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Editorial


Bei manch großen Fragen werden wir vermutlich noch lange mit Ungewissheiten leben müssen. Die Frage etwa, wie das Leben auf der Erde entstand, ist der empirischen Forschung nur schwer zugänglich: Vom Augenblick der terrestrischen "Urzeugung" gibt es keine Relikte; die ältesten Überbleibsel von Einzellern sind erst hunderte Millionen Jahre nach dem Erkalten der jungen Erde entstanden.

Wo Fakten fehlen, blühen Modelle und Spekulationen. Prüfbar werden sie nur durch Experimente, die sich aus einer Theorie ableiten lassen. Kontrovers wird daher auch der Artikel sein, den uns – als Reaktion auf unsere Titelgeschichte "Moleküle aus dem All" (10/99) – zwei deutsche Forscher geschickt haben. Sie präsentieren ihre These, dass Staubteilchen von Kometen, die auf der Erde einschlugen, quasi Brutstätten des ersten Lebens waren. Wie die Autoren berichten, enthalten diese Partikel ein "Starter-Kit" an Substanzen, die mit Wasser die Grundeinheiten sämtlicher wichtiger Biomoleküle bilden. Der große Vorteil dabei: Die Staubteilchen umhüllen sich mit einer Membran und schließen die Biomoleküle so von vornherein in einer Art Zelle ein. Kometenmissionen der nächsten Jahren werden dazu weitere Erkenntnisse liefern. (Seite 64)

War es Tucholsky, der einmal sagte: "Das Plagiat ist die höchste Form der Verehrung"? An diesen Spruch fühlte ich mich jedenfalls erinnert, als ich Ende März das "Spiegel"-Titelbild über den Kampf zwischen Neandertaler und Homo sapiens sah. Es freut einen, wenn die Kollegen vom großen Nachrichtenmagazin offenbar ein Thema für bedeutsam halten, das vorher bei uns stand. Auch Sie (unsere Leser) reagierten fulminant auf den Homo-Beitrag (siehe Leserbriefe). Übrigens: Wir planen weitere Artikel über Urmenschen, im Juni- und im August-Heft.

Dass wir seit geraumer Zeit jeden Monat auch ein Themen-Sonderheft herausbringen, wird manchem schon aufgefallen sein. Die Neuerscheinungen des letzten Monats: eine Biographie über das Allround-Genie Leonardo da Vinci, sowie ein Überblick über die stürmischen Entwicklungen in der Kosmologie. Unser nächstes Spezial-Heft "Technik der Superlative" erscheint dann Mitte Mai.


Aus: Spektrum der Wissenschaft 5 / 2000, Seite 3
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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