Covid-Lockdowns: Vögel eroberten Städte zurück
Während der Lockdowns 2020, mit denen die Covid-19-Pandemie eingedämmt werden sollten, war wiederholt die Rede davon, dass sich die Natur nun erholen könne. Das Wunschdenken war hier zwar insgesamt größer als die Realität, aber punktuell traf die Einschätzung doch zu. In vielen US-Metropolen etwa kehrten Vögel zwischen März und Mai verglichen mit anderen Jahren verstärkt zurück, wie eine Studie von Michael Schrimpf und seinem Team in »Science Advances« zeigt. 66 von 82 untersuchten Vogelarten tauchten demnach häufiger in den Städten auf als im Mittel der Vorjahre.
Für ihre Arbeit griff die Gruppe auf Daten der Plattform eBird zurück, auf der auch Amateure ihre Beobachtungen melden können. Um auszuschließen, dass es sich um ein Artefakt handelt, weil mehr Menschen Zeit hatten, um Vögel zu gucken, erfassten Schrimpf und Co, ob sich die Zahl der Beobachter und der hochgeladenen Listen erhöht hatte. Dies war jedoch nicht der Fall. Da die Zahl der Vögel zudem aus natürlich Gründen jedes Jahr schwanken kann, setzten die Wissenschaftler die Zahlen in Bezug zu fünf unterschiedlichen Indizes menschlicher Aktivität, die sich während der Pandemie veränderten, etwa der Individualverkehr. Dadurch konnten sie Zusammenhänge herstellen zwischen dem Grad der Veränderung und der Entwicklung der Vogelbestände.
Die Ergebnisse waren durchaus beeindruckend: Viele Waldsänger und Sperlingsarten kehrten in die Innenstädte zurück, Rubinkehlkolibris wurden dreimal häufiger im Umfeld von Flughäfen gesichtet als in anderen Jahren, und Weißkopfseeadler kreisten und rasteten gehäuft in Regionen mit den stärksten Beschränkungen. Besonders deutliche Zusammenhänge ermittelte das Team entlang von Straßen. Viele Vogelarten mieden vorher das Umfeld stark befahrener Trassen, um Lärm, Schmutz und den potenziell tödlichen Fahrzeugen zu entgehen. Während der Lockdowns fanden sie sich hier dagegen wieder ein.
Wie stark Vögel angestammte Reviere wieder besetzten, hing allerdings auch mit dem Zeitpunkt der Lockdowns zusammen. Fanden diese auf dem Höhepunkt des frühjährlichen Zugs statt, nahm die Zahl der Beobachtungen stärker zu als in Regionen, in denen die Wanderung schon fortgeschritten war. Hier kam die Ruhe zu spät und die Vögel waren weitergezogen auf der Suche nach einem stillen Brutplatz. Andere Studien hatten bereits gezeigt, dass die Tiere leiser zwitschern konnten, um auf sich aufmerksam zu machen.
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