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Lexikon der Neurowissenschaft: Scheitellappen

Scheitellappen, Lobus parietalis, Parietalcortex, Parietalhirn, Parietallappen, Scheitelhirn, E parietal lobe, Großhirnlappen, der hinter der Zentralfurche beginnt und am Sulcus parieto-occipitalis endet, welcher den Scheitellappen vom Hinterhauptslappen trennt. Im vorderen Teil des Scheitellappens, direkt benachbart der Zentralfurche, befindet sich im Gyrus postcentralis der primäre somatosensorische Cortex (S1, Brodmann Area 1, 2, 3), in dem der Hinterstrang und die Schmerzbahn enden. An der Basis des Gyrus postcentralis im Bereich der Sylvius-Furche, im Gyrus paramarginalis, befindet sich ein weiteres somatosensorisches Rindenfeld (S2, Brodmann Area 40), das ebenfalls direkte Eingänge aus der Hinterstrangbahn und der Schmerzbahn erhält, allerdings von beiden Körperhälften. Hier wird mit geringer Auflösung, d.h. relativ unscharf, ein Gesamtbild des Zustands des Körpers geliefert, während in S1 eine punktgenaue Auflösung und damit eine exakte Lokalisation erfolgt. S2 ist z.B. wichtig für die Koordination bimanueller Aufgaben. Hinter der primären somatosensorischen Rinde (S I: S1+S2) liegt die sekundäre somatosensorische Rinde (S II; Brodmann Area 5, 7). In dieser erfolgt die Weiterverarbeitung der somatosensorischen Informationen, indem ihre Intensität und die Lage im Raum bewertet und eventuell gespeichert werden (räumliches Gedächtnis; siehe Zusatzinfo ). Eine Schädigung der sekundären somatosensorischen Rindenareale führt zur taktilen Agnosie, d.h. der Unfähigkeit, ein Objekt nur auf der Basis des Tasteindrucks identifizieren zu können. Die hintere Hälfte des Scheitellappens ist reserviert für die Analyse visueller Stimuli, und zwar insbesondere in ihrem räumlichen Kontext (binokulares Sehen, posteriorer Parietalcortex). Dabei werden nur Informationen aus dem contralateralen Raum analysiert. Demzufolge führt eine einseitige Schädigung dieses Gebiets zur Unfähigkeit, den gegenüberliegenden Raum sowie die gegenüberliegende Körperhälfte wahrzunehmen (Neglect). Eine rechtsseitige Schädigung führt zusätzlich zur allgemeinen Anosognosie, dem beeinträchtigten Wissen über den eigenen Körperstatus und einer emotionellen Verflachung, weil der Ausdrucksgehalt eigener und fremder Gesten (z.B. der Mimik) nicht mehr wahrgenommen wird.

Scheitellappen

Einsteins Gehirn:
Wie sieht das Gehirn eines Genies aus? Auf der Suche nach Besonderheiten des Gehirns von Albert Einstein wurden einige seiner Strukturen vermessen und mit "normalen" Hirnen verglichen. Einsteins Gehirn besitzt danach ungewöhnlich große Scheitellappen, die dafür verantwortlich sind, daß der Physiker über ein recht rundes Hirn verfügte, welches außerdem dadurch gut 15% voluminöser war als bei den meisten Menschen. Modernen bildgebenden Verfahren zufolge spielen die Scheitellappen eine entscheidende Rolle beim räumlichen Vorstellungsvermögen und beim mathematischen Denken. Eine vergrößerte Hirnregion bewirkt wahrscheinlich auch, daß der betreffende Mensch Aufgaben, die dort verarbeitet werden, besonders gut lösen kann. Eine weitere wichtige Besonderheit von Einsteins Gehirn ist, daß der untere Bereich des Scheitellappens nicht durch eine große Furche geteilt ist. Dies ist weder in den untersuchten Kontrollgehirnen, noch in den in anatomischen Atlanten dargestellten Gehirnen zu finden.

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