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Lexikon der Ernährung: Altern

Altern, engl. aging, 1) biologisches Phänomen, geprägt durch den Wandel von Körperaufbau und -leistung während des gesamten Lebens, auch als Biomorphose bezeichnet.
2) Seneszenz, Alterungsprozess, Rückbildung (Involution) des menschlichen Organismus und damit eintretende irreversible anatomische, physiologische, psychische und soziale Veränderungen (Tab. 1) bei Senioren (Senioren-Ernährung). Mit zunehmendem Alter führen strukturelle und funktionelle Veränderungen an Zellen, Organen und Geweben zu fortschreitender Leistungsminderung und verringerter Anpassungsfähigkeit. Unterschiedliche Ursachen des A. werden diskutiert (Tab. 2).
Der Alterungsprozess kann individuell variierend zwischen dem 51. und 65. Lebensjahr beginnen. Die Dynamik des A. ist individuell sehr unterschiedlich ausgeprägt. Dies erklärt die Heterogenität der Gruppe der älteren Menschen. Alterungsvorgänge können von einem gewissen Grad an pathophysiologischen Charakter annehmen bzw. zu Krankheitsprozessen disponieren (Alterskrankheiten) – umgekehrt können chronische Krankheiten (z. B. Diabetes mellitus, rheumatische Erkrankungen) das A. beschleunigen.
3) In der Demographie die anteilige, im Verhältnis zu jungen Menschen überproportionale Zunahme älterer Menschen in einer Gesellschaft. Das A. einer Bevölkerung wird auch durch die Jugend- und Altenquotienten beschrieben. Dabei werden die Zahlen von jüngeren (unter 20 Jahre) und älteren (über 59 Jahre) Menschen ins Verhältnis zur Zahl der Erwerbstätigen (20–59 Jahre) gesetzt. Die Entwicklung der Jugend- und Altenquotienten veranschaulicht den Alterungstrend einer Bevölkerung. In Deutschland wird sich im Zeitraum von 1995–2040 der Jugendquotient voraussichtlich nur unwesentlich verändern, der Altenquotient jedoch von 36,6 auf 67,8 % ansteigen.

Altern: Tab. 1. Altersveränderungen.

Veränderungen der Körperzusammensetzung
 

Abnehmender Wassergehalt (auf 45–50 % im hohen Alter), verminderte Toleranz gegenüber einem FlüssigkeitsdefizitAbbau von Knochensubstanz, Verringerung der KnochendichteAbnahme von Nervenzellen in Gehirn und RückenmarkAbnahme von fettfreier Körpermasse (bes. Skelettmuskulatur von 45 % des Körpergewichts bei Jüngeren auf 27 % bei 70-Jährigen)

Veränderungen von Körperfunktionen / Organveränderungen

 

Nachlassende Herz-Kreislauf-BelastungsfähigkeitNachlassende Elastizität von Blutgefäßen, Gefäßsklerose, Abnahme der peripheren Durchblutung und damit der SauerstoffversorgungNachlassende GelenkbeweglichkeitAbnahme der Elastizität des knöchernen Thorax als Mitursache für nachlassende LungenfunktionNachlassende NierenfunktionNachlassen von Sinnesfunktionen (Sehen, Hören, Geschmack, Geruch) und Durstempfinden (erhöhtes Exsikkoserisiko)Nachlassende Sekretionsfunktion innerer Organe (Enzyme, Hormone, Bicarbonat, Magensalzsäure), dadurch häufiger eingeschränkte Glucosetoleranz, aber keine generellen Digestions- und Resorptionsprobleme (hohe Reservekapazität)Abnahme der Elastizität der Dickdarmwand, Neigung zu Divertikelbildung und ObstipationNachlassen der Immunabwehr (Abnahme der Thymusfunktion und Proliferation von Lymphozyten), erhöhte Neigung zu Autoantikörperbidung, verminderte Immunantwort auf ImpfungenVeränderungen der Haut (Verdünnung, Fettarmut, Rissigkeit, Abnahme des Säureschutzmantels, Zunahme der Pigmentierung), Abnahme des Vitamin D-SynthesevermögensErlöschen der Fertilität

Veränderungen von Gebiss und Kiefer

 

Abnutzung der ZähneRückbildung des Zahnhalteapparates und insgesamt geringere Kapillardurchlässigkeit, dadurch Entblößung des Zahnhalses (senile Alveolenatrophie) und herabgesetzte Ernährung des ZahngewebesZunahme von Erkrankungen des Zahnhalteapparates wie ParodontitisNachlassende Selbstreinigungseffekte durch Rückgang der Speichelbildung (Altersatrophie der Speicheldrüsen)

Neurologische, geistige und psychische Veränderungen

 

Verlangsamung motorischer Abläufe, GeschicklichkeitsverlustNachlassende Gedächtnisleistung (Wendigkeit, Merkfähigkeit, Konzentration, Denkgeschwindigkeit)Leichtere geistige ErschöpfungZunahme von Konservatismus und Beharren auf gewonnenen StandpunktenEntwicklung von Kontaktarmut, Desinteresse, Abwendung von Realität, Abkapselung und IsolationNeigung zu Depression, bes. nach Partner- und/oder WohnungsverlustPartnerschaftskonflikte und sexuelle Probleme

Altern: Tab. 2. Theorien zur Ursache des Alterns.

Erblichkeitstheorie:

Intensität und Geschwindigkeit des Alterns ist von Erbeinflüssen und „genetischer” Uhr abhängig (Stichwort: „langlebige” Familien)

Mutationstheorie:

(Sich anhäufende) Schädigung der Erbinformation durch physikalische Strahlenwirkungen, chemische und andere Umwelteinflüsse (z. B. UV-Strahlung)

Stresstheorie:

Veränderungen bzw. Nachlassen der Adaptation an Stresssituationen, zunehmende Erholungsdefizite nach Stresseinflüssen mit dem Ergebnis von Zell- und Organschädigungen

Abnutzungstheorie:

Vorstellung von sich verbrauchendem / erschöpfendem Energie-, Kraft-, Funktions- und Enzympotenzial des Organismus und Anhäufung von biologischem „Abfall” durch nachlassende Eliminationskapazität

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