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Von schwachen und starken Päpsten

Papstgeschichte kann "ein Schlüssel zur mittelalterlichen Geschichte überhaupt sein", erklärt Klaus Herbers. Viel mehr noch: Im Verlauf der Lektüre wird dem ­Leser klar, dass das jahrhundertelange Wirken der Päpste auch unsere heutige Lebenswelt geprägt hat.

Den Weg des Papsttums zu einer der einflussreichsten Mächte Europas zeichnet der Mediävist äußerst detailliert nach, verliert sich dabei aber nicht in spitzfindigen Exkursen und bleibt durchweg verständlich. Im Gegensatz zu anderen Papstgeschichten beschränkt er sich zudem nicht auf die Darlegung der liturgischen oder kirchlichen Strukturen. Denn Herbers klopft seine Quellen stets daraufhin ab, welchen Einfluss die Päpste im Mittelalter auf die po­litische Formierung Europas nahmen. Er richtet seinen Blick auf einzelne Persönlichkeiten, zeitspezifische Mächtekonstellationen und kulturelle Prozesse. So entwickelten sich Humanismus und Renaissance keineswegs abgekoppelt von Kirche und Papsttum. Nikolaus V. (1397-1455) etwa förderte Gelehrte wie Künstler gleichermaßen und vergrößerte die Bestände der Vatikanischen Bibliothek.

Dieser Artikel stammt aus epoc 3/2012
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Auf mehr als 300 Seiten vollzieht der Autor die Entwicklung des Papsttums von einer anfangs schwachen zu einer stabilen Institution nach, die immer mehr den Gang der Geschichte prägte. Waren die Päpste des frühen Mittel­alters kaum in der Lage, ihre Position in Rom zu behaupten – sie fielen in den Machtkämpfen des römischen Adels nicht selten Attentaten zum Opfer –, beeinflusste schon ­Innozenz III. (1160–1216) die Geschichte Europas maßgeblich. Er, der die Einheit der christlichen Reiche als seine Hauptaufgabe erachtete, behauptete erfolgreich die Vor­rang­stellung der päpstlichen vor der weltlichen Macht: Innozenz brachte den berühmten Staufer Friedrich II. auf den Thron.

Wenn auch die Fülle an Namen und Daten dem Leser bisweilen einiges abverlangt, erleichtert es die strukturierte Darstellung Laien ebenso, das komplexe Thema gut zu erfassen. Quellenzitate in Übersetzung und abwägende Forschungsdiskussionen lassen Herbers' Papstgeschichte lebendig werden – und sein weiter Blickwinkel macht das Papsttum als Teil der europäischen Kulturgeschichte verständlich.

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