Celsius heiße Bad. An extrem kalten Wintertagen sitzen sie bis zu fünf Stunden darin, um sich aufzuwärmen – oder gleich die ganze Nacht. Jedoch sind es meist dominante Tiere, die dieses Privileg genießen. Denn Japanmakaken haben eine strikte Hierarchie. Rangniedrige Tiere werden oft aus dem Becken vertrieben und zittern dann mit nassem Fell in der Kälte (Video). Auch die kartoffelwaschende Gruppe Japanmakaken auf der Insel Koshima badet im Meer, aber erst, seit man ihr Lieblingsfutter, Erdnüsse, ins Wasser warf.
Weil einen ihr Hintern einfach umhaut | Nein, dieses Bild ist nicht gephotoshopt. Was aussieht, als würde es gleich explodieren, ist die Sexualschwellung am Hinterteil eines weiblichen Schopfmakaken. Speziell diese ist vermutlich ein Artefakt der Gefangenschaft, denn in freier Wildbahn werden die Schwellungen selten so extrem. Sie können aber bei Südlichen Schweinsmakaken immerhin bis zu 17 Prozent Gewichtszunahme bedeuten. Diese gut durchbluteten Wassereinlagerungen sehen auch nicht das ganze Jahr über so aus. Normalerweise sind sie viel kleiner und vergrößern sich erst zum Zeitpunkt der Ovulation. Damit ist die Schwellung meist (aber nicht immer) zur Zeit des Eisprungs am größten und ein relativ genaues Kennzeichen für die Fertilität und Paarungsbereitschaft der Weibchen. Sie paaren sich aber auch, bevor die Maximalschwellung erreicht ist, und vor allem danach. Für die Männchen ist die Schwellung also ein Signal dafür, wann sich eine Kopulation am meisten lohnt. Bei einigen Arten versuchen sie die Wahrscheinlichkeit ihrer Vaterschaft zu erhöhen, indem sie das Weibchen teils mehrere Tage verfolgen und damit andere Männchen davon abhalten, sich ebenfalls mit ihm zu paaren.
Wegen dieses cleveren Sandwich-Tricks | Wenn im Frühjahr bei den Berberaffen (Macaca sylvanus) die Jungtiere zur Welt kommen, sind einige Männchen sofort Feuer und Flamme. Schon kurz nach der Geburt tragen sie die Affenbabys stundenlang mit sich herum und treffen sich mit anderen in einer so genannten triadischen oder Sandwich-Interaktion. Dabei sitzen sich zwei Männchen gegenüber und schnattern das Jungtier an, das zwischen ihnen sitzt (Video). Man vermutet, dass diese Sandwich-Interaktionen der Stärkung von Beziehungen zu anderen Männchen dienen. Dabei ist das Affenbaby der "soziale Puffer", der die Spannung zwischen den männlichen Rivalen senkt, so dass sie einander näherkommen können. Da die freundliche Fellpflege unter Männchen sehr selten vorkommt, sind die durch das Baby vermittelten Interaktionen für Berberaffen wichtig, um eine "Männerfreundschaft" zu bilden beziehungsweise aufrechtzuerhalten und damit auch zukünftige Bündnispartner für Koalitionen zu gewinnen. Diese wiederum spielen unter anderem für ihren Fortpflanzungserfolg sowie ihre Rangposition eine Rolle.
© Yutaka Yoshida
Weil sie Mundhygiene groß schreiben
Wer hätte gedacht, dass Makaken auch einen Sinn für Mundhygiene haben? Mit eigenen Augen kann man das am buddhistischen Schrein Prang Sam Yot in Thailand beobachten. Dort lebt eine große Gruppe Javaneraffen (Macaca fascicularis), die in der Lage sind, menschliche Haare so ähnlich zu benutzen wie wir Zahnseide. Essensreste, die an den Haaren hängen bleiben, lecken sie gerne mal ab. Bedenkt man, dass die Tiere im Schrein als Diener Gottes verehrt und deshalb nicht einmal verscheucht werden, wenn sie auf die Köpfe der Besucher springen, ist klar, woher die "Zahnseide" kommt (siehe Video). Die Affen nutzen aber auch Fasern von Kokosnüssen auf die gleiche Art und Weise. Unbekannt ist, wie dieses exzentrische Verhalten ursprünglich entstand. Zur Art und Weise, wie es sich in der Gruppe ausbreitet, hat man jedoch eine Vermutung: Lernen durch Beobachtung. Denn wenn ein Jungtier seiner Mutter dabei zusieht, wie sie die "Zahnseide" benutzt, führt sie die notwendigen Bewegungen langsamer und übertriebener aus (Video).
