Direkt zum Inhalt

Lesestörungen: Hilfe für leseschwache Kinder

Viele Kinder mit Leseschwäche werden von einem Therapieangebot zum nächsten geschleift – ohne Erfolg. Der Grund: Konventionelle Legasthenietherapien decken nicht die Ursachen einer Lesestörung auf, sondern unterziehen die Kinder pauschal einer Standardbehandlung, erklärt der Neuropsychologe Reinhard Werth von der Ludwig-Maximilians-Universität München in der neuesten Ausgabe von Gehirn&Geist (Heft 7-8/2008). Werth hat ein individuell anpassbares Computerlernprogramm für Legastheniker entwickelt, mit dessen Hilfe Betroffene sich nach einigen Wochen Training oft sogar zu ausgesprochenen Leseratten entwickeln.
Werth betont, dass Legasthenie auf sehr unterschiedlichen Problemen beruhen kann: Viele Betroffene können zu wenig Buchstaben gleichzeitig erfassen oder benötigen dazu ungewöhnlich viel Zeit. Andere machen beim Lesen zu große Blicksprünge, so dass einzelne Buchstaben oder Wörter übersehen werden.

Daher muss man in einem ersten Schritt bei jedem Kind die individuelle Ursache seiner Legasthenie bestimmen: Anhand so genannter Pseudowörter unterschiedlicher Länge misst der Therapeut, wie viele Buchstaben es auf einen Blick erfasst und wie viel Zeit es dazu benötigt. Die Lernsoftware wird dann entsprechend angepasst.

Das Übungsprogramm unterlegt einen Text auf dem Bildschirm mit Farben, sodass der Blick von Buchstabengruppe zu Buchstabengruppe geführt wird. Dabei darf das Kind jedes Wortsegment erst nach einem Tonsignal aussprechen, damit es genug Zeit hat, um alles richtig zu erfassen.

Zwei unabhängige Studien mit insgesamt 200 Teilnehmern im Alter von 7 bis 16 Jahren zeigten: Bereits 15 Minuten Training reduziert die Lesefehler um mehr als die Hälfte. Übten die Kinder zu Hause weiter, lasen die meisten bald weitgehend oder sogar völlig fehlerfrei – und zwar auch unabhängig vom Computer.

Gehirn&Geist ist das Magazin für Psychologie und Hirnforschung aus dem Verlag Spektrum der Wissenschaft.

Abdruck honorarfrei bei Quellenangabe: Gehirn&Geist, 7/2008
Ein Beleg wird erbeten.

Schreiben Sie uns!

Wenn Sie inhaltliche Anmerkungen zu diesem Artikel haben, können Sie die Redaktion per E-Mail informieren. Wir lesen Ihre Zuschrift, bitten jedoch um Verständnis, dass wir nicht jede beantworten können.

Partnerinhalte

Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.