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Lexikon der Mathematik: Jacobi, Carl Gustav Jacob

deutscher Mathematiker, geb. 10.12.1804 Potsdam, gest. 18.2.1851 Berlin.

Der Sohn eines jüdischen Bankiers studierte in Berlin, wobei er sich schwer zwischen Philologie und Mathematik entscheiden konnte. Das Mathematikstudium gab ihm wenig, seine Kenntnisse erwarb er vorwiegend im Selbststudium. Im Jahre 1824 legte er das Staatsexamen für Lehrer an höheren Schulen ab, 1825 promovierte er bei gleichzeitiger Habilitation in Berlin. Der junge Privatdozent hielt 1825/26 die ersten Vorlesungen über Differentialgeometrie an einer deutschen Universität. Diese Vorlesungen sind später als Beginn der allgemeinen Neugestaltung des Universitätsunterrichts bezeichnet worden. Als Dozent ging Jacobi 1826 nach Königsberg. Durch die Einflußnahme von Gauß, Bessel und von Humboldt wurde er dort 1827 außerordentlicher und 1829 ordentlicher Professor.

Jacobi hatte bereits 1825 sein Prinzip der Reihenumformung gefunden und über periodische Funktionen gearbeitet, ehe er sich der Theorie der elliptischen Funktionen zuwandte. Im Wettstreit mit Abel entwickelte er ihre Theorie („Fundamenta nova functionum ellipticarum“, 1829).

Dafür auch international mit höchsten wissenschaftlichen Auszeichnungen geehrt, arbeitete Jacobi danach in unglaublicher Vielseitigkeit über Thetafunktionen, Variationsrechnung, Dynamik, totale und partielle Differentialgleichungen, analytische Mechanik, Himmelsmechanik, und Determinantentheorie. Er forschte über kubische Reste, algebraische Eliminationstheorie und analytische Geometrie.

In Königsberg revolutionierte Jacobi den mathematischen Universitätsunterricht. Er setzte 1834 die Eröffnung eines mathematisch-physikalischen Seminars durch, trug in den Vorlesungen neueste Forschungsergebnisse vor und bildete und förderte eine große Anzahl später sehr bedeutender Mathematiker („Königsberger Schule“). Seit 1839 war Jacobi schwer erkrankt (Diabetes mellitus), erklärte sich aber die Krankheitssymptome durch Überarbeitung und das Königsberger Klima. Erst 1844 wurde ihm gestattet, Königsberg zu verlassen. Er ließ sich in Berlin nieder. Als Akademiemitglied hielt er an der Universität noch gelegentlich Vorlesungen. Er beschäftigte sich mit historischen Fragen von Mathematik und Astronomie und mischte sich in die Tagespolitik ein. Wegen seines Engagements für die Märzrevolution 1848 war er Repressalien ausgesetzt, und nur Humboldt konnte das Weggehen Jacobis aus Berlin verhindern.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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