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Private Raumfahrt: Der Traum von der ersten privaten Mondlandung scheint geplatzt

Es hätte ein Moment des Triumphs für die private Raumfahrt werden sollen. Doch kurz nach dem geplanten Landezeitpunkt riss der Kontakt zum japanischen Mondlander »Hakuto-R« ab.
Der Mond in Nahaufnahme
Bislang ist es nur staatlichen Programmen gelungen, erfolgreich auf dem Mond zu landen.

Die erste private Mondlandung lässt weiter auf sich warten. Das japanische Unternehmen ispace geht nach derzeitigem Stand davon aus, dass es dem Mondlander »Hakuto-R« nicht gelungen ist, unbeschadet auf der Mondoberfläche aufzusetzen. Nach Analyse der verfügbaren Daten scheint ihm in letzter Sekunde der Treibstoff ausgegangen sein. Die Sinkgeschwindigkeit habe rasch zugenommen – zu rasch. Der Lander sei mit hoher Wahrscheinlichkeit hart aufgeschlagen. Zunächst hatte das Kontrollzentrum nur vermeldet, dass etwa eine halbe Stunde nach dem Landezeitpunkt, der für 18.40 Uhr deutscher Zeit für diesen Dienstagabend geplant war, der Funkkontakt zu »Hakuto-R« abgerissen sei. Damit ist es bisher weiterhin nur staatlichen Programmen gelungen, erfolgreich auf dem Mond zu landen. Zuvor waren schon andere private Mondmissionen gescheitert.

Der ehemalige Generaldirektor der Europäischen Raumfahrtagentur ESA, Jan Wörner, sagte der Deutschen Presseagentur, es zeige sich immer wieder, dass Raumfahrt schwierig sei und sich Erfolg häufig erst nach Misserfolgen einstelle. »Man muss nur den langen Atem dazu haben – und bei kommerziellen Missionen die erforderliche finanzielle Unterstützung.« Japans private Mondmission zeige, dass die Kommerzialisierung der Raumfahrt voranschreite.

Der 2,3 Meter hohe und bei ausgefahrenen Landebeinen 2,6 Meter breite Lander hatte internationale Fracht zum Mond getragen, darunter einen kleinen Rover der Vereinigten Arabischen Emirate und einen noch kleineren Zweiradroboter. Er war von der staatlichen japanischen Raumfahrtagentur Jaxa und dem japanischen Spielzeughersteller Tomy entwickelt worden. Zwei amerikanische Konkurrenten, die Firmen Astrobotic und Intuitive Machines, planen in Kürze ebenfalls Mondmissionen.

Takeshi Hakamada, Gründer und Chef von ispace, hatte im Vorfeld der Landung »den Beginn einer neuen Ära kommerzieller Mondmissionen« angekündigt. Doch trivial ist eine Mondlandung nicht: Der Erdtrabant ist übersät mit Trümmern von Missionen, die es nicht geschafft haben. Dazu zählt die Sonde »Beresheet« der israelischen Non-Profit-Organisation Space IL, die 2019 wegen eines ausgefallenen Motors auf der Oberfläche zerschellte. Nun sind wohl weitere Trümmer hinzugekommen. Nur die USA, die Sowjetunion und China haben bisher erfolgreich Raumfahrzeuge auf dem Mond gelandet und betrieben.

Bereits seit Jahren wollen auch private Unternehmen auf dem Mond landen und andere Raumfahrtprojekte stemmen. Dabei mischen bislang vor allem US-Unternehmen wie SpaceX mit. Die Konkurrenz steht auch jetzt in den Startlöchern, noch in diesem Jahr soll es weitere Missionen von Privatunternehmen zum Mond geben. »Wir öffnen den Zugang zum Mond für den Fortschritt der Menschheit«, wirbt das US-Unternehmen Intuitive Machines. Der Mond-Flug seines Landers »Nova-C« ist derzeit für Juni geplant, wurde zuvor allerdings bereits mehrfach verschoben. Der Lander soll auf dem Mond unter anderem Daten für die »Artemis«-Mission der US-amerikanischen Raumfahrtbehörde NASA sammeln.

Das US-Unternehmen Astrobotic Technology aus Pittsburgh will seinen »Peregrine Lander« möglicherweise im Mai auf den Weg schicken. Auch dieser Start ist aber schon mehrfach verschoben worden. Der Lander soll unter anderem im Auftrag der NASA Materialien für Experimente zum Mond bringen.

Der als Landeort für »Hakuto-R« gewählte Atlas-Krater liegt am südöstlichen Rand des Mare Frigoris (»Meer der Kälte«). »Hakuto« bedeutet im Japanischen »weißer Hase« – der lebte in der japanischen Mythologie auf dem Mond. Das »R« steht für den englischen Begriff »reboot«, Neustart. Um weniger Treibstoff mitführen zu müssen, hatte die Landefähre eine längere, energieeffiziente Route zum Mond genommen, bei der die Schwerkraft von Erde und Sonne zum Antrieb genutzt wurde. (dpa/kmh)

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