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Kompaktlexikon der Biologie: Hirudinea

Hirudinea, Egel, mit rund 300 Arten vorwiegend im Süßwasser, aber auch in feuchten Landbiotopen und selten im Brackwasser oder im Meer lebende Gruppe der Annelida. Egel können 0,5-50 cm lang sein und haben einen wurmförmigen bis länglich-eiförmigen Körper, der je einen vorderen (Ausnahme Acanthobdellida) und einen hinteren Saugnapf trägt. Die Saugnäpfe dienen zum einen der Festheftung am Wirt, zum anderen ermöglichen sie die charakteristische spannerartige Fortbewegungen. Ihre Lebensweise ist vorwiegend ektoparasitisch, manche Arten leben sekundär räuberisch. Die Muskulatur besteht aus einer äußeren Ringmuskelschicht, einer inneren Längsmuskelschicht und einer dazwischen liegenden Schicht diagonal verlaufender Muskeln, deren Fibrillen sich rechtwinklig kreuzen. Sie unterstützen einerseits Streckung und Kontraktion des Körpers, und andererseits ermöglichen sie dem Egel, sich zu versteifen und sozusagen auf dem hinteren Saugnapf zu stehen. Darüber hinaus ermöglicht ein System von Dorsoventralmuskeln das bandartige Abflachen des Körpers. ( vgl. Abb. )

Blut saugende H. besitzen viele Magenblindsäcke (Darmblindsäcke), in denen sie größere Mengen (bis zum 10fachen des Körpergewichts) Blut speichern können; auch nach Erschöpfung dieser Vorräte können H. lange hungern. Exkretionsorgane sind Metanephridien, außerdem dienen Botryoidzellen u.a. der Exkretion. Das primäre Blutgefäßsystem ist oft reduziert und wird durch ein gut ausgebildetes Coelomsystem ersetzt, dessen Gefäße rhythmische Kontraktionen ausführen und in ihrer Flüssigkeit Hämoglobin enthalten. H. sind protandrische Zwitter (Protandrie).

Die H. werden als monophyletische Gruppe angesehen, was u.a. durch folgende Autapomorphien gestützt wird: fehlendes Pygidium, die spezielle Form der Muskelzellen, die starke Ausbildung der Diagonalmuskulatur im Hautmuskelschlauch, die Umbildung des Coeloms, die Struktur der Nephridien, die innere Besamung mittels Spermatophoren und die besondere Fortbewegungsweise. Zu den H. gehören die Borstenegel (Acanthobdellida) an Lachsen, die nur einen hinteren Saugnapf besitzen sowie noch einige Borsten am Vorderende und ein gut differenziertes primäres Blutgefäßsystem, und weiterhin die Borstenlosen Egel (Euhirudinea), zu denen u.a. der Medizinische Blutegel gehört.



Hirudinea: Bauplan eines Blutegels (Gatt. Hirudo; Ventralansicht). Af After, Bl Blindsäcke, Bm Bauchmark, Cg Cerebralganglion, Db Darmblindsack, dM dorsoventrale Muskulatur, Ed Enddarm, Ep Epidermis, Hb Harnblasen, Ho Hoden, hS hinterer Saugnapf, Hs Hautmuskelschlauch, Ki Kiefer, Mi Mitteldarm, Mu Mund, Ne Nephridien, Ov Ovar, Pa Parenchym, Pe Penis, Ph Pharynx, Pr Prostata, Sb Samenblase, Sg Seitengefäß, Sl Samenleiter, Va Vagina, vS vorderer Saugnapf

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Redaktion:
Dipl.-Biol. Elke Brechner (Projektleitung)
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Dr. Daniel Dreesmann

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Professor Dr. Helmut König, Institut für Mikrobiologie und Weinforschung, Johannes Gutenberg-Universität Mainz
Professor Dr. Siegbert Melzer, Institut für Pflanzenwissenschaften, ETH Zürich
Professor Dr. Walter Sudhaus, Institut für Zoologie, Freie Universität Berlin
Professor Dr. Wilfried Wichard, Institut für Biologie und ihre Didaktik, Universität zu Köln

Essayautoren:
Thomas Birus, Kulmbach (Der globale Mensch und seine Ernährung)
Dr. Daniel Dreesmann, Köln (Grün ist die Hoffnung - durch oder für Gentechpflanzen?)
Inke Drossé, Neubiberg (Tierquälerei in der Landwirtschaft)
Professor Manfred Dzieyk, Karlsruhe (Reproduktionsmedizin - Glück bringende Fortschritte oder unzulässige Eingriffe?)
Professor Dr. Gerhard Eisenbeis, Mainz (Lichtverschmutzung und ihre fatalen Folgen für Tiere)
Dr. Oliver Larbolette, Freiburg (Allergien auf dem Vormarsch)
Dr. Theres Lüthi, Zürich (Die Forschung an embryonalen Stammzellen)
Professor Dr. Wilfried Wichard, Köln (Bernsteinforschung)

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