Direkt zum Inhalt
Login erforderlich
Dieser Artikel ist Abonnenten mit Zugriffsrechten für diese Ausgabe frei zugänglich.

Forschungsmethoden: Selbst ist das Versuchskaninchen

In der Geschichte der Psychologie und der Medizin waren Wissenschaftler oft ihre eigenen Probanden.
Versuchsleiter Jürgen Aschoff stieg 1963 als erster Proband in den "Bunker", in dem Forscher untersuchten, welchem Rhythmus die innere Uhr des Menschen folgt.

Berlin im Frühjahr 1880. Wilhelm I. ist Deutscher Kaiser, die Straßenbahnen werden noch von Pferden gezogen. In den Zeitungen diskutiert man über das Sozialistengesetz von Reichskanzler Bismarck und über die neueste Rechtschreibreform. In diesen Tagen legt ein Forscher an der Philosophischen Fakultät der Humboldt-Universität seine Habilitationsschrift vor, die aus mehreren Gründen bemerkenswert ist.

Zum einen ist der Verfasser, Herrmann Ebbinghaus, wissenschaftlich ein unbeschriebenes Blatt: Seit seiner sieben Jahre zuvor abgeschlossenen Doktorarbeit über das Unbewusste hat er nichts mehr veröffentlicht. Stattdessen war er gereist, hatte als Lehrer in Südengland, in Paris und am preußischen Königshof gearbeitet. Während dieser Zeit hatte er sich ganz im Privaten seinen weiteren Studien gewidmet.

Zum anderen waren die Experimente ungewöhnlich, zumindest aus heutiger Sicht. Denn der Forscher hatte das menschliche Gedächtnis untersucht – an sich selbst als einziger Versuchsperson. Er hatte dafür Tausende sinnloser Silbenreihen gelernt und genau erfasst, wie lange er dafür brauchte und wie schnell er sie wieder vergaß. Dabei versuchte er die äußeren Rahmenbedingungen möglichst gleich zu lassen. Das Ziel: die "mächtigen Hebel der exakten Naturforschung" anzuwenden, um geistige Vorgänge zu verstehen ...

Kennen Sie schon …

Spektrum Geschichte – Roms Ende

Als das Römische Reich zerfiel, brach Chaos über die Menschen herein. Was sie vor 1500 Jahren erlebten, lässt ein spätantikes Buch erahnen. Über die Ursachen des Untergangs sind sich Historiker uneins. Klar ist: Nicht ein Ereignis, sondern ein Geflecht von Geschehnissen brachte das Imperium zu Fall.

Spektrum - Die Woche – Liebes Gehirn, konzentrier dich doch mal!

Unser Gehirn empfängt ununterbrochen Reize aus unserer Umgebung. Wie können wir trotzdem fokussiert sein und uns auf bestimmte Dinge konzentrieren? In dieser Ausgabe der »Woche« widmen wir uns dem Phänomen der Aufmerksamkeit und Konzentration. Außerdem: Neutrino-Experiment KATRIN bekommt Konkurrenz.

Spektrum Kompakt – Pionierinnen – Frauen, die Geschichte schrieben

Ob Schauspielerinnen, Schriftstellerinnen oder Königinnen: Schon in der frühen Geschichte lassen sich hier wie dort Frauen finden, die soziale Normen nicht nur hinterfragten, sondern sich auch von ihnen befreiten. Ihre Lebensgeschichten dienen auch heute als Inspiration für Geschlechterdiskurse.

Schreiben Sie uns!

Beitrag schreiben

Wir freuen uns über Ihre Beiträge zu unseren Artikeln und wünschen Ihnen viel Spaß beim Gedankenaustausch auf unseren Seiten! Bitte beachten Sie dabei unsere Kommentarrichtlinien.

Tragen Sie bitte nur Relevantes zum Thema des jeweiligen Artikels vor, und wahren Sie einen respektvollen Umgangston. Die Redaktion behält sich vor, Zuschriften nicht zu veröffentlichen und Ihre Kommentare redaktionell zu bearbeiten. Die Zuschriften können daher leider nicht immer sofort veröffentlicht werden. Bitte geben Sie einen Namen an und Ihren Zuschriften stets eine aussagekräftige Überschrift, damit bei Onlinediskussionen andere Teilnehmende sich leichter auf Ihre Beiträge beziehen können. Ausgewählte Zuschriften können ohne separate Rücksprache auch in unseren gedruckten und digitalen Magazinen veröffentlicht werden. Vielen Dank!

  • Quellen

Brauns, H.-P.: Fechners experimentelle Versuchsplanung in "Elemente der Psychophysik" im Lichte heutiger Methodenlehre des psychologischen Experiments. In: Psychologie und Geschichte 1, S. 10-23, 1990

Lück, H. E.: Hermann Ebbinghaus: Lernen und Vergessen experimentell erforscht. In: Lück, H. E. (Hg.): Die psychologische Hintertreppe. Herder, Freiburg im Breisgau 2016, S. 42-52

Weisse, A. B.: Self-Experimentation and its Role in Medical Research. In: Texas Heart Institute Journal 39, S. 51-54, 2012

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.