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Shai Agassi

Shai Agassi ist Gründer und Chef von Better Place in Palo Alto, Kalifornien

Elektrofahrzeuge sind einfach noch nicht gut genug. Der Tesla Roadster ist zwar schnell und derzeit ziemlich angesagt. Sein Preis dämpft die erste Begeisterung dann aber doch, zumal er nach längeren Strecken gleich für drei Stunden an die Steckdose muss. Der Volt von Chevrolet, der 2010 auf den US-Markt kommen soll, und dessen für 2011 angekündigte europäische Variante – der Opel Ampera – , ist zwar erschwinglicher, kommt rein elektrisch aber gerade einmal 60 Kilometer weit, bevor ihm der Strom ausgeht.

Das ist zu wenig, dachte sich vor wenigen Jahren ein Newcomer in der Autobranche. Wer eine Welt ohne Öl anstrebt, braucht weiter reichende Visionen. Nun entwickelt der Israeli und frühere Softwaremanager Shai Agassi – er gehörte einige Jahre lang zum Vorstand der Walldorfer SAP AG –, eine völlig neue elektrische Infrastruktur für den Autoverkehr, gespeist von Wind- und Sonnenenergie.

Der Plan ist ungewöhnlich: Bei Agassis Firma Better Place könnten Autofahrer Kilometer abonnieren statt Akkus kaufen. Sie müssten bei Bedarf einfach entsprechende Servicestationen anfahren, in denen sie ihre entladenen Batterien in Minutenschnelle gegen gefüllte Exemplare austauschen lassen können. Solche "switching stations", je 30 Kilometer voneinander entfernt und an größeren Straßen gelegen, könnten einst ganze Staaten abdecken.

Wer nur kurz nachtanken will, kann stattdessen mit einem Bezahlystem ausgerüstete Steckdosen auf Parkplätzen oder in Tiefgaragen ansteuern und dann erst einmal arbeiten oder einkaufen gehen. Aber was, wenn längere Strecken geplant sind? Dann soll ein Bordcomputer dem Fahrer helfen, abhängig von Reiseroute und Batteriezustand passende Servicestationen zum "switchen" anzufahren.

Ein Pilotprojekt startete das kalifornische Unternehmen im letzten Jahr in Israel, wo Null-Emissions-Fahrzeuge mit Steueranreizen gefördert werden. Investoren wollen sich an Better Place mit rund 200 Millionen US-Dollar beteiligen. Verträge für die eigens aufzubauende Infrastruktur hat Better Place bereits mit Dänemark, Australien, der kanadischen Provinz Ontario und den US-Bundesstaaten Hawaii und Kalifornien unterzeichnet. Renault-Nissan soll die ersten Elektroautos liefern. Unterdessen hofft Agassi, dass künftige Lithiumionenbatterien höhere Reichweiten erlauben werden und die Autohersteller sich auf gemeinsame Standards etwa bei Baugrößen und Steckern einigen. Denn ab dann kann praktisch jedes E-Mobil an sein Netz andocken.

Technologie und innovative Strategie gepaart mit Dienstleistungen direkt an der Straße – so könnte Agassi dem Elektroauto eine echte Zukunft verschaffen.

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