News: Der Fraktalarzt
Andrew Einstein von der Mount Sinai School of Medicine in New York zufolge ist die Diagnose nur anhand weniger Zellen wirklich oft eine quälende Aufgabe. Er meint: „Ein erstklassiger Cytologe diagnostiziert meist korrekt." Weniger erfahrene Ärzte halten am Mikroskop aber Krebszellen manchmal für gesunde Zellen.
In der Hoffnung auf eine leichtere und verläßlichere Methode, haben Einstein und zwei seiner Kollegen verschiedene mathematische Techniken bewertet, um die Größe der Lücken zwischen einzelnen Chromatinregionen der Zellen zu messen und um eine fraktale Dimension des Zellkerns zu extrahieren (Physical Review Letters, Ausgabe vom 12. Januar 1998). So wie ein Zweig gewöhnlich dem gesamten Baum ähnelt, ähneln Chromatin-Nahaufnahmen den entsprechenden Bildern größerer Ausschnitte. Ein Maß dafür, wie dicht alle Zweige zusammen den verfügbaren Raum ausfüllen, heißt fraktale Dimension.
Das Team testete die Technik mit hoch aufgelösten Zellkernbildern von 41 Patientinnen, von denen 22 bekanntermaßen Brustkrebs hatten. Nach der Digitalisierung der Bilder wurde durch einen Computer die fraktale Dimension und die Lückengröße im Chromatin gemessen. Das Ergebnis der automatischen Diagnose war in 39 von 41 Fällen richtig. Dies entspricht der Erfolgsquote der besten Ärzte. Bösartige Zellen haben tendenziell eine geringere fraktale Dimension. Das stützt nach Einstein die Ansicht, daß Krebs mit einem Komplexitätsverlust in der Zellenstruktur verbunden ist.
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