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Psychosen: Die Wurzeln der Paranoia

Verfolgungswahn fängt manchmal klein an. Und deshalb kann man vielleicht schon frühzeitig gegensteuern.
Gruselige Gestalten
Menschen, die einen bedrängen oder verfolgen, sind ein Albtraum. Doch oft sind sie nicht real.

Wahnvorstellungen entwickeln sich häufig aus weniger gravierenden Vorstufen. Britische Wissenschaftler wollten daher herausfinden, welche Faktoren mit der Ausbildung einer Paranoia im Zusammenhang stehen, also der Überzeugung, dass andere Menschen einem schaden wollen.

Die Psychologen Daniel Freeman von der University of Oxford und Bao Sheng Loe von der University of Cambridge befragten rund 10 000 Teilnehmerinnen und Teilnehmer, die nach Alter, Geschlecht, Einkommen und weiteren Merkmalen repräsentativ für die Bevölkerung des Vereinigten Königreichs waren. Dabei wurden sowohl das Ausmaß an klinischer Paranoia erhoben als auch Gedanken und Einstellungen, die damit in Zusammenhang stehen könnten.

Ein Viertel aller Befragten bezeichnete sich selbst als misstrauisch oder sehr misstrauisch gegenüber anderen Menschen. Wenig überraschend litten Teilnehmer mit einem Verfolgungswahn zusätzlich unter anderen Merkmalen psychotischer Störungen wie Halluzinationen und dissoziativen Erlebnissen. Daneben war Paranoia aber auch mit alltäglichen, nicht psychotischen Merkmalen verknüpft. Darunter fielen etwa defensive Verhaltensmuster, also die Tendenz, stark auf der Hut vor möglichen Gefahren zu sein. Ebenso litten paranoide Probanden häufiger unter sozialer Angst sowie unter Agoraphobie. Sie hatten überdurchschnittlich oft ein negatives Selbstbild und hielten sich für weniger wertvoll als andere. Nicht zuletzt hatten sie häufiger Diskriminierung erfahren und berichteten über eine geringere soziale Unterstützung.

Viele dieser Faktoren lassen sich im Rahmen einer Psychotherapie verändern, sagen die Forscher. Möglicherweise könnte man dadurch psychotische Störungen schon im Frühstadium angehen.

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  • Quellen
BMJ Mental Health 10.1136/bmjment-2023–300880, 2023

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