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Psychische Erkrankungen: Burnout und was dahintersteckt

Eigenständige Krankheit oder eine Form der Depression? Seit mehr als 40 Jahren beschäftigen sich Forscher mit dem Thema Burnout, doch noch immer gibt es ihnen viele Rätsel auf. Eine genaue Definition fehlt bis heute.
Burnout

1. Was versteht man unter Burnout?

Bevor es in den Dschungel der Definitionen, Diagnosen und einer geradezu paradoxen Situation der Unklarheit geht, das Wichtigste vorab: In unserer Gesellschaft leiden viele Menschen psychisch und körperlich an den Folgen einer arbeitsbedingten Verausgabung, sind körperlich, mental und emotional erschöpft. Das ist eine Tatsache.

Doch obwohl sich die Wissenschaft seit 45 Jahren mit dem Thema »Burnout« beschäftigt, gibt es bis heute keine allgemein gültige Definition des Phänomens. Ist Burnout eine psychische Erkrankung oder lediglich ein »Begriff, der (…) prägnant die Situation und das Befinden vieler Menschen spiegelt, die sich im Kontext nicht zu bewältigender und/oder als kränkend erlebter vornehmlich beruflicher Belastungen psychisch bzw psychosomatisch unter Druck erleben«, wie auf dem Informationsportal der »Neurologen und Psychiater im Netz« zu lesen ist?

Beschränkt sich Burnout auf eine Erschöpfung im Beruf, oder ist es eine – nicht nur auf die Arbeitswelt bezogene – Sonderform der Depression? Ist Burnout einfach nur der Ausdruck eines Zeitgeschehens? Oder, wenn schon kein definiertes Krankheitsbild, die Vorstufe einer depressiven Erkrankung beziehungsweise ein Risikozustand, einmal eine Depression zu entwickeln?

»Burnout ist ein Syndrom emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und reduzierter persönlicher Leistungsfähigkeit, das bei Individuen, die in irgendeiner Weise mit Menschen arbeiten, auftreten kann«Christina Maslach

»Burnout ist ein Syndrom emotionaler Erschöpfung, Depersonalisation und reduzierter persönlicher Leistungsfähigkeit, das bei Individuen, die in irgendeiner Weise mit Menschen arbeiten, auftreten kann.« Diese Beschreibung der US-amerikanischen Psychologin Christina Maslach stammt aus dem Jahr 1984 (PDF). Zehn Jahre zuvor hatte ihr Landsmann, der Psychoanalytiker Herbert J. Freudenberger, den Begriff »Burnout« zum ersten Mal für einen an sich selbst und ehrenamtlichen Mitarbeitern von Hilfsorganisationen beobachteten Zustand von Erschöpfung, Leere und Resignation gebraucht.

In der Definition von Maslach tauchen drei entscheidende Elemente des Burnout auf: die (emotionale) Erschöpfung (»Ich fühle mich schon morgens müde, bevor die Arbeit überhaupt losgeht«), die meist als das zentrale Merkmal des Burnout gilt, die Depersonalisation oder Distanzierung/Zynismus (»Mich interessiert eigentlich gar nicht, ob meine Schüler etwas lernen«) und die verringerte persönliche Leistungsfähigkeit. Wie stark eine Person von den genannten Symptomen betroffen ist, wird in der Praxis meist mit einem Fragebogentest ermittelt, den Maslach in den frühen 1980er Jahren entwickelte, dem »Maslach Burnout-Inventory« (MBI).

»Es ist enorm wichtig, die Burnout-Diagnostik auf zuverlässige Füße zu stellen, um den tatsächlich Betroffenen mit geeigneten Therapien besser helfen zu können«
Dieter Korczak

Die einseitige Nutzung und häufig falsche Auslegung des MBI sei einer der Gründe, warum es beim Thema Burnout nach wie vor an tiefer gehender Forschung fehle, sagt der Soziologe Dieter Korczak vom Institut für Grundlagen und Programmforschung in Bernau bei Berlin. Von seiner »Erfinderin« Christina Maslach sei der MBI nur als Hinweisgeber, nicht jedoch als Methode für die Diagnostik entwickelt worden. »Es ist enorm wichtig, die Burnout-Diagnostik auf zuverlässige Füße zu stellen, um den tatsächlich Betroffenen mit geeigneten Therapien besser helfen zu können«, sagt Korczak.

