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News: Ein geheimnisvoller Zug

Jeden Herbst wandern Monarchfalter Tausende von Kilometern zu den Überwinterungsgebieten, die ihre Vorfahren im vorangegangenen Frühjahr verlassen hatten. Wissenschaftler rätseln schon lange, mit welcher Methode die Tiere diese Regionen wiederfinden. Andere wandernde Tierarten besitzen dafür einen 'magnetischen Kompaß' als Navigationshilfe nicht nur für wolkige Tage. Neuen Ergebnissen zufolge orientieren sich anscheinend auch die Schmetterlinge an magnetischen Feldern, wenn sie zu ihrer langen Reise aufbrechen.
Die Monarchfalter (Danaus plexippus) überwintern in den Gebirgsregionen Zentralmexikos, wo sie sich an nur etwa einem Dutzend nahe beieinander liegender Stellen zusammenfinden. Im Frühling machen sich die Schmetterlinge auf den weiten Weg nach Norden – sogar bis nach Texas –, wo sie sich vermehren und dann sterben. Ihre Nachkommen breiten sich über den östlichen Teil der Vereinigten Staaten und den Süden Kanadas aus. Dort leben ein oder zwei weitere Generationen, bevor die Falter wieder die Wanderlust packt und sie sich im frühen Herbst auf den Weg zurück nach Süden begeben.

Wie die Tiere ihren Weg finden, ist bisher noch weitgehend ungeklärt. An südwärts ziehenden Exemplaren hat man herausgefunden, daß sie sich am Sonnenstand orientieren können. Doch was machen sie an bedeckten Tagen? Andere wandernde Tiere wie Fische und Vögel verlassen sich zum Beispiel auf das Erdmagnetfeld als Wegweiser – und als Forscher gefangene Falter mit kurzen magnetischen Pulsen konfrontierten, verloren die Tiere die Orientierung. Ein Hinweis darauf, daß auch sie eine Art magnetischen Kompaß besitzen.

Der Entomologe Orley Taylor und seine Kollegen von der University of Kansas in Lawrence fingen in Kansas weitere in Richtung Süden ziehende Monarchfalter, um diese Erkenntnisse zu vertiefen. Sie ließen die Schmetterlinge durch eine Röhre in eine runde, im Durchmesser einen Meter messende Kammer mit lichtundurchlässigen Wänden krabbeln, in der das Magnetfeld verändert werden konnte. Wurde das normale Erdmagnetfeld beibehalten, bewegten sich die Tiere weiterhin in Richtung Südwesten. Wurden sie gänzlich des Magnetfelds beraubt, flatterten sie ziellos durch die Gegend. Legten die Wissenschaftler allerdings ein Feld an, das entgegengesetzt zu dem Erdmagnetfeld gepolt war, dann kehrten die Falter um und orientierten sich in Richtung Nordosten (Proceedings of the National Academy of Sciences vom 23. November 1999, Abstrakt).

Karen Oberhauser von der University of Minnesota in Twin Cities ist von den Ergebnissen überzeugt. Sie bemerkt jedoch, daß der magnetische Kompaß von Faltern aus anderen Regionen der USA einen andere Ausrichtung besitzen muß, um die Winterquartiere zu finden. Und wie die Schmetterlinge ihre winzigen Winterquartiere ausmachen, ist immer noch ein Rätsel.

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