»Rettet die Tiere«: Auf Expedition für den Artenschutz
Das Trio aus Showmaster Frank Elstner, Zoodirektor Matthias Reinschmidt und Tierfilmer Christian Ehrlich ist schon seit einigen Jahren für die Artenschutzstiftung Zoo Karlsruhe unterwegs. Viele kennen sicher die Filmbeiträge zu »Elstners Reisen«, in denen die drei Artenschutzprojekte auf der ganzen Welt besuchen und über Tierschicksale und engagierte Schützer berichten. Bereits 2017 erschien ein Buch von Elstner und Reinschmidt über den »Artenschatz« der Erde. Inzwischen sind noch einige Reisen dazugekommen, und diesmal werden die Geschichten aus Sicht des Tierfilmers Christian Ehrlich erzählt. So wird dem Leser ein Blick hinter die Kulissen der Filmproduktion ermöglicht.
Ehrlichs Berichte erinnern ein wenig an Tagebucheinträge und wirken sehr authentisch. Man fühlt sich beim Lesen hautnah dabei und kann den Schweiß und Staub bei den Dreharbeiten förmlich riechen. Man merkt den Texten die Begeisterung des Autors für alles, was dort kreucht und fleucht, an. Auch wenn die Stimmung im Filmteam sehr entspannt und freundschaftlich zu sein scheint, wird klar, dass die Filmproduktionen mit vielen Anstrengungen und Entbehrungen verbunden sind.
Die meisten der vorgestellten Artenschutzprojekte beschäftigen sich damit, verlassene oder verletzte Tiere in Auffangstationen wieder aufzupäppeln oder bedrohte Tierarten in Zuchtprogrammen zu vermehren und anschließend auszuwildern. Als besonders ergreifend schildert der Autor den Moment, in dem den Tieren ihre Freiheit wiedergegeben wird. Die »freie Wildbahn« allerdings, gibt er zu, bestehe heutzutage oft aus Nationalparks. Je nach Art seien die Tiere zum Teil sogar schwer bewacht.
Damit eine Auswilderung erfolgreich sei, dürften sich die Tiere in den Auffang- und Zuchtstationen nicht zu sehr an den Menschen gewöhnen, so Ehrlich. Die Beteiligten müssten sich einiges einfallen lassen, um die Tiere gut auf ihre Freiheit vorzubereiten. Als Beispiel sei der Geparden-Sportplatz mit Windhund-Rennmaschine genannt, auf dem die Tiere ihr Jagdverhalten erlernen; oder der Flug mit dem Ultraleichtflugzeug über die Alpen in die Toskana, um Waldrappen ihr Zugverhalten wieder beizubringen. Die engagierten Artenschützer würden zum Teil ehrenamtlich arbeiten und seien auf Spenden angewiesen. In jedem Kapitel geben sie in einem Interview mit Frank Elstner Auskunft über ihre Projekte.
Ehrlich berichtet über lukrative Raubtierfarmen in Südafrika, auf denen Großkatzen wie Löwen oder Leoparden per Hand aufgezogen würden, um sie dann als Haustiere außer Landes zu verkaufen. Da solche Machenschaften meist nicht ganz legal seien, hätte das Team verdeckt ermitteln müssen, was nicht ganz ungefährlich gewesen sei. Ehrlich macht immer wieder aufmerksam auf die vielen menschlichen Eingriffe in die Natur, die zu weniger Lebensraum und zur Bedrohung zahlreicher Tierarten führen.
Am Beispiel des Berggorillaprojektes in Uganda zeigen die Autoren aber auch, dass sanfter Tourismus für den Artenschutz durchaus hilfreich sein kann. Tourismus bringe Geld in das Land, und wenn man die einheimische Bevölkerung daran beteilige und für Bildung und Aufklärung sorge, müsse diese nicht illegal Wildtiere jagen und verkaufen, um überleben zu können. So könne der Ökotourismus zur Triebfeder des Artenschutz werden.
Immer wieder bewundernswert ist es, welche Strapazen Frank Elstner mit seinen weit über 70 Jahren für den Artenschutz auf sich nimmt. Ehrlich vergleicht den dreistündigen Fußmarsch über nicht vorhandene Wege durch Ugandas Regenwald mit einem echten »Höllenritt«. Da erscheint es mehr als verdient, wenn Elstner sich auf dem Rückweg zeitweise auf der mitgebrachten »Sänfte«, einem auf zwei Stangen festgeschraubten Autositz, tragen lässt.
Aufgelockert wird das Buch immer wieder durch kleine Anekdoten. In Indonesien beispielsweise wollten die Menschen lieber ein Selfie mit dem zwei Meter großen Tonmann machen als mit dem berühmten Showmaster Frank Elstner. Besonders ansprechend sind auch »Reinschmidts Tierfakten«, die einen jedes Mal mit einer kleinen Besonderheit der besprochenen Tierart überraschen. Darüber hinaus ist das Buch mit tollen Farbfotos von den Dreharbeiten bebildert.
Reiselustige Tierliebhaber finden hier einen echten Schmöker. Aber auch alle anderen, denen der Tier- und Artenschutz am Herzen liegt, werden Spaß beim Lesen haben. Am Ende des Buches möchte man gerne der Aufforderung folgen, den Artenschutz auch finanziell zu unterstützen. Da die Autoren auf ihre Buchhonorare verzichten und das Geld stattdessen den vorgestellten Artenschutzprojekten zukommen lassen, trägt man schon durch den Kauf des Buches ein wenig dazu bei.
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