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News: Über Geschmack läßt sich nicht streiten

Wieder einmal beschäftigen sich Wissenschaftler mit der Frage, warum einige Menschen als schöner empfunden werden als andere. Sie kommen zu einem tröstlichen Ergebnis, das eigentlich jeder von uns aus der eigenen Erfahrung bestätigen würde: Schönheit ist doch relativ!
Wie sehr wird das Bild von weiblicher Attraktivität durch die Kultur bestimmt? Douglas W. Yu vom Imperial College in Silwood Park, Großbritannien, und Glenn H. Shepard Jr. von der University of California in Berkeley widmen sich diesem Thema in der Ausgabe von Nature vom 26. November 1998. Auch sie gehen davon aus, daß "westliche" Männer Frauen bevorzugen, die mit einer ausgeprägten "Wespentaille" gesegnet sind – also relativ schlankem Körper und breiten Hüften. In dieser Bevorzugung steckt durchaus ein evolutiver Sinn. In den entwickelteren Ländern besitzen gesunde Frauen eine höhere Konzentration von Östrogen als von Testosteron. Dieses führt zu dem Phänomen, das manche Frauen sehr bedauern: Ihr Fett lagert sich bevorzugt auf den Hüften und an den Oberschenkeln an. Diese Figur wird auch als "birnenförmig" bezeichnet, im Gegensatz zur geraderen "apfelförmigen" Silhouette, deren Vertreterinnen häufiger unter Gesundheitsproblemen wie Diabetes oder Unfruchtbarkeit zu leiden haben.

Wenn die Bevorzugung von Wespentaillen auf solche Gründe zurückgeht, dann müßte sie aber durchgehend in allen Kulturen auftreten. Das zu überprüfen, ist allerdings schwierig: Wo sollte ein Forscher Menschen hernehmen, die noch völlig unberührt von westlichen Einflüssen sind? Doch Yu und Shephard fanden geeignete Versuchspersonen in den Matsigenka, einem Stamm in einem entlegenen Winkel von Peru, der bis jetzt nur wenig Kontakt zur Außenwelt hatte. Und eben hier zeigte sich, daß die Bevorzugung der Wespentaille so universell doch nicht ist. Für die Männer der Matsigenka lagen die Frauen mit wohlgenährten "Apfelformen" eindeutig in allen relevanten Disziplinen vorne: körperliche Attraktivität, Gesundheit und wie begehrenswert die Dame als Ehefrau wirkt.

Und was schließen die Wissenschaftler aus diesen Ergebnissen? "Vielleicht reflektieren viele transkulturelle Studien der Evolutionspsychologie nur den jeweiligen Durchdringungsgrad mit westlichen Medien." Zu guter Letzt steht für die Forscher ein weiteres Mal nur eines fest: "...im Endeffekt ist es so, daß das reale Leben doch komplizierter ist." Eine schöne Aussage – und allen vom Schönheitsideal genervten Frauen bleibt die intensive Beschäftigung mit der Landkarte. Möglicherweise ist es eine Überlegung wert, wohin die nächste Urlaubsreise geht.

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