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Medizin: Heilsamer Selbstmord



Sich selbst zum Wohle der Gemeinschaft zu opfern – diese großmütige Tat vollbringen manchmal auch Zellen. Sie verfügen sogar über ein spezielles Programm dafür. Von außen oder innen angeschaltet, bringt es sie dazu, sich in einem Apoptose genannten Prozess selbst zu zerstören. Die meisten Krebstherapien machen sich diesen tödlichen Mechanismus zu Nutze, indem sie ihn gezielt in Tumorzellen auslösen. Allerdings gehorchen nicht alle Adressaten bereitwillig: Manche haben ihr Selbstmordprogramm blockiert. Infolgedessen werden Tumore durch Strahlungs- oder Chemotherapie oft nicht vollständig beseitigt, und die verbliebenen resistenten Zellen wuchern ungehindert weiter. Die Selbstmordblockade aufzuheben ist deshalb schon lange ein großes Ziel der Krebsforscher. Mediziner um Klaus-Michael Debatin von der Universitätskinderklinik Ulm haben es nun erreicht. Als Erfolgsrezept erwies sich eine Kombination aus einem Apoptose-Auslöser mit sogenannten Smac-Peptiden: Bruchstücken eines Proteins, das normalerweise als zellinterne Antwort auf Selbstmordsignale produziert wird. Die Ausschnitte sind für sich allein im Stande, die Blockade des Zelltodes aufzuheben, dabei aber klein genug, durch die Außenmembran in die Tumorzellen einzudringen. In Versuchen mit Mäusen ließen sie Gehirntumore vollständig verschwinden. (Nature medicine, 8/2002, S. 808)

Aus: Spektrum der Wissenschaft 10 / 2002, Seite 42
© Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH

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