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Philosophie: Unentbehrliche Handarbeit

Wissenschaftliche Erkenntnis basiert maßgeblich auf handwerklichtechnischer Tätigkeit, schreibt der Wissenschaftstheoretiker Peter Janich.

Kaum jemand lässt sich heute gern als "Banause" bezeichnen. Dieser abwertende Begriff ist Menschen vorbehalten, denen man das Verständnis für Kunst und Kultur abspricht. Historisch hatte er allerdings eine ganz andere Bedeutung: "bánausos" bezeichnete im antiken Griechenland den Beruf des Handwerkers. Doch stand bereits für altgriechische Philosophen, etwa Platon und Aristoteles (5./4. Jahrhundert v. Chr.), die handwerkliche Tätigkeit in einem Gegensatz zur Arbeit philosophisch und politisch tätiger Menschen. Nach Erkenntnis zu streben und sich rhetorisch für das Wohl der Polis einzusetzen, bewerteten sie ungleich höher als manuelle Verrichtungen, da der Zweck der Geistestätigkeit in sich selbst liege, während handwerkliche Arbeit an einen (niedrigen) äußeren Sinn gebunden sei, etwa den Nutzen der hergestellten Produkte.

Der Wissenschaftstheoretiker Peter Janich, emeritierter Professor für Systematische Philosophie der Philipps-Universität Marburg, zeigt im vorliegenden Buch, welche historischen Spuren diese Geringschätzung hinterlassen hat, insbesondere in den Wissenschaften. Noch heute würden Naturwissenschaftler sozial höher bewertet als Ingenieure. Der Autor kritisiert diese verbreitete Sichtweise und belegt, wie ungerechtfertigt sie im Grunde ist. In Anlehnung an die Bezeichnung "Handwerk" konstruiert er die des "Mundwerks". Damit möchte er die Arbeit des Wissenschaftlers charakterisieren, der Forschungsergebnisse interpretiert, Modelle und Theorien entwickelt und diese kommuniziert. Das Begriffspaar Hand- und Mundwerk steht auch für den alten Konflikt zwischen Praxis und Theorie. ...

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