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Planeten: Erde und Mond sind zweieiige Zwillinge

Planetenkollision
Das Geburtsdatum unseres Planeten muss verlegt werden, denn die Erde entstand zwischen 20 und 90 Millionen Jahre später als bislang angenommen wurde – und gleichzeitig mit unserem Trabanten, dem Mond. Damit ist die Erde "nur" zwischen 4,44 und 4,51 Milliarden Jahre alt, schreiben Forscher um Thorsten Kleine von der Universität Münster und seine Kollegen, die das Alter der Erde neu bestimmt haben.

Die Geburtsstunde der ungleichen Zwillinge schlug, als ein etwa marsgroßes Objekt mit der damaligen Protoerde kollidierte und einen heißen Gesteinsfetzen ins All schleuderte, der seitdem abgekühlt die Erde umkreist: Es war das letzte große Ereignis in der Entstehung unseres Planeten, weshalb Erde und Mond das gleiche Alter haben sollten. Die bisherigen Datierungen wichen jedoch stark voneinander ab, was die Forscher um Kleine nun korrigierten: "Die bisherigen Altersbestimmungen haben nicht berücksichtigt, dass der Erdmantel eine Signatur jener Körper enthält, aus denen die Erde entstanden ist. Wenn wir dies berücksichtigen, stimmen die Alter von Erde und Mond überein."

Erdaufgang | Erde und Mond sind wie Mutter und Kind – und zumindest früher besaß auch unser Trabant wohl einen flüssigen Kern, wie ihn unser Planet noch heute in seinem Inneren trägt.
Die permanenten Zusammenstöße der Erde mit anderen Himmelskörpern in der Frühphase unseres Sonnensystems setzten gewaltige Energiemengen frei, die dafür sorgten, dass das Gestein immer wieder aufschmolz. In diesem Magma bildeten sich dann durch die Gravitation die einzelnen Schalen der Erde aus, indem sich zum Beispiel die schwereren Elemente weit gehend im Zentrum sammelten und so den Eisen-Nickel-Kern des Planeten schufen. Aus der Umverteilung können die Forscher rekonstruieren, wann dieser Prozess zeitlich stattgefunden hat. Dieser Zeitpunkt markiert gleichzeitig die Geburtsstunde der Erde.

Taktgeber der Berechnung ist das Isotop Wolfram-182, das durch radioaktiven Zerfall aus Hafnium-182 entsteht. Während der Kernbildung wanderte das gesamte bereits vorhandene Wolfram in den Erdkern, während Hafnium im Mantel zurückblieb. Neues Wolfram-182 bildete sich dort erst wieder durch den Zerfall von Hafnium-182: Je früher die Kernbildung stattfand, desto mehr Wolfram-182 müsste sich im Erdmantel nachweisen lassen. Diese Menge kennen die Geowissenschaftler bereits seit geraumer Zeit.

Für die Bestimmung des Kernalters müssen sie jedoch auch wissen, ob Erdmantel und Erdkern einst in einem chemischen Gleichgewicht standen, wovon man bislang ausging. Doch dies war offensichtlich nicht der Fall, denn die metallischen Zentren der Geschosse, welche die Erde trafen, verschmolzen wohl sehr schnell mit dem Erdkern. "Es blieb nicht ausreichend Zeit, damit sich ein Gleichgewicht einstellte", erläutert Thorsten Kleine. Nur etwas mehr als ein Drittel des Kerns entstand im Gleichgewicht mit dem Mantel. Daher ist ein Teil des im Erdmantel nachgewiesenen Wolfram-182 gar nicht nach der Kernbildung in der Erde entstanden, sondern ein Relikt, um das die Altersbestimmungen reduziert werden muss. Und das macht die Erde nun etwas jünger. (dl)

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