So entwickelt sich Ihr Gehirn im Lauf des Lebens

Wie verändert sich unser Gehirn im Lauf des Lebens? Fachleute haben erstmals Wachstumskurven erstellt – von der Zeit vor der Geburt bis ins hohe Alter. Dazu haben sie die Daten von circa 100 000 Menschen aus verschiedenen Studien zusammengetragen. Geben Sie Ihr Alter und Geschlecht an, um die typischen Werte zu sehen.

Zwei Gewebetypen sind hierbei besonders interessant: die graue sowie die weiße Hirnsubstanz – die Hauptbestandteile unseres Denkorgans.

Die blauen Punkte stehen für die graue Substanz, die gelben Punkte für die weiße.

Die bildet die Hirnrinde sowie tiefer gelegene Kernregionen. Sie enthält vor allem die Körper der Neuronen, also deren Rechenzentren.

Die bildet das sogenannte Marklager und besteht aus den Fortsätzen der Neuronen. Mithilfe dieser Leitungsbahnen schicken die Zellen Informationen hin und her. Damit das besonders schnell geht, sind sie von einer Fettschicht isoliert – wodurch die Fasern weiß erscheinen.

Jeder winzige Punkt in der Wolke entspricht einem Messpunkt von oder im Gehirn einer Person eines bestimmten Alters. Dazu haben Fachleute die Daten von circa 100 000 Menschen aus verschiedenen Studien zusammengetragen. Je dichter die Wolke, desto mehr Menschen werden dort repräsentiert.

Auf der Y-Achse links ist das Gehirnvolumen eingetragen, unten auf der X-Achse das Alter.

Die X-Achse haben wir so skaliert, dass das für die Hirnentwicklung wichtige Kindesalter mehr Raum bekommt als die anderen Lebensabschnitte.

Die Linien geben den Median für die jeweilige Hirnsubstanz an. Der Median ist der Wert, bei dem genau die Hälfte der Werte kleiner und die Hälfte größer ist.

Beginnen wir mit der – dem Rechenzentrum Ihres Gehirns. In der frühen Kindheit wächst sie rasant, am schnellsten im Alter von ungefähr einem halben Jahr. Kein Wunder, denn Babys müssen besonders viel lernen. Dafür benötigen sie zahlreiche neue Synapsen, also Kontaktstellen zwischen den Neuronen. Die graue Substanz erreicht mit etwa 6 Jahren ihr maximales Volumen. Danach beginnt sie langsam wieder abzunehmen – ein Prozess, der ein Leben lang anhält.

Wie sieht es beim Geschlecht aus? Der Punkt stellt den Median für 6‑jährige dar.

Ein größeres Hirnvolumen bei einem Geschlecht deutet nicht auf dessen höhere Intelligenz hin. So haben Männer im Schnitt zehn Prozent größere Gehirne als Frauen, sind jedoch, was die allgemeine Intelligenz angeht, nicht schlauer.

Was würden Sie schätzen, wie viel Prozent der in dieser Altersgruppe haben graue Substanz als der Median des Geschlechts?


Nun zur Sie wächst ebenfalls mit ihren Aufgaben, aber langsamer als die graue Substanz. Am schnellsten legt sie in einem Alter von zirka 2,5 Jahren zu – das betrifft sowohl die Anzahl der Nervenfasern als auch deren Isolierschicht. Ihr maximales Volumen erreicht die weiße Substanz mit ungefähr 28 Jahren. Ab dem 50. Lebensjahr nimmt sie besonders schnell ab.

Wir wissen, dass % der dem Median des Gehirnvolumens liegen. Was schätzen Sie: auf welcher Höhe müsste der schwarze Punkt für den Median des Gehirnvolumens liegen, um genau das abzubilden? Sie können den Punkt verschieben, indem Sie den Regler bewegen.


Schaut man nur auf die Mediane, könnte man meinen: Die Werte der Männer liegen klar über denen der Frauen. Blicken wir jedoch auf die Verteilungen, zeigt sich, dass es längst nicht so eindeutig ist. Gleichzeitig wird die Interpretation dadurch anspruchsvoller.

Was denken Sie: Wie oft hat ein Volumen als


Hier sehen Sie die Entwicklung Ihrer und zusammen. Das am Anfang ausgewählte Alter befindet sich in der Phase:


Sie haben nun gesehen, wie sich Ihr Gehirn im Verlauf des Lebens verändert – und in welchem Abschnitt der Entwicklung es sich aktuell befindet.

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Hinter den Daten

Methodischer Hintergrund: Die Basis für die Grafik sind die Daten dieser Metaanalyse von Bethlehem, R.A.I., Seidlitz, J., White, S.R. et al. Brain charts for the human lifespan. Nature 604, 525–533 (2022).

Die Grafik wurde erstellt vom Kiel Science Communication Network (KielSCN).

Texte: Anna Lorenzen/Spektrum der Wissenschaft, Stephan Reiche/KielSCN
Grafikdesign und Umsetzung: Björn Döge/KielSCN

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