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News: Künstliche Radikalfänger gegen Diabetes

Auch wenn ihr Name auf etwas Außergewöhnliches hindeutet, sind freie Radikale doch eigentlich ganz normale Stoffwechselprodukte im Prozess der Energiegewinnung, die von entsprechenden Enzymen abgefangen und unschädlich gemacht werden können. Kommen sie jedoch im Überschuss vor, schädigen sie das Gewebe auf vielfache Art und Weise - etwa bei Diabetes. Künstliche Radikalfänger sollen nun dem Überschuss Herr werden und Folgeschäden verhindern.
Besonders friedliche Zeitgenossen sind freie Radikale nicht gerade. Äußerst unzufrieden, mit nur einem ungepaarten Elektron, gehen sie auf die Suche nach einem zweiten Elektron als Mitspieler, um sich zu vervollkommnen. Dabei entreißen sie anderen Molekülen gern deren Elektronen und schädigen auf diese Art Fette, Proteine und Nukleinsäuren im Gewebe. Normalerweise schiebt der Körper dieser Elektronen-Entführung recht erfolgreich einen Riegel vor: Als Gegenmaßnahme wandelt das Enzym Superoxid-Dismutase das so genannte Superoxid in Wasserstoffperoxid und Sauerstoff um und bannt somit die Gefahr.

Doch nicht immer ist das System von Radikalen und Radikalfängern im Gleichgewicht. Unter bestimmten Situationen, wie ein Zuviel an Nikotin, Alkohol oder eine fettreiche, vitaminarme Ernährung, steigt die Konzentration der freien Sauerstoffradikale, und der Körper gerät in Schwierigkeiten. So auch bei Diabetes, wo der Überschuss zu verletzten Nerven und Blutgefäßen führt. Je nachdem, wo der Schaden lokalisiert ist, leiden die Patienten unter Mangelversorgung der Beine, Augen oder Nieren.

Eine Gruppe von Forschern des Pharmaunternehmens MetaPhore, des Veterans Affairs Medical Center und der University of Iowa wollte die natürliche Abwehr nicht mehr ihrem Schicksal überlassen. Um sie zu verstärken, konstruierte das Wissenschaftlerteam um Mark Yorek einen künstlichen Radikalfänger – dem natürlichen Enzym Superoxid-Dismutase nachempfunden. Im Tierversuch konnte der Nachahmer sowohl den gehemmten Blutfluss wieder ankurbeln, als auch die normale Entspannung der Gefäße rund um den Ischiasnerv wieder herstellen. Beides sind häufige Krankheitserscheinungen bei Diabetes.

Im Gegensatz zu seinen leicht vergänglichen künstlichen Vorgängern ist der neue Wirkstoff sehr vielversprechend. Mit einem kleinen Molekulargewicht ist er höchst stabil und ruft bei den Versuchstieren auch keine ungewollten Immunreaktionen hervor. Auch könnte seine chemische Struktur relativ einfach für andere Anwendungen – etwa bei Krebs – modifiziert werden. So hoffen die Forscher, dass sich der positive Effekt auch in klinischen Studien durchsetzen wird, damit die freien Radikale nicht mehr ungehemmt ihr Unwesen treiben können.

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