Aus Spaß an der Freude | Schneebälle formen gehört ebenfalls zu den Fertigkeiten von Japanmakaken. Im Januar 1971 beobachteten Forscher dieses Verhalten zum ersten Mal bei einer Gruppe, die im Oregon Regional Primate Research Center lebte. Alles begann mit einem Schnee essenden Männchen, was an sich nicht ungewöhnlich ist und bereits bei Berberaffen beobachtet wurde. Als der Schneehaufen in den Händen des Affen schmolz, verdichtete er sich zu einem Klumpen, woraufhin ihn das Männchen über den Schnee am Boden rieb. Dadurch vergrößerte sich der Schneeklumpen so sehr, dass es ihn mit beiden Händen vor sich her rollte und dabei auf zwei Beinen lief. Innerhalb von 20 Minuten formte es so einen etwa 60 Zentimeter großen Schneeball. Das wäre eine gute Basis für einen Schneemann. Doch das Männchen saß lieber eine Weile darauf herum. Einen Monat später entdeckten die Forscher zwei weitere große Schneebälle. Das gleiche Verhalten zeigte sich bei einer Gruppe wild lebender Japanmakaken. Jungtiere spielen anscheinend mit kleinen Schneebällen (Video). Ob sie auch lernen, sich damit zu bewerfen, ist bisher nicht bekannt.
Weil das kein Anglerlatein ist | Im April 1998 beobachteten Forscher um Erik Meijaard von Nature Conservancy zum ersten Mal eine außergewöhnliche Fertigkeit bei Javaneraffen. Während sich der Rest der Gruppe im Wald herumtrieb, saßen fünf Weibchen am Ufer eines Flusses im Norden Sumatras und starrten ins dort eher langsam fließende Wasser. Plötzlich ging ein Weibchen näher zum Fluss und griff sich mit bloßen Händen einen etwa 15 Zentimeter großen Fisch. Erstaunlich ist, dass dieses Verhalten bisher keinem Wissenschaftler aufgefallen war – trotz zirka 20 000 Stunden Observationszeit des Fressverhaltens der Makaken. Möglicherweise trat dieses innovative Verhalten erst dadurch auf, dass eine ihrer gängigen Nahrungsquellen zu dem Zeitpunkt eher knapp war. Normalerweise ernähren sich die Javaneraffen nämlich von Früchten, Samen und Blättern, können aber auch Pilze, Insekten, kleine Wirbeltiere und Krabben verspeisen. Sie sind jedoch nicht die einzigen fischenden Tiere dieser Gattung: Auch Japanmakaken hat man dabei erwischt, wie sie Fische und sogar kleine Kraken aus Tümpeln fingen.
Weil sie jeden Hamster neidisch machen können | Bei Futter verstehen Makaken keinen Spaß. Besonders bei hochwertiger, aber schlecht verteilter Nahrung ist Ärger vorprogrammiert. Eine Strategie, um Konflikte mit Artgenossen zu vermeiden, ist der Gebrauch von Backentaschen. Ja, auch Primaten haben sie, genauer gesagt die Unterfamilie der Backentaschenaffen, zu denen auch Makaken zählen. Backentaschen ermöglichen es den Tieren wie diesem Schopfmakakenweibchen, ihr Futter blitzschnell zu verstauen und sich zum Kauen an einen sicheren Ort zurückzuziehen (Video). Damit minimieren sie die Zeit, die sie neben potenziellen Angreifern verbringen. Da rangniedere Tiere mehr Aggression ausgesetzt sind und häufiger von Futterstellen vertrieben werden, nutzen sie ihre Backentaschen stärker. Assam-Makaken (Macaca assamensis) von niedrigem Rang kommen auch erst zur Futterstelle, wenn der größte Trubel schon vorbei ist, und stopfen dann so viel hinein wie möglich. Ganz dreist: Manche Berberaffen klauen ihren Artgenossen das Futter aus den Backentaschen (Video).
Weil sie es einfach nicht leicht haben | Neil Armstrong und Juri Gagarin werden als Helden der Weltraumfahrt gefeiert. Weniger berühmt sind dagegen die zahlreichen Tiere, mit denen man zuvor die Auswirkungen der Raumfahrt auf den Körper testete. Im Jahr 1948, also fast zehn Jahre vor der berühmten Hündin Laika, schoss die NASA einen Rhesusaffen (Macaca mulatta) namens Albert als ersten Affen und erstes Säugetier in Richtung Weltall. Leider erreichte die Rakete die 100-Kilometer-Grenze zum Weltall nicht, und Albert starb höchstwahrscheinlich noch vor dem Start an Sauerstoffmangel. Der Rhesusaffe Yorick, auch bekannt als Albert VI, war dann der erste Affe, der 1951 einen Weltraumflug überlebte. Leider geht ihre Vorreiterrolle nicht immer gut aus für die Tiere – Rhesusaffen etwa sind die häufigsten Laborprimaten. So war der erste gentechnisch veränderte Affe ein Rhesusäffchen namens ANDi. Und auch die ersten geklonten Zellen eines Primaten stammten von Rhesusaffen. In vielen Gegenden sind wild lebende Makaken zudem durch Umweltzerstörung, die Vernichtung ihres Lebensraums und Wilderei bedroht. Wichtigstes Ziel der Initiatoren des Internationalen Makakentags ist es darum auch, dieser "stark vernachlässigten Primatengruppe" die nötige Aufmerksamkeit zu verschaffen – und damit vielleicht neue Anreize für entsprechende Schutzbemühungen zu setzen.

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