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Lorrainosaurus: Neuer Spitzenräuber aus dem Jura-Meer entdeckt

Ein Sechs-Meter-Koloss steht am Anfang einer neuen Dynastie von »Meeresmördern«. Im mittleren Jura begann ihr Aufstieg an die Spitze der Nahrungskette.
Lebendrekonstruktion des Lorrainosaurus
Eine Lebendrekonstruktion des neu entdeckten Lorrainosaurus. Der Name der Gattung spielt auf den Fundort in Lothringen an, auf Französisch: Lorraine.

Mit seinem gewaltigen zahnbewehrten Kiefer und einer Körperlänge von rund sechs Metern zählte ein neu beschriebenes Meeresreptil einst zu den Top-Räubern im Ozean. Das Lorrainosaurus genannte Tier gehörte zu den ältesten bekannten Mega-Pliosauriern, berichtet ein Forschungsteam im Fachjournal »Scientific Reports«. Es lebte vor rund 170 Millionen Jahren.

Als einer der ersten wirklich großen Pliosaurier begründete Lorrainosaurus laut Sven Sachs, Forscher am Naturkunde-Museum Bielefeld und Leiter der Studie, eine regelrechte »Dynastie von Mega-Raubtieren, die rund 80 Millionen Jahre lang die Ozeane beherrschten.« Ihr Name – Thalassophonea – oder zu Deutsch »Meeresmörder« verrät bereits, als wie furchterregend man sich die Tiere aus heutiger Sicht vorstellen darf. Ihre Anfänge lagen demnach früher als angenommen, im mittleren Jura. Nur wenig ist über die Evolution der Pliosaurier und speziell der Thalassophonea aus dieser Epoche bekannt.

Die »Meeresmörder« gehörten zu den erfolgreichsten Unterwasserräubern ihrer Zeit, sie nahmen eine ähnliche Rolle im Ozean ein wie heutige Orcas und waren praktisch weltweit verbreitet, heißt es in der Studie. Einzelne Arten konnten mehr als zehn Meter lang werden. Die nun beschriebene Spezies hatte einen etwa 1,3 Meter langen Kiefer mit großen, kegelförmigen Zähnen und einen torpedoförmigen Körper. Die Tiere bewegten sich mit vier flossenartigen Gliedmaßen fort.

Ein Torpedo von sechs Metern | Die Thalassophonea konnten bis zu zehn Meter Körperlänge erreichen.

Die Fossilien des Lorrainosaurus waren bereits 1983 bei Straßenbauarbeiten in der Nähe von Metz in Lothringen im Nordosten Frankreichs gefunden worden, schreibt das Team. Erst jetzt wurden sie von Paläontologen des Naturkunde-Museums Bielefeld, der Universität Uppsala und der Polnischen Akademie der Wissenschaften detailliert untersucht.

Pliosaurier gehören zu den Plesiosauriern, hatten aber im Unterschied zu den eigentlichen Plesiosauriern kurze Hälse und massige Schädel. Ihre Entwicklung zu riesigen Spitzenraubtieren führte vor über 170 Millionen Jahren zu ihrer Dominanz gegenüber anderen räuberischen Meeresreptilien, darunter die von ihrem Körperbau eher an Fische erinnernden Ichthyosaurier oder Krokodilverwandten, heißt es in der Mitteilung der Universität Uppsala. Zuvor hatten sich, womöglich auf Grund von Temperaturveränderungen, die marinen Ökosysteme durchgreifend verändert.

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