Göttliche Sonne
Eine Glühlampe kann es, ein Holzfeuer und die Sterne im Weltraum können es: Sie erzeugen Licht. Dabei handelt es sich um eine Mischung elektromagnetischer Strahlung verschiedener Wellenlängen. Das Licht von unserer Sonne reist achteinhalb Minuten, bis es auf der Erdoberfläche ankommt. Dann beendet es sein Leben, um uns Wärme zu spenden, uns gefährliche oder schöne Dinge erkennen zu lassen oder uns – nach chemischen Reaktionen – mit Sauerstoff zu versorgen.
Verschiedene Aspekte eines alltäglichen Phänomens
Licht ist jedoch nicht nur für das biologische Leben wichtig. Barcode-Scanner, DVD-Spieler, Fernbedienungen und Lasergeräte verarbeiten elektromagnetische Signale. Wegen seiner Bedeutung hat die UNESCO den 16. Mai zum jährlichen Internationalen Tag des Lichts ausgerufen. Auch in der Wissenschaft zeigt sich seine Relevanz durch die Erforschung des Phänomens, wie etwa im Max-Planck-Institut für die Physik des Lichts.
Warum also lernen wir Biologie, Chemie oder Physik, in denen Licht nur auf die jeweilige Fachrichtung bezogen auftaucht? Es müsste eine eigene Einführungsvorlesung in dieses wichtige physikalische Phänomen geben, meint der Autor Horst Kisch, ehemaliger Professor am Lehrstuhl für Anorganische und Allgemeine Chemie an der Universität Erlangen-Nürnberg, der jetzt ein kleines Buch über Licht geschrieben hat.
Das darin geballte Wissen handelt von Farben, Halbleitern, der Fotosynthese und Plasmonen, die mit Licht Wasser spalten. Es bietet Daten, Formeln und Fakten für Wissenschaftler und Wissenschaftlerinnen. Das plancksche Wirkungsquantum, Plasmonen oder Quantentheorie – es ist ein Buch, das auf 120 Seiten komprimiert die physikalischen, chemischen und biologischen Vorgänge bei der Wechselwirkung mit Licht erklärt. Nur ab und zu sind auflockernde Informationen wie die über phosphoreszierenden Straßenbeton in Mexiko eingestreut, der nachts leuchtet. Oder über den 500 Meter langen Radweg in Holland, aufgebaut aus ähnlich leuchtenden Steinchen, die nachts ein grün schimmerndes Muster erzeugen.
Kisch streift auch die Kohlendioxidaufnahme von Pflanzen im Klimawandel und wie man Sonnenenergie durch Umwandlung in chemische Energie nutzt, etwa bei der elektrolytischen Wasserspaltung mit Solarstrom.
Ein kurzes Schlusskapitel widmet der Autor den philosophischen, kulturellen und künstlerischen Aspekten. Das Licht der Sonne gilt als Symbol für Leben. Und so wurde die göttliche Sonne mit ihrem lebensspendenden Licht in fast allen Kulturen und Religionen verehrt. Bei den Balten und Japanern waren es Sonnengöttinnen, auch in den nordischen Sagen gab es die Göttin Sol, die in ihrem Sonnenwagen reiste. Maler wie Caravaggio oder Rembrandt waren Meister des subtilen Lichteinfalls, das ihre Bilder tiefgründig macht. In der Philosophie steht Licht für Wahrnehmung, Erkenntnis oder Lebendigkeit. So gelang es dem Autor mit seinem Buch, »im Dunkel des Alltags Aufklärungsarbeit für das wahrhafte Licht als der Idee des Guten« zu leisten.
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