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Naturkatastrophen: Javanischer Schlammvulkan bleibt aktiv

Gryphon: Kleiner Schlammvulkanschlot
Der 2006 neu auf Java entstandene Schlammvulkan "Lusi" bleibt wohl mindestens noch für einige Monate, eher aber mehrere Jahre aktiv und dürfte auch zukünftig noch zwischen 7000 und 150 000 Kubikmeter heißen Schlamm pro Tag fördern. Das erbrachte die erste umfassende wissenschaftliche Untersuchung des geologischen Phänomens, das erstmals am 29. Mai 2006 ausbrach.

Die Ursache für Lusis Entstehung sind nach Meinung von Richard Davies, Leiter des Untersuchungsteams von der Durham-Universität, höchstwahrscheinlich die Probebohrungen nach Öl und Gas, die kurze Zeit zuvor in dieser indonesischen Provinz durchgeführt wurden. Normalerweise verhindern Explorationsfirmen diese Art von Nebenwirkungen, indem sie das Bohrloch mit einer Art Stahlverkleidung abdichten, um es zu stabilisieren. Bei Lusi wurde dies anscheinend versäumt, während unter großem Druck stehendes, wassergesättigtes Kalkgestein vom Bohrgestänge getroffen wurde. Anschließend brachen Risse in den Felsschichten auf, sodass sich ein Wasser-Schlamm-Gemisch nach oben arbeiten konnte. Vergleichbares ereignete sich 1979 vor der Küste Bruneis bei Probebohrungen – erst knapp dreißig Jahre später gelang es dieses Loch wieder zu verschließen.

Dem Porong-Distrikt auf Java droht nun zudem ein zirka zehn Quadratkilometer großes Senkungsgebiet, da der zentrale Schlot des Vulkans in nächster Zeit kollabieren und anschließend einen Krater formen wird . Dieses Becken wird jedoch von den Schlammmassen zumindest teilweise aufgefüllt, sodass für die rund 11 000 Vertriebenen im Umfeld Lusis vorerst keine Chance zur Rückkehr in ihre alten Dörfer besteht. Bisher schlugen alle Versuche fehl, die Materialförderung wieder einzudämmen oder zumindest örtlich zu begrenzen. Pläne, den Schlamm in einen nahen Fluss zu leiten, stießen auf massive Kritik von Umweltschützern, die verseuchtes Trinkwasser und ein Fischsterben befürchteten. Nach Ansicht von Geologen ließe sich ein Abfließen in das Gewässer jedoch ohnehin nicht verhindern.

Das ursprünglich mit im Verdacht stehende schwere Erdbeben, das nur zwei Tage vorher die Insel erschütterte, scheidet als Ursache dagegen aus, so Davies. Dies belegten geologische Vergleichsbeispiele. Außerdem sei Lusi ein Einzelfall, denn es gäbe keine weiteren, ähnlich gearteten geotektonischen Vorkommnisse in den vom Beben betroffenen Regionen. (dl)

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