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mit sehr großem Interesse habe ich jetzt Ihr Heft "Psychologie des Verbrechens" gelesen. Erlauben Sie mir eine Nachfrage:
In mehreren Artikeln wurde darauf spekuliert, dass man im MRT des Schädels gleichsam die biologischen Voraussetzungen bestimmter Persönlichkeitsstörungen sehen kann. Könnte es nicht umgekehrt sein? Bestimmte Verhaltensweisen bilden sich dann im MRT so oder so ab - in Analogie zum Schmerzgedächtnis beim chronischen Schmerz: Ist der Schmerz weg, so löscht sich die Zone im Gehirn, die man als Schmerzgedächtnis bezeichnet.
Stellungnahme der Redaktion
Sehr geehrter Herr Dr. Fischer,
da haben Sie sicherlich Recht: Das Verhalten eines Menschen hinterlässt Spuren in seinem Gehirn, die dort zu strukturellen und funktionellen Veränderungen führen können. So lässt sich nach neuen Erkenntnissen zum Beispiel nach wiederholtem Spielen von gewalthaltigen Computerspielen eine Veränderung in der Hirnaktivität nachweisen, die mit einer geringeren Hemmschwelle, Gewalt auszuüben, einhergeht. (Engelhardt, C. R. et al.: This is Your Brain on Violent Video Games: Neural Desensitization to Violence Predicts Increased Aggression Following Violent Video Game Exposure. In: Journal of Experimental Social Psychology, im Druck)
Am wahrscheinlichsten ist wohl eine Interaktion oder gar ein sich wechselseitig verstärkender Einfluss, wie in den meisten Fällen von biologischen Korrelaten komplexer Verhaltensweisen: Die Biologie (z.B. Genvarianten, die mit bestimmten Besonderheiten im Gehirn einhergehen) prädisponiert für Gewalt und andere Formen von Kriminalität, aber in der Regel bedarf es zusätzlich ungünstiger Umweltbedingungen (Misshandlung, Vernachlässigung, schlechte Vorbilder ...), die wiederum auf die Hirnaktivität zurückwirken, etc. In 10 oder 20 Jahren werden wir hoffentlich Genaueres über dieses Wechselspiel wissen.
Mit besten Grüßen
Christiane Gelitz
Redaktion Gehirn&Geist
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Psychologie des Verbrechens
29.08.2011, Dr. med. Patrick Fischer, Baden-BadenIn mehreren Artikeln wurde darauf spekuliert, dass man im MRT des Schädels gleichsam die biologischen Voraussetzungen bestimmter Persönlichkeitsstörungen sehen kann. Könnte es nicht umgekehrt sein? Bestimmte Verhaltensweisen bilden sich dann im MRT so oder so ab - in Analogie zum Schmerzgedächtnis beim chronischen Schmerz: Ist der Schmerz weg, so löscht sich die Zone im Gehirn, die man als Schmerzgedächtnis bezeichnet.
Sehr geehrter Herr Dr. Fischer,
da haben Sie sicherlich Recht: Das Verhalten eines Menschen hinterlässt Spuren in seinem Gehirn, die dort zu strukturellen und funktionellen Veränderungen führen können. So lässt sich nach neuen Erkenntnissen zum Beispiel nach wiederholtem Spielen von gewalthaltigen Computerspielen eine Veränderung in der Hirnaktivität nachweisen, die mit einer geringeren Hemmschwelle, Gewalt auszuüben, einhergeht. (Engelhardt, C. R. et al.: This is Your Brain on Violent Video Games: Neural Desensitization to Violence Predicts Increased Aggression Following Violent Video Game Exposure. In: Journal of Experimental Social Psychology, im Druck)
Am wahrscheinlichsten ist wohl eine Interaktion oder gar ein sich wechselseitig verstärkender Einfluss, wie in den meisten Fällen von biologischen Korrelaten komplexer Verhaltensweisen: Die Biologie (z.B. Genvarianten, die mit bestimmten Besonderheiten im Gehirn einhergehen) prädisponiert für Gewalt und andere Formen von Kriminalität, aber in der Regel bedarf es zusätzlich ungünstiger Umweltbedingungen (Misshandlung, Vernachlässigung, schlechte Vorbilder ...), die wiederum auf die Hirnaktivität zurückwirken, etc. In 10 oder 20 Jahren werden wir hoffentlich Genaueres über dieses Wechselspiel wissen.
Mit besten Grüßen
Christiane Gelitz
Redaktion Gehirn&Geist