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Aussehen: Falten trüben den ersten Eindruck

Ein runzliges Gesicht erscheint weniger ansprechend als dasselbe Gesicht ohne Falten. Bei Frauen schlagen die Alterserscheinungen besonders negativ zu Buche.
Augen einer Frau und eines Mannes
Falten beeinflussen den ersten Eindruck, den ein Gesicht hinterlässt. (Symbolbild)

Beim ersten Hinsehen wirkt dasselbe Gesicht mit Falten weniger attraktiv als ohne. Auch die Persönlichkeit wird negativer beurteilt, wenn die Haut Alterserscheinungen zeigt. Zu diesem Ergebnis kommt eine Forschungsgruppe um Ursula Hess von der Berliner Humboldt-Universität in der Fachzeitschrift »Acta Psychologica«.

Die Psychologin und ihr Team hatten 350 Versuchspersonen zwischen 18 und 68 Jahren über eine Onlineplattform angeworben und ihnen Kurzfilme von virtuellen Figuren – so genannten Avataren – vorgespielt. Die Gesichter stammten von Fotos realer junger und alter Menschen, die per Computer manipuliert worden waren: Von jedem Gesicht gab es zwei Varianten, eine mit und eine ohne Falten.

Jede Versuchsperson bekam Videos von vier solchen Avataren jeweils mit und ohne Falten vorgespielt und sollte deren Attraktivität sowie mehrere andere Eigenschaften einschätzen: Wirkte die Person zum Beispiel warmherzig und vertrauenswürdig? Die Urteile über die Persönlichkeitsmerkmale hingen so eng zusammen, dass sie sich zu einem Gesamteindruck zusammenfassen ließen. Außerdem sollten die Versuchspersonen beurteilen, wie sehr das (eigentlich neutrale) Gesicht positive und negative Emotionen ausdrückte.

Die Falten wirkten sich in allen Bereichen negativ aus. Das betraf besonders die Frauen: Während sie ohne Falten im Mittel attraktiver wirkten als Männer ohne Falten, war es mit Falten umgekehrt. Verglichen mit gleichaltrigen Männern wirkten jung aussehende Frauen in den Augen der Betrachter also schöner – und alt aussehende Frauen hässlicher.

Einen ähnlichen Effekt hatten die Alterserscheinungen auch darauf, welche Gefühle in ein Antlitz hineingelesen wurden. In den faltigen Gesichtern glaubten die Versuchspersonen mehr negative Gefühle zu sehen, und wiederum besonders bei Frauen. Auch der Charaktereindruck litt unter den Falten: Die Versuchspersonen empfanden die runzligen Gesichter als weniger vertrauenswürdig und fühlten sich der betreffenden Person weniger nah. Die faltenlosen Frauengesichter hinterließen einen positiveren Gesamteindruck als die männlichen, aber mit den Falten verschwand der Vorteil.

Warum wirken Falten negativ?

Ursula Hess und ihr Team erklären den negativen Charaktereindruck zum Teil damit, dass runzlige Gesichter weniger attraktiv wirken und automatische Assoziationen wecken, etwa mit negativen Emotionen: Aus einem Merkmal wird spontan und unbewusst auf ein anderes geschlossen. »Bemerkenswert ist, dass das Alter der urteilenden Person keinen Einfluss auf die beobachteten Effekte hatte«, berichtet die Gruppe. Den Einsatz von virtuellen Figuren halten sie für unproblematisch. Versuchspersonen hätten in ähnlichen Experimenten auf Avatare in vergleichbarer Weise reagiert wie auf reale Menschen.

Die Forschenden wollen ihre Ergebnisse nicht als Argument für Schönheitsoperationen verstanden wissen. Zwar spiele das Äußere bei der ersten Begegnung durchaus eine Rolle, denn Menschen beurteilen einander spontan anhand des Aussehens. Aber für einen anhaltend guten Eindruck bräuchte es mehr als nur glatte Haut – zum Beispiel empathisches Verhalten. Aber Botox-Injektionen und andere Maßnahmen könnten die emotionale Ausdrucksfähigkeit eines Gesichts und damit auch das mimische Spiegeln von Gefühlen einschränken.

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