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Längste bekannte Wanderung: Wolf aus Deutschland wanderte nach Spanien

1190 Kilometer Luftlinie reiste ein in Niedersachsen geborener Wolf – bis in die Pyrenäen. Es ist die längste bislang dokumentierte Wanderung eines Wolfs.
Ein Wolf steht auf einer Anhöhe in lichtem Wald.
Seit 1998 haben sich in vielen Gebieten Deutschlands Wölfe angesiedelt.

Mindestens 1190 Kilometer – und wahrscheinlich sogar viel mehr. So weit reiste ein in Deutschland geborener Wolf mit der Bezeichnung GW1909m quer durch Europa. Die bisher längste dokumentierte Wolfwanderung führte das Tier von seinem Geburtsort bis in die spanischen Pyrenäen. Fachleute von der Autonomen Universität Barcelona fanden im Frühjahr 2023 im katalanischen Alta Ribagorça Wolfskot, dessen Urheber laut genetischen Analysen GW1909m ist. »Weite Wanderungen sind von Wölfen durchaus bekannt«, erklärt Carsten Nowak vom Senckenberg Forschungsinstitut und Naturmuseum Frankfurt laut einer Pressemitteilung des Instituts. »Die nun nachgewiesene Strecke ist aber auch für dieses Raubtier eine Besonderheit.«

Der Wolf GW1909m wurde laut Nowak im Jahr 2020 in der Region um das niedersächsische Nordhorn geboren, wo sich ein Wolfsrudel auf einem Bundeswehr-Übungsgelände angesiedelt hat. Von dort aus wanderte er anscheinend nach Südwesten. Eine Haarprobe, die 2022 im französischen Burgund entdeckt wurde, stammte ebenfalls von diesem Tier, wie genetische Analysen am Senckenberg-Institut zeigten. »Verlassen junge Wölfe ihr elterliches Rudel, legen sie auf der Suche nach geeigneten Territorien manchmal sehr weite Distanzen zurück«, sagt Nowak. »Die längste bisher aufgezeichnete Strecke eines Wolfs lag mit 1092 Kilometer zwischen Norwegen und Finnland – unser Individuum hat gut 100 Kilometer Wanderdistanz obendrauf gelegt.«

Wo sich GW1909m derzeit herumtreibt, ist indes unbekannt. Seit der Kotprobe aus dem Frühjahr 2023 gab es von dem Tier keine weitere Spur; doch das hat nicht viel zu sagen: Einen einzelnen Wolf zu finden, der hunderte Kilometer auch durch besiedelte Gebiete zurücklegen kann, ist keineswegs einfach. Die Fachleute müssen nun auf weitere Zufallsfunde hoffen. »Es bleibt also abzuwarten, ob zukünftige genetische Analysen in der Lage sein werden, diesen tierischen Langstreckenläufer oder sogar seine Nachkommen wieder aufzuspüren«, sagt Nowak. Die bemerkenswerte Fernreise des niedersächsischen Wolfs ist allerdings ein gutes Zeichen für die Zukunft der Art, wie der Forscher erklärt. » Die Ausbreitung über weite Entfernungen ist ein Schlüssel zur Verbindung entfernter Wolfspopulationen, der dazu beiträgt, genetische Isolation und Inzucht zu verhindern.«

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