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Körpertherapie: Dem Trauma davontanzen

Tanzen hebt die Stimmung und verbessert Koordination und Fitness. Aber kann es als Therapieform auch Menschen mit einem Trauma helfen?
Frau tanzt vor dem Sonnenaufgang
Ob langsam oder schnell, wild oder geschmeidig: Es gibt viele Arten, zu tanzen.

Nach einer traumatischen Erfahrung fällt es vielen Betroffenen schwer, über das Erlebte zu sprechen. Könnte die Tanztherapie, die größtenteils ohne Worte auskommt, eine sinnvolle Behandlung darstellen? Hinweise darauf liefert eine Übersichtsarbeit von Psychologen um Crystal Tomaszewski von der Université de Franche-Comté.

Die Forscher fassten 15 publizierte Arbeiten zusammen, in denen traumatisierte Patienten eine Tanztherapie absolviert hatten. Diese sprachen für eine Reihe von positiven Effekten: So verbesserten sich nicht nur generell Koordination und Fitness, auch das Körpergefühl und die Interozeption, also die Wahrnehmung somatischer Zustände, profitierten – Aspekte, die bei Traumatisierung eine wichtige Rolle spielen.

Die Teilnehmer berichteten, dass das Tanzen ihnen einen neuen Umgang mit den traumatischen Erinnerungen ermöglichte. Weitere Verbesserungen betrafen kognitive Funktionen, die bei Traumatisierten beeinträchtigt sein können, körperliche Schmerzen und das emotionale Wohlbefinden. In Bezug auf soziale Fähigkeiten und die Selbstwirksamkeit fanden sich ebenfalls Vorteile.

Damit nehme die Tanztherapie sowohl auf psychische als auch auf körperliche Probleme Einfluss, die bei Traumatisierung häufig auftreten, berichten die Wissenschaftler. Allerdings geben sie zu bedenken, dass die vorliegenden Studien methodisch eher schwach sind: Standardisierte Symptomfragebogen kamen darin kaum zum Einsatz, und nur in einer einzigen Studie wurden typische Kennzeichen wie Flashbacks und Dissoziationen direkt erfragt. Die Auswertung spreche jedenfalls dafür, in der Praxis auf eine ausreichend lange Dauer der Intervention sowie auf eine gute Ausbildung der Therapeuten zu achten.

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