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Sturm »Daniel«: Zahlreiche Tote durch extreme Unwetter in Libyen

Seit Sonntag sind gewaltige Wassermassen über Libyen niedergegangen. Insbesondere in der Stadt Deria haben sie ganze Wohnblöcke mit sich gerissen.
Überschwemmte Straße in Misrata, Libyen
In der libyschen Stadt Misrata steht nach heftigen Regenfällen das Wasser. In vielen Ortschaften sind Zufahrtsstraßen weggespült worden, sie müssen darum aus der Luft versorgt werden.

Bei heftigen Unwettern im Osten Libyens sind zahlreiche Menschen ums Leben gekommen. Die Zahl der Todesfälle liegt Behördenangaben zufolge bei mindestens 150. Auslöser ist der Sturm »Daniel«, der Libyen am Sonntag erfasste, nachdem er zuvor zu katastrophalen Niederschlägen in Griechenland, der Türkei und Bulgarien geführt hatte.

Ein Sprecher vom libyschen Rettungs- und Notfalldienst sagte der Deutschen Presse-Agentur (dpa) am Montag, dass vor allem die Städte Al-Baida, Derna, Al-Mardsch und Susa im Nordosten des Landes betroffen seien. Ersten Meldungen zufolge soll es in Susa sieben Tote gegeben haben. In Al-Baida sind nach Angaben des örtlichen Krankenhauses mindestens zwölf Menschen ums Leben gekommen. Angesichts der starken Zerstörungen dürfte die Zahl der tatsächlichen Todesopfer im Land jedoch weit darüber liegen.

»Mindestens 150 Menschen wurden durch Überschwemmungen und sintflutartige Regenfälle getötet, die der Sturm Daniel in Derna, der Region Jabal al-Akhdar und den Vororten von Al-Mardsch hinterlassen hat«, sagte Mohamed Massoud, ein Sprecher der libyschen Verwaltung in Bengasi, der französischen Nachrichtenagentur AFP.

Die Küstenstadt Derna wurde besonders stark getroffen. Nach Angaben des Gemeinderats sei die Lage »außer Kontrolle«, man sei auf internationale Hilfe angewiesen. Die Stadt liegt beiderseits eines Wadis, eines meist trockenen Flussbetts, das am Rand der Stadt durch Dämme abgeriegelt ist. Auf Luftbildern und Handyvideos ist zu erkennen, wie sich Wassermassen durch die Stadt wälzen. Dabei rissen sie in einem breiten Streifen entlang der Ufer ganze Häuserblocks mit sich. Wie der »Libya Observer« berichtet, sind oberhalb von Deria zwei Dämme gleichzeitig gebrochen

Rettungsmaßnahmen gestalteten sich nach Angaben des Notfalldiensts zum Teil schwierig, weil Städte wie Susa größtenteils unter Wasser ständen. Man sei auf die Unterstützung von Hubschraubern angewiesen. Ein Bewohner der Stadt Al-Baida sagte der dpa, die Lage sei »sehr schlimm«. Strom und Internetverbindung seien unterbrochen. »Dies ist die größte Überschwemmung, die wir seit Jahren erlebt haben«, fügte er hinzu.

Seit der Ermordung des einstigen Machthabers Muammar Al-Gaddafi und des daraufhin einsetzenden Bürgerkriegs scheitert Libyen daran, eine von allen Bevölkerungsgruppen gleichermaßen akzeptierte Regierung einzusetzen. Derzeit ist das Land politisch in einen westlichen und einen östlichen Teil gespalten.

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