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Evolution: Die wahre Natur der Viren

Lange haben Biologen die Viren vernachläs­sigt. Doch allmählich entdecken sie, wie ungeheuer vielfältig und zugleich allgegenwärtig diese sind. Und sie fragen sich, ob es sich bei Viren womöglich doch um lebendige Organismen handelt.
Ein Cluster von Virionen attackiert eine Zelle.

Viren führten in der Biologie lange ein Schattendasein. Mediziner beschäftigten sich zwar mit ihrer Infektiosität, und die Molekularbiologen haben mit ihnen die großen molekularen Mechanismen des Lebens ergründet. Evolutionsforscher schenkten den Viren hin­gegen wenig Aufmerksamkeit. Allenfalls ließen sich an ihnen manche Evolutionsprozesse nachstellen, aber sie eigneten sich kaum dazu, den Stammbaum des Lebens zu rekonstruieren, so glaubten viele. Die meisten Biologen zuckten zusammen, wenn einem Virologen das Wort "Lebenszyklus" im Zusammenhang mit seinen Forschungsobjekten entschlüpfte. Für sie stand fest: Viren sind nicht lebendig!

Doch so einfach verhält es sich keineswegs. Ob man die Viren zu den Lebewesen zählt oder nicht, wirkt sich auch auf die Forschungspraxis aus. Wer ihnen Lebendigkeit abspricht, klammert sie gewöhnlich von Szenarien zur Evolutionsgeschichte und dem Ursprung des Lebens aus. Daher kommen Viren in einer erheblichen Anzahl wissenschaftlicher Arbeiten zu solchen Themen überhaupt nicht vor. Umgekehrt neigen Virusforscher dazu, sie als lebendig einzustufen – besonders wenn sie ihre diversen Erscheinungsformen und ihre Bedeutung in Ökosystemen untersuchen ...

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Spektrum der Wissenschaft – Federn – Meisterwerk der Evolution

Der lautlose Flug der Eulen, Langstreckenrekorde von Zugvögeln, bunte Pracht für die Balz, Wärmedämmung und vieles mehr: Federn sind ein Meisterwerk der Evolution. Unsere Titelgeschichte nimmt Sie mit auf eine spannende Reise durch die Entwicklungsgeschichte von einer einfachen Hautstruktur zur hoch spezialisierten Vielfalt des Federkleids heutiger Vögel. Eine weitere Reise, aber mit einem Forschungsschiff, bietet der Beitrag »Am Puls des europäischen Klimas«. Das Ziel der Expedition in die raue Grönlandsee: Daten, die Modelle zur Zukunft der atlantischen Umwälzzirkulation (AMOC) verbessern sollen. Unser Autor Tim Kalvelage war dabei. Um die Forschung an Viren geht es in einem Gastbeitrag von Christian Drosten. Sogenannte Gain-of-function-Forschung verändert deren Eigenschaften – unter höchsten Sicherheitsvorkehrungen. Mit Aufkommen der These, Sars-CoV-2 stamme aus solchen Experimenten, ist diese Forschung jedoch unter Druck geraten. Christian Drosten legt die Grundlagen und den Nutzen des Forschungsgebiets umfassend dar. Und Antje Boetius, Leiterin des Monterey Bay Aquarium Research Institute, beantwortet eine der großen Fragen der Wissenschaft: »Was lauert in der Tiefsee?«

Gehirn&Geist – Verbrechen: Die Psychologie des Bösen

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Spektrum - Die Woche – (Über)leben mit ME/CFS

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  • Quellen

Forterre, P.: Microbes from Hell. The University of Chicago Press, 2016

Forterre, P.: To Be or Not to Be Alive: How Recent Discoveries Challenge the Traditional Definitions of Viruses and Life. In: Studies in History and Philosophy of Biological and Biomedical Sciences 59, S. 100–108, 2016

Forterre, P., Gaïa, M.: Giant Viruses and the Origin of Modern Eukaryotes. In: Current Opinion in Microbiology 31, S. 44–49, 2016

Zimmer, C.: A Planet of Viruses. The University of Chicago Press, 2. Auflage 2015

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