Experiment: Gestikulieren kann man auch hören
Selbst wenn wir telefonieren oder beim Skypen die Kamera ausschalten: Fast immer machen wir beim Reden unwillkürliche Bewegungen mit den Händen. Auch wenn die Gesprächspartner uns nicht sehen können, verhallen diese Gesten wohl nicht ungehört, denn an der Art, wie sie den Klang der Stimme beeinflussen, kann der Hörer offenbar doch einiges über unser Gestikulieren erfahren.
Ein Experiment von Forschern um Wim Pouw von der Radboud-Universität in Nimwegen legt das jetzt nahe – obwohl die Wissenschaftler dazu einen vergleichsweise künstlichen Versuchsaufbau wählten. Sie ließen drei Männer und drei Frauen einen neutralen Laut produzieren und dabei Arm oder Handgelenk in einem mal langsamen, mal zügigeren und mal schnellen Rhythmus bewegen. Die Sprecherinnen und Sprecher sollten jeweils einen möglichst gleich bleibenden Ton mit nur einem Atemzug machen. Anschließend bekamen Freiwillige diese Aufnahmen zu hören. Ihre Aufgabe: Allein anhand des Tons sollten sie Arm oder Handgelenk im gleichen Rhythmus bewegen wie der Sprecher oder die Sprecherin.
Das sei den Versuchspersonen fast exakt gelungen, schreiben die Forscher nun im Fachmagazin »PNAS«. Offenbar liefern subtile Schwankungen im Klang der Stimme genügend Anhaltspunkte für einen Zuhörer, um die Körperbewegungen zu rekonstruieren. Die enge Verknüpfung von Sprache und Gestik, weshalb wir selbst beim Telefonieren mit den Händen reden, scheint also einen evolutionären Sinn zu haben: Auch wenn der Gesprächspartner nicht die genauen Bewegungen sieht, kann er doch an deren Geschwindigkeit und Intensität ablesen, in welcher emotionalen Verfassung der andere ist.
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