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Lexikon der Mathematik: L1-Approximation

Approximation hinsichtlich der L1-Norm.

Die L1-Approximation bildet einen Teilbereich der Approximationstheorie. Bezeichnet C[a, b] den Raum der stetigen Funktionen auf [a, b], so wird durch

\begin{eqnarray}{\Vert f\Vert }_{1}=\displaystyle \underset{a}{\overset{b}{\int }}|f(t)|dt,f\in C[a,b],\end{eqnarray}

die L1-Norm festgelegt. Diese Norm kann man auch auf der größeren Funktionenklasse der L1-integrierbaren Funktionen definieren, d. h. Funktionen f mit der Eigenschaft

\begin{eqnarray}\displaystyle \underset{a}{\overset{b}{\int }}|f(t)|dt\lt \infty. \end{eqnarray}

Ist G ein Teilraum von C[a, b], so heißt gfG beste L1-Approximation an fC[a, b], falls

\begin{eqnarray}{\Vert f-{g}_{f}\Vert }_{1}\le {\Vert f-g\Vert }_{1}\end{eqnarray}

für alle gG gilt. Anschaulich bedeutet dies, daß der Flächeninhalt zwischen f und gf minimal ist. B.R. Kripke und T.J. Rivlin formulierten 1965 die folgende Charakterisierung von besten L1-Approximationen.

Die Funktion gfG ist genau dann beste L1-Approximation an fC[a, b], wenn gilt:

\begin{eqnarray}\displaystyle \underset{a}{\overset{b}{\int }}g(t)\mathrm{sgn}(f-gf)(t)dt=\displaystyle \mathop{\int }\limits_{Z(f-{g}_{f})}|g(t)|dt,g\in G.\end{eqnarray}

Hierbei ist

\begin{eqnarray}Z(f-{g}_{f})=\{t\in [a,b]:(f-{g}_{f})(t)=0\}.\end{eqnarray}

Ist G ein Tschebyschew-System, so ist die beste L1-Approximation stets eindeutig. Die Umkehrung gilt jedoch nicht, denn auch für Splinefunktionen gilt diese Aussage. Die beste L1-Approximation kann unter gewissen Voraussetzungen durch Lagrange-Interpolation bestimmt werden. Ist G ein n-dimensionales Tschebyschew-System, so existieren eindeutig bestimmte Punkte a < t1 < … < tn < b mit der Eigenschaft \begin{eqnarray}\displaystyle \sum _{i=0}^{n}{(-1)}^{i}\displaystyle \underset{{t}_{i}}{\overset{{t}_{i+1}}{\int }}g(t)dt=0,{\quad}g\in G.\end{eqnarray}

Hierbei sind t0 = a und tn+1 = b. Die Punkte t1, …, tn werden kanonische Punkte von G genannt. In diesem Fall bezeichnet man die Menge

\begin{eqnarray}C(G)=\{f\in C[a,b]:G\cup \{f\}\text{ist ein Tschebschew-System von}C[a,b]\}\\ \end{eqnarray}

als den Konvexitätskegel von G. Im Jahr 1977 zeigte C.A.Michelli den folgenden Satz über einen Zusammenhang von L1-Approximation mit der Lagrange-Interpolation.

Es seien G ein n-dimensionales Tschebyschew-System und a < t1 < … < tn < b die kanonischen Punkte von G. Für jede Funktion fC(G) ist die beste L1-Approximation gfG an f eindeutig durch

\begin{eqnarray}{g}_{f}({t}_{i})=f({t}_{i}),{\quad}i=1,\mathrm{...},n,\end{eqnarray}

festgelegt.

[1] G. Nürnberger: Approximation by Spline Functions. Springer-Verlag Berlin/Heidelberg, 1989.

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  • Die Autoren
- Prof. Dr. Guido Walz

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