Die Burnout-Forschung habe sich in eine Sackgasse manövriert, unter anderem, weil immer noch unklar sei, was genau Burnout eigentlich ist. Dadurch sei die Diagnose erschwert, und Aussagen über die Häufigkeit des Leidens seien problematisch, kritisieren auch Psychologen um Renzo Bianchi vom Institut für Arbeits- und Organisationspsychologie an der Université de Neuchâtel.

Obwohl das Burnout-Syndrom in nahezu allen Berufsgruppen auftritt, hat es bislang noch keinen Weg in die Welt abstrakter diagnostischer Kriterien gefunden, und eine »offizielle« Einordnung als psychische Krankheit steht nach wie vor aus. Ein Hauptgrund dafür mag die Unsicherheit sein, ob Burnout überhaupt eine eigenständige Erkrankung jenseits der Depression ist.

»Jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt, weiß: Natürlich gibt es die Burnout-Symptomatik. Es kommt jedoch darauf an, aus welchem Blickwinkel man darauf schaut«
Clemens Kirschbaum

Wegen der starken Überschneidung von Burnout und Depression werde diese Frage in Klinik und Forschung kontrovers diskutiert, erläutert auch Patrick Gajewski vom Leibniz-Institut für Arbeitsforschung an der TU Dortmund. »Aktuell gibt es aber eine Tendenz, zwischen Burnout und Depression zu unterscheiden.« Nicht allein über die Symptome, sondern etwa auch über den Zusammenhang, in dem sie aufträten – und/oder über Persönlichkeitsmerkmale der Betroffenen oder sogar genetische beziehungsweise epigenetische Unterschiede, wie Psychologen von der Universität Bonn vorschlagen. »Depression und Burnout sind wahrscheinlich nicht dasselbe«, sagt Martin Reuter vom Institut für Psychologie an der Universität Bonn.

»Jeder, der sich mit dem Thema beschäftigt, weiß: Natürlich gibt es die Burnout-Symptomatik. Es kommt jedoch darauf an, aus welchem Blickwinkel man darauf schaut«, erklärt Clemens Kirschbaum, Biopsychologe an der TU Dresden. Psychiater in Kliniken etwa sähen meist schwere Fälle von Burnout, Menschen, die bereits eine Depression entwickelt hätten. »Das heißt aber noch lange nicht, dass Burnout dasselbe wie eine Depression ist«, so Kirschbaum.

»Wenn Burnout eine anerkannte Diagnose würde, hätten wir in unserem Land plötzlich eine Flut von Kranken«
Martin Reuter

Möglicherweise gibt es mindestens zwei weitere Gründe, warum das Phänomen Burnout seit so langer Zeit so nebulös ist und trotz millionenfachen Erlebens noch immer keinen Einzug in die Diagnosehandbücher gefunden hat. »Wenn Burnout eine anerkannte Diagnose würde, hätten wir in unserem Land plötzlich eine Flut von Kranken«, sagt Martin Reuter. Das Thema ist gesundheitspolitisch brisant. Das System, die Gesellschaft und die Kostenträger profitieren womöglich von einer undurchsichtigen Situation eher, als wenn klare Verhältnisse und Zahlen Missstände der Überlastung sowie Unterbesetzung in Berufsgruppen und Arbeitsfeldern noch deutlicher aufzeigen würden.

Eine andere Ursache für die Unschärfe könnte im gesellschaftlichen Umgang mit psychischen Erkrankungen begründet liegen. Noch immer falle es Menschen schwer, offen anzusprechen, dass man an einer Depression leide, sagt Jan-Philipp Klein, Psychiater an der Universität zu Lübeck. »Man spricht dann lieber von Burnout, obwohl man in Wahrheit eine Depression hat«, erklärt Klein. Burnout ist gesellschaftlich als Folge beruflicher oder anderer Überlastung anerkannt, Depression dagegen immer noch stigmatisiert: eine Krankheit, die man eher nicht haben darf.

