»Die Geschichte der Blumen«: Ein blühender Garten
Dieser Bildband stellt über 100 ausgewählte Gartenblumen vor. Jeder Blume gehört eine Doppelseite: links der Text und rechts die Abbildung. Dieses Schema wird streng durchgehalten, was genug Platz für Notizen oder Anmerkungen lässt. Wie klein natürlich diese Auswahl ist, belegt beispielsweise die Fuchsie (Fuchsia), zu der man heute über 100 Arten mit weit über 10 000 Sorten zählt.
Wie sie unsere Lebensweise »verändert« haben sollen, erschließt sich wohl nur auf Umwegen. Einige spielten/spielen eine Rolle als Heilpflanzen, wie Schafgarbe oder Ringelblume, andere als Quelle für Aromastoffe wie Rosen und Lavendel oder auch als sehr teures Gewürz wie Safran: Vom Echten Safran (Crocus sativus), einer Krokus-Art, müssen für ein Kilogramm Gewürz 400 000 Narben aus rund 140 000 Blüten mit der Hand geerntet werden!
Der Autor ist zumindest in England ein berühmter Gartenarchitekt und Gartenbuchautor. Für jede der ausgesuchten Pflanzen versucht er eine Beziehung zu einer Person, zur praktischen Verwendung wie in der Medizin, zu Legenden, zur Literatur, zur Symbolik oder zur Kunst herzustellen. So ist die Nelke die »Blume des Sozialismus«, und die Kaiserkrone war nach der Legende die einzige Blume im Garten Gethsemane, die ihren Kopf zunächst nicht vor Jesus neigen wollte. Peter der Große ließ Anfang des 19. Jahrhunderts in Südrussland großflächig Sonnenblumen anbauen, um Öl zu gewinnen; das wunderbare Weiß der Madonnenlilie machte sie zur Favoritin für die Symbolik in Verbindung mit der Jungfrau Maria. Diese Beispiele mögen genügen. Die Reihenfolge ist nicht ganz zufällig, sondern wird bestimmt von der Geschichte ihrer Einwanderung in »unsere« Gärten: von der Zeit vor Christus bis ins 20. Jahrhundert. Danach erfolgt ihre Anordnung alphabethisch. Nicht alle vorgestellten Arten sind reine Gartenformen, manche nach wie vor trotz Anbau im Hausgarten noch immer Wildpflanzen wie Kornblume oder Hasenglöckchen, und nicht alle sind Blumen, auch Bäume und Sträucher sind dabei wie Flieder oder Holunder.
Trotz aller historischen und wissenschaftlichen Erläuterungen: Das Buch verzaubert dank der liebevollen botanischen Illustrationen der Gärtnerin und Illustratorin Charlotte Day. In England haben solche Zeichnungen eine lange Tradition. Vor allem Frauen haben wunderbare Bücher geschaffen, Männer waren eher Vogelmaler. Charlotte Day hat alle Bilder, den großen Habitus der Pflanze und ein Detail wie die Samenkapsel oder ein Blütenteil, auf der rechten Seite sowie eine kleine schwarz-weiße Zeichnung passend zum Text auf der linken Seite geschaffen. Das Layout ist vollkommen, prachtvoll von der ersten bis zur letzten Blume. Day verwendet eine Kombination aus handgemalten und digitalen Techniken in Vollendung. Die Wirkung wird gesteigert durch kräftige Farbgebung und hohen Kontrast, unterstützt durch raffinierte Anordnung der Pflanze auf der Doppelseite von immerhin fast zwei DIN-A4-Seiten Größe. Ein ideales Buch für die Zeit, in der draußen nichts blüht.
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