Das subjektive Zeiterleben des Menschen entsteht im komplexen Zusammenspiel von Aufmerksamkeit, Wahrnehmung und Gedächtnis, erklärt der Chronopsychologe Pascal Wallisch in Gehirn&Geist (10/2007). Die Uhr im Kopf beginnt immer dann zu rasen, wenn wir vielen neuen, schnell wechselnden oder besonders komplexen Reizen ausgesetzt sind. Unsere knapp bemessenen mentalen Ressourcen werden dann stark von der jeweiligen Situation beansprucht. Im Gegensatz dazu vergehen reizarme Perioden etwa bei Routinetätigkeiten schleppend: Die Zeit kriecht. In der Erinnerung sieht die Sache wiederum ganz anders aus: Ein ereignisreiches Intervall erscheint rückblickend also länger, Phasen der Langeweile kürzer – und das umso mehr, je länger der betreffende Zeitabschnitt zurückliegt. An der mentalen Zeitmessung beteiligt sind vor allem der Thalamus, die »Pforte unserer Sinneswahrnehmung«, das tief im Gehirn liegende Striatum sowie Rindenareale im Stirn- und Scheitellappen des Gehirns. Je nachdem, wie stark sie jeweils aktiv sind und miteinander kommunizieren, verändert sich unser Zeitempfinden. Hier entsteht vermutlich auch das Gefühl von Zeitnot – als Symptom akuter Überlastung.

 

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