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Kommentare - - Seite 120

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Unseriös und beschädigend

    25.11.2019, Sonya Mayoufi
    Sehr geehrte Verantwortliche der Kolumne „Zeitdiagnosen“,

    mit Erschütterung habe ich Ihren Artikel „Rechtspopulimus durch die Hintertür“ zur Kenntnis genommen und frage mich, wie Sie die unwissenschaftlichen und populistischen Aussagen Klimkes veröffentlichen konnten. Wenn es Ihre Intention war, bewusst und unseriös zu polarisieren, so haben Sie Ihr Ziel erreicht – leider jedoch auch auf Kosten anderer