Direkt zum Inhalt

Vögel: Der schwerste Papagei aller Zeiten

Ein Papagei, so groß wie ein Kindergartenkind? Früher gab es das offenbar. Heracles inexpectatus lebte in Neuseeland - und fraß nicht nur Früchte.
Rekonstruktion des Riesenpapageien Heracles

Unerwartet groß waren die fossilen Unterschenkelknochen, die ein Forscherteam um Trevor Worthy in Neuseeland ausgrub. Vom Boden aus gemessenen war Heracles inexpectatus etwa einen Meter hoch. Mit einem Gewicht von sieben Kilo war er wohl der schwerste Papagei, der je gelebt hat. Der imposante Vogel, den die Paläontologen nach dem griechischen Helden Herakles (lateinisch: Hercules = Herkules) benannten, habe vor etwa 19 Millionen Jahren gelebt, schreiben die Forscher nun im Fachblatt »Biology Letters«.

So groß war Heracles | Größenverhältnisse zwischen einem Flötenvogel (ein australischer Singvogel) (links), einem Durchschnittsmenschen (Mitte) und dem Riesenpapagei (rechts).

Die Forscher verglichen Heracles' Knochen mit den Skeletten anderer Vögel und kamen zu dem Schluss, dass er vermutlich nicht fliegen konnte. Mit seinem massiven und kräftigen Schnabel konnte der Riesenvogel aber wohl alles knacken, wonach ihm beliebte, meint Mike Archer, ein weiteres Mitglied des Teams. Er hätte sich also nicht nur von üblichem Papageienfutter wie Samen, Früchten und Insekten ernährt, sondern eventuell auch Tiere – vielleicht kleinere Papageien – gefressen. Zu Lebzeiten kam er laut den Forschern auf 6,96 Kilo und wog damit mehr als doppelt so viel wie der schwerste heute lebende Papagei. Der vom Aussterben bedrohte Kakapo stammt ebenfalls aus Neuseeland und ist flugunfähig. Obwohl heutzutage der schwerste, ist er nicht der größte Papagei. Diesen Rekord hält der südamerikanische Hyazinth-Ara: Mit maximal 1,7 Kilo ist er im Vergleich zu Heracles zwar ein Leichtgewicht. Wenn man vom Schnabel bis zur Schwanzspitze misst, ist er jedoch ebenfalls rund einen Meter lang.

Das Gebiet um die ehemalige Goldgräberstadt Saint Bathans ist ein Eldorado für Paläontologen: »Wir graben dort schon seit 20 Jahren. Jedes Jahr entdecken wir neue Tiere«, sagt Worthy. Vögel aus dem Miozän seien besonders häufig anzutreffen. Die Flora und Fauna Neuseelands habe ihnen offenbar ideale Lebensbedingungen geboten und zu enormem Wachstum verholfen. Auch auf anderen Inseln, etwa Mauritius, den Fidschi-Inseln oder Hawaii, haben sich gefiederte Giganten wie der Dodo oder riesige Eulen entwickelt. Der größte heute lebende Vogel ist allerdings kein Inselbewohner, sondern südlich der Sahara heimisch: Der Afrikanische Strauß hätte Heracles locker um einen Meter überragt und wiegt fast das 20-Fache.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.