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Intelligenz: Die Vorzüge der Langsamkeit

Intelligente Menschen brauchen mitunter länger, um Probleme zu lösen – machen aber weniger Fehler. Eine gute Kommunikation zwischen Hirnregionen bewahrt sie vor vorschnellen Urteilen.
Frau mit Brille denkt nach
Intelligente Personen denken nicht unbedingt schneller – im Gegenteil (Symbolbild).

Eigentlich ist eine schnelle Auffassungsgabe ein Kennzeichen von Intellekt. Doch wenn es darum geht, besonders schwierige Probleme zu lösen, sind Menschen mit einem hohen Intelligenzquotienten (IQ) offenbar langsamer als solche, die in IQ-Tests weniger gut abschneiden. Das berichten Michael Schirner und Petra Ritter von der Charité Berlin mit Gustavo Deco von der Universidad Pompeu Fabra in Barcelona.

Für ihre Studie werteten sie kognitive Tests und Reaktionszeiten von 1176 Personen aus. Bei einfachen Aufgaben fanden sie das altbekannte Muster: je schlauer, desto schneller. Erst bei herausfordernden Problemstellungen ergaben sich Vorzüge der Langsamkeit. So brauchten intelligentere Menschen zwar länger, machten dafür aber weniger Fehler. Von 650 Personen standen auch Hirnscans zur Verfügung. Diese lieferten eine mögliche Erklärung: Im Gehirn langsamer Problemlöser herrschte eine stärkere »funktionale Konnektivität«, ihre Hirnregionen kommunizierten also stärker miteinander. Das ermögliche eine bessere Einbeziehung von relevanten Anhaltspunkten und verhindere vorschnelle Urteile.

»Bei komplizierteren Aufgaben muss man Dinge im Arbeitsgedächtnis behalten, während man weitere Lösungen sucht und diese dann miteinander in Einklang bringt«, sagt Schirner. »Dieses Sammeln von Beweisen für eine bestimmte Lösung dauert manchmal länger, führt dann aber auch zu besseren Ergebnissen.« Ihre Hypothese untersuchten die Forscher mit personalisierten Hirnsimulationen, also mathematischen Modellen, die mit der Hirnaktivität der einzelnen Teilnehmenden gefüttert wurden. Die modellierte Hirnaktivität erlaubte es nachzuvollziehen, wie sich eine mangelnde neuronale Kommunikation auswirkt: »Die Synchronisation verändert die Eigenschaften des Arbeitsgedächtnisses und somit auch die Fähigkeit, längere Zeiträume ohne eine Entscheidung auszuhalten«, so Schirner.

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