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Editorial: Exoplaneten – nun wird’s ernst!

Seit der Entdeckung der ersten extrasolaren Planeten bei sonnenähnlichen Sternen im Jahr 1995 haben wir die stürmische Entwicklung dieses neuen Forschungszweiges in unserer Zeitschrift aufmerksam verfolgt. Heute sind in der näheren Sonnenumgebung mehr als 215 Exoplaneten bekannt, aber diese Zahl wird bald eine ganz andere Größenordnung erreichen, sobald die großen Suchmaschinen Corot und Gaia im Weltraum ihre Ernte einfahren werden. Die begehrten Exoplaneten lassen sich allerdings auch mit diesen nur auf indirekten Wegen entdecken, denn registrieren können wir bisher nur ihre Wirkung auf den Zentralstern: den radialen oder transversalen Anteil seiner Bewegung um den gemeinsamen Schwerpunkt oder den Lichtwechsel bei gegenseitiger Bedeckung. Und wenn der Exoplanet mitsamt seinem Muttergestirn zufällig unsere Sichtlinie zu einem ferneren Stern durchquert, kann er sich durch seine Wirkung als Gravitationslinse verraten.
In diesem Heft berichten nun Markus Feldt und Markus Kasper, zwei direkt beteiligte Forscher, von einer enormen gemeinsamen Anstrengung, zu der sich dreizehn Institute in fünf europäischen Ländern und das Hauptquartier der Eso in Garching zusammengeschlossen haben. Dabei geht es um den Bau des hochspezialisierten Messinstruments Sphere, das an einem der 8-Meter-Spiegel des Very Large Telescope in Chile die Abbildung der extrem lichtschwachen Planeten unmittelbar neben ihren gleißend hellen Zentralsternen ermöglichen soll. Man wird dabei winzige Lichtpunkte erhalten, die den momentanen Ort der Planeten direkt markieren.
Warum ist das so wichtig? Abbildung bedeutet hier, dass der winzige Lichtpunkt des Planeten von der Lichtflut des Zentralsterns getrennt wird, bevor beide Anteile den Detektor erreichen. Damit eröffnet sich eine Fülle neuer Möglichkeiten: Astrometrie, Spektroskopie und Polarimetrie der Exoplaneten werden sich durchführen lassen und versprechen eine Flut von Erkenntnissen über die Beschaffenheit dieser Körper. Die Aussicht, eine »zweite Erde« zu entdecken oder aber die Einmaligkeit der »ersten« – unseres Blauen Planeten – zu untermauern, macht dieses Projekt zu einem der wichtigsten in der überschaubaren Zukunft.
Der malerische Ausflug in die Eisfelder Patagoniens, zu dem uns Johannes Schmid-Burgk auf S. 38–45 mitnimmt, lehrt uns die Kunst, aus den Eigenschaften des Lichts, das unser Auge (direkt oder durch ein Teleskop) trifft, auf die physikalische Beschaffenheit unserer Welt zu schließen. Wer möchte sich darüber wundern, dass Astronomen so viel für unsere irdische Umgebung übrig haben können? Die entscheidenden Erkenntnisse über die vielgesuchte »zweite Erde« werden wir doch – wenn überhaupt – genau nach den hier auf unserer eigenen Erde eingeübten Verfahren gewinnen!
Und der Beitrag von Thilo Günter über wechselwirkende Galaxien auf S. 54–65 zeigt uns, neben manchen anderen Dingen, dass der Prozess der Sternentstehung die gesamte Entwicklung der Galaxien im Kosmos begleitet hat. Aus der Beobachtung unserer eigenen galaktischen Umgebung wissen wir aber: Wo Sterne entstehen, da entstehen auch Planeten…

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