Renzo Bianchi und seine Kollegen schlagen als Ausweg aus der Sackgasse einen Kurswechsel vor. Statt weiter auf das »Burnout«-Konstrukt zu setzen, sollte man dem »Kind« einen anderen Namen geben und im Arbeitszusammenhang zur Bezeichnung »berufsbedingte Depression« wechseln. Die im Bereich der Depression entwickelten Messinstrumente und Methoden ließen sich wegen der Symptomüberschneidungen auch gut bei der berufsbedingten Depression – alias Burnout – einsetzen.

2. Hat Burnout zugenommen?

»Es ist nicht gut, wie du das tust. Du machst dich zu müde (…). Das Geschäft ist zu schwer; du kannst es allein nicht ausrichten.« Der Rat, den hier ein weiser Mann seinem Schwiegersohn gibt, lässt erahnen, dass es Probleme des Ausgebranntseins wahrscheinlich schon immer gab und dass sie ganz eng mit der menschlichen Natur verbunden sind. Mose jedenfalls lässt sich auf den Ratschlag seines Schwiegervaters Jethro ein und ernennt zusätzliche Führungskräfte, die ihn und das Volk Israel bei der Wanderung in das gelobte Land unterstützen (2. Mose 18, 17/18).

Heute, rund 3300 Jahre später, kennt sicher jeder von uns jemanden, der von Burnout betroffen ist oder es einmal war. Doch: »Harte Fakten über die Häufigkeit von Burnout gibt es kaum«, weiß Biopsychologe Kirschbaum. Bei der allgemeinen Unklarheit darüber, was Burnout überhaupt ist, verwundert das nicht. »Wir müssen aber davon ausgehen, dass es mehr geworden ist in den letzten 20 und besonders in den letzten 10 Jahren«, so Kirschbaum. Als Ursache nennt er eine zunehmend höhere Aufgabendichte im Beruf und das beschleunigte Leben insgesamt.

Die Arbeitswelt hat sich stark verändert in den vergangenen Jahren und Jahrzehnten. »Wir arbeiten immer weniger in kollektiven Zusammenhängen, sondern häufig isoliert. Druck und Stress, den man bei der Arbeit spürt, kann man daher viel weniger durch Gespräche mit Kollegen ›abarbeiten‹«, sagt der Berliner Soziologe Korczak. Dennoch sei es unmöglich, definitiv zu sagen, ob heutzutage mehr Burnout-Fälle auftreten als früher.

Ein paar Zahlen gibt es trotzdem. Laut dem Bundesverband der Betriebskrankenkassen seien die Arbeitsunfähigkeitstage auf Grund von Burnout zwischen 2004 und 2012 um das 18-Fache gestiegen. Jedes Jahr gehen laut Schätzungen des Bundesministeriums für Arbeit und Soziales 54 Millionen Arbeitsfehltage in Deutschland auf psychische Überlastung und Burnout zurück.

Anhaltspunkte für die Dimensionen, in denen sich das Burnout-Geschehen abspielt, liefert außerdem die Ziffer Z73. Da Burnout bisher keine offizielle Krankheit ist, muss ein Arzt, der bei einem Patienten ein Burnout-Syndrom feststellt, dies in einer Art Sammelkategorie des internationalen medizinischen Klassifikationssystems ICD-10 verbuchen: Unter der Ziffer Z73, »Probleme mit Bezug auf Schwierigkeiten bei der Lebensbewältigung«, steht Z73.0 für »Ausgebranntsein, Burnout, Zustand der totalen Erschöpfung« – jedoch nicht als psychiatrische Diagnose, sondern als ein »Faktor«, der den Gesundheitszustand des Betroffenen beeinflusst.

Da unter Z73 auch andere »Schwierigkeiten bei der Lebensführung« fallen, sind die folgenden Zahlen mit Vorsicht zu genießen und nicht allein auf Burnout zurückzuführen. Nach Daten des Zentralinstituts für kassenärztliche Versorgung, die »ZEITonline« veröffentlichte, wurde im Jahr 2009 bei 621 000 Patienten die Z73-Diagnose gestellt, 2017 bei 945 706. Burnout kommt in allen Berufsgruppen vor, manche sind jedoch besonders stark betroffen. Laut Zahlen der AOK fehlen am häufigsten Mitarbeiter im Dialogmarketing auf Grund von Burnout bei der Arbeit (313 Arbeitsunfähigkeitstage je 1000 AOK-Mitglieder im Jahr 2017), gefolgt von Führungskräften im Verkauf (312 Tage), Arbeitnehmern in der Altenpflege (280), Kassierer(inne)n (217), Arbeitnehmern in der Gesundheits- und Krankenpflege (216), in der Kinderbetreuung (213) und in der Sozialarbeit/Sozialpädagogik (208).

In der wissenschaftlichen Literatur schwanken die Angaben über die Häufigkeit von Burnout meist stark. Je nachdem, mit welcher Definition von Burnout, welchem Messinstrument und welchen Diagnosemethoden gearbeitet wurde, sind beispielsweise zwischen 10 und 69 Prozent der US-amerikanischen Chirurgen beziehungsweise zwischen 3 und 40 Prozent der Mitarbeiter auf Intensivstationen betroffen. Ursache für die schwankenden Angaben sei häufig die fehlerhafte Anwendung des MBI, so Bianchi und Kollegen. Maslach habe zwar darauf hingewiesen, dass die Ergebnisse für die einzelnen Subskalen (Erschöpfung, Distanzierung, verminderte Leistungsfähigkeit) getrennt betrachtet und nicht zu einem Wert zusammengezogen werden sollten. Das geschehe heute jedoch häufig, so die Kritik: Personen würden bereits dann als ausgebrannt eingestuft, wenn ein Grenzwert (der zudem recht willkürlich gesetzt sei) nur auf einer der drei Skalen überschritten sei. Zentral sei die (emotionale) Erschöpfung, sie allein – so zumindest meint es der MBI – mache aber noch keinen Burnout.

3. Wie äußert sich ein Burnout?

Der 52-jährige Arne, Ingenieur aus Kiel, berichtet im »Focus« von seinem viele Jahre zurückliegenden Burnout: »Ich bin auf der Rückfahrt von einem Geschäftstermin, bis nach Hause sind es noch zehn Kilometer. Zehn Kilometer, die unfassbar anstrengend erscheinen. Ich fahre mit dem Wagen auf einen Parkplatz. Nur kurz, denke ich. Aber ich komme nicht mehr weg, schlafe ein, verbringe die Nacht auf dem Parkplatz. Oder dieser Morgen, an dem ich auf der Bettkante sitze, und der Blick fällt auf meine Hausschuhe. Einen dreiviertel Meter vom Bett stehen sie weg. Das schaff ich nicht, denke ich. Zu einem unvorstellbaren Kraftakt werden das Aufstehen und das Anziehen.«

Ein Burnout wird von jedem Menschen sehr individuell erlebt. Die »Neurologen und Psychiater im Netz« nennen als Anzeichen dafür unter anderem Erschöpfung, Energiemangel, Schlafstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisprobleme, Gleichgültigkeit, Ruhelosigkeit, Vorwürfe gegen andere, Verlust an Empathie, Bitterkeit, Partnerschaftsprobleme, Gefühle mangelnder Anerkennung, körperliche Beschwerden wie Enge in der Brust, Rückenschmerzen, Übelkeit.

Der Hamburger Psychologe Matthias Burisch fasste aus mehr als 200 Veröffentlichungen eine Liste möglicher Symptome zusammen, die er in veschiedene Bereiche unterteilte: Warnsymptome der Anfangsphase (vermehrtes Engagement für Ziele, Erschöpfung), reduziertes Engagement (für Patienten, Klienten, andere, die Arbeit), emotionale Reaktionen, Schuldzuweisungen (Depression, Aggression), Abbau (der kognitiven Leistungsfähigkeit, der Motivation, der Kreativität), Verflachung (des emotionalen Lebens, des sozialen Lebens, des geistigen Lebens), psychosomatische Reaktionen (zum Beispiel Müdigkeit, Erschöpfung, sexuelle Probleme, Schlafstörungen), Verzweiflung.

4. Welche Langzeitfolgen gibt es?

»Trotz der enormen Bedeutung wird Burnout häufig zu spät erkannt oder nur unzureichend behandelt. Burnout ist ein Risikofaktor für das Auftreten (…) (von) Depression, Herzinfarkt, Schlaganfall, Osteoporose und Diabetes. Burnout verkürzt unbehandelt die Lebenserwartung«, schreibt Martin Keck vom Max-Planck-Institut für Psychiatrie in München in einer Abhandlung über das Leiden (PDF).

Keck hat in ähnlicher Weise wie Burisch fünf aufeinander folgende Stadien des Burnout zusammengefasst. Nach den ersten dreien (Warnsymptome der Anfangsphase, Abbau des Engagements, Verflachung) komme es in Stadium vier, so der Psychiater, zu ausgeprägten körperlichen Reaktionen wie Verspannungen, Tinnitus, Schwindel, Anfälligkeit für Infekte, Kreislaufproblemen, Magen-Darm-Beschwerden, Bluthochdruck, Herzstolpern, Herzrasen und womöglich zu einem gesteigerten Alkohol- oder Drogenkonsum.

Werden keine geeigneten Maßnahmen ergriffen, rutschen die Betroffenen in Stadium fünf, »Verzweiflung und Stressdepression«. Hoffnung, Perspektive und die Fähigkeit zur Freude gehen verloren, existenzielle Verzweiflung und ein Gefühl der Sinnlosigkeit stellen sich ein, Lebensüberdruss kann zu Suizidgedanken oder Suizid führen.

5. Was kann man (präventiv) gegen Burnout tun?

Therapie und Maßnahmen zur Burnout-Prävention sind so bunt wie das Phänomen selbst. Grundsätzlich wird auf zwei Ebenen angesetzt, der persönlichen (Erkennen und Achten der eigenen Bedürfnisse und Grenzen, Zeitmanagement, Ernährung, Entspannungsprogramme …) und der Organisations-/Arbeitsebene (klare Aufgabenbeschreibung, Workshops/Weiterbildung, Unterbrechung von Routinen, mehr Mitarbeiter, wenn Feierabend, dann Feierabend).

»Zu den besten präventiven Maßnahmen von Burnout zählt die Zufriedenheit im Beruf«, sagt Patrick Gajewski. Genau diesen Punkt nennt auch Martin Reuter – allerdings hätte nicht jeder Mensch die Chance, einen Beruf auszuüben, der ihm wirklich Spaß mache und mit Sinn erfülle. Hilfreich sei in jedem Fall, die eigene Arbeit immer wieder aus einer Distanz anzuschauen, und, wenn sie einen auffresse, unbedingt mit Freunden darüber zu reden – und Aktivitäten in der Freizeit nachzugehen, Hobbys, soziale Kontakte zu pflegen. Reuter bewundert Menschen, die den Mut haben auszubrechen und auch finanzielle Einbußen hinnehmen, wenn sie merken, dass es zwischen ihnen und ihrem Job einfach nicht mehr passt.

»Zu den besten präventiven Maßnahmen von Burnout zählt die Zufriedenheit im Beruf«
Patrick Gajewski

Clemens Kirschbaum ist an seinem Institut der TU Dresden gerade selbst präventiv aktiv geworden. Schon seit Längerem steht auf einem Flur des Instituts ein Kicker, der zur kleinen Auszeit zwischendurch einlädt. »Jetzt habe ich zehn Klappstühle für die Wiese draußen gekauft, damit die Mitarbeiter einfach einmal für einige Minuten abtauchen und entspannen können«, sagt Kirschbaum. Persönliche kurze Auszeiten während der Arbeit nimmt sich Kirschbaum auch selbst. Außerdem lehnt er manche an ihn herangetragene zusätzliche Aufgabe bewusst ab.

Wichtig für ihn persönlich sei zudem, auch außerhalb des Berufs Interessen zu entdecken und mit Engagement zu verfolgen sowie Menschen zu treffen, deren Lebensschwerpunkt etwas anderes als der eigene Beruf ist. Kirschbaum achtet darauf, immer wieder die elektronische Fußfessel abzulegen, wie er sagt, also das Handy abzuschalten. Bei andauernder starker Überlastung durch die Arbeit rät er, sich regelmäßig zu fragen: »Ist das der richtige Arbeitsplatz für mich? Bin ich hier noch an der richtigen Stelle, oder sollte ich vielleicht etwas anderes machen?«

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