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Nachtsittich: Größtes Geheimnis der Papageienwelt gefilmt

Über ein Jahrhundert galt der australische Nachtsittich als verschollen oder ausgestorben. Nun gelangen endlich Filmaufnahmen und erste Studien.
Ausgestopfter Nachtsittich

Manchen Ornithologen gilt der Nachtsittich (Pezoporus occidentalis) als eine Art Heiliger Gral der Vogelwelt: Der nachtaktive Papagei lebt versteckt und sehr heimlich in unwirtlichen Spinifex-Grasländern des australischen Outbacks. Seit 1890 gab es nur sehr wenige bestätigte Sichtmeldungen, weshalb die Art lange als verschollen oder sogar ausgestorben betrachtet wurde – bis der Filmemacher John Young 2013 einen Nachtsittich beobachten und fotografieren konnte. Federanalysen des Western Australian Museum bestätigten den Fund mit Hilfe von DNA-Analysen gesammelter Federn. Den genauen Fundort hielt Young vor der Öffentlichkeit geheim, doch ermöglichte er dem Ornithologen Steve Murphy von der Naturschutzorganisation Bush Heritage Australia, dass dieser die Art weiter erforschen kann. Nach einer erneuten, 18-monatigen Suche entdeckten Young und Murphy wieder Nachtsittiche, wie der "Guardian" berichtet: Zum ersten Mal seit Jahrzehnten gelang es ihnen zudem, ein Exemplar zu fangen – und mit einem winzigen Sender auszustatten, um mehr über die Lebensgewohnheiten des geheimnisvollen Sittichs zu erfahren.

© The Guardian
Nachtsittich

"Vor dieser Studie wussten wir nicht, was die Vögel fressen, wo sie trinken oder ob sie Wasser nur über die Nahrung aufnehmen. Wir begannen praktisch bei null", so Murphy gegenüber dem "Guardian". Jede Nacht legte der besenderte Nachtsittich acht Kilometer auf der Suche nach Nahrung zurück, blieb jedoch stets im gleichen Revier. 30 aufgestellte Kamerafallen erwiesen sich dagegen als nutzlos, denn sie fotografierten keinen einzigen Vogel. Doch wenigstens deuten automatische Tonaufzeichnungen an, dass in der Region mehrere Individuen der stark bedrohten Art leben. Das Gebiet gehört mittlerweile zu Bush Heritage Australia, der exakte Standort wird jedoch weiterhin geheim gehalten, damit die Nachtsittiche nicht zusätzlich gefährdet werden. Neben einem veränderten Feuerregime gefährden vor allem eingeschleppte Raubtiere, wie Füchse und verwilderte Katzen, die Art. Dank der starken Trockenheit ist wenigstens die Zahl der Katzen zurückgegangen, dennoch wollen die Ökologen verstärkt gegen die invasiven Säuger vorgehen, um den Nachtsittich zu schützen.

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