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Fremdes Leben: Leben Aliens schon immer unter uns?

Es klingt nach Science Fiction, doch die Wissenschaftler meinen es ernst: Vielleicht existieren auf der Erde tatsächlich Lebensformen, die neben unserer eigenen Daseinsart völlig fremd erscheinen – regelrechte Aliens. Solche Wesen könnten in extremen Umwelten zuhause sein, zum Beispiel in Trockentälern der Antarktis oder im Tiefengestein. Aber es ist auch nicht ausgeschlossen, dass sie dicht bei uns leben, vielleicht sogar in unserem Körper. In der April-Ausgabe von „Spektrum der Wissenschaft“ erörtert der Astrobiologe und Physiker Paul Davies von der Arizona State University in Phoenix die Überlegungen dazu – und nennt auch konkrete Befunde, weswegen eine Reihe Forscher dies für möglich halten.
Warum hat dann noch niemand auf der Erde Aliens entdeckt? Davies Hauptargument: Biochemisch wären solche Kreaturen viel zu absonderlich, um sie mit den üblichen molekularen Verfahren aufzuspüren. Vorhandene Testsysteme sind ja gerade für unser Lebensprinzip gemacht, für unsere Sorte genetischer Information und Stoffwechsel. Organismen, deren Moleküle vielleicht statt Kohlenstoff Silizium enthalten oder die statt Phosphor Arsen verwenden (und für die Phosphor dann so hochgiftig wäre wie für uns Arsen), müsste man mit völlig anderen Ausstattungen einfangen.

Trotzdem sind manche Experten inzwischen sicher, dass sie fremdartige Organismen längst dingfest gemacht haben. Davies erwähnt etwa die australische Forscherin Philippa Uwins. Sie entdeckte in Proben von Tiefseebohrungen merkwürdige winzige tröpfchenförmige Körper, so genannte Nanoben, die anscheinend DNA enthalten und sich selbständig zu vermehren scheinen. Auffallenderweise sind sie aber kaum größer als Viren – die nicht als Lebewesen gelten, da sie keinen eigenen Stoffwechsel besitzen und sich ohne die Hilfe von regelrechten Organismen nicht vervielfältigen können. Die Nanoben müssten darum einen exotischen Stoffwechsel besitzen.

Der finnische Mediziner Olavi Kajander von der Universität Kuopio entdeckte schon vor Jahren ähnlich winzige Strukturen, als er menschliche Zellkulturen untersuchte. Wenn es denn tatsächlich Nanobakterien sind, dann hausen sie im Blut oder im Urin. Sie fällen Kalzium aus und rufen Nierensteine hervor. Oder sie erzeugen in Blutgefäßen arteriosklerotische Ablagerungen.

Ob Nanoben und Nanobakterien wirklich echte Aliens darstellen, die aus einer eigenen Urzeugung hervorgingen, oder ob es sich um sehr früh abgezweigte Linien unseres eigenen Stammbaums handelt, muss sich erst erweisen. Vielleicht gingen sie ihren eigenen Weg in einer frühen Zeit, bevor sich am Anfang unserer Evolution die ausgefeilten biochemischen Systeme immer weiter ausbildeten, von denen wir abhängen. Zumindest glauben die Forscher längst nicht mehr, dass das Leben vermutlich nur ein einziges Mal entstand – eben weil die Urzeugung ein zu unwahrscheinliches Ereignis gewesen sei. Heute halten sie so einen Anfang vielmehr für ein fast zwangsläufiges Geschehen. Leben, so heißt es, sein in die Naturgesetze eingeschrieben.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Spektrum der Wissenschaft, 4/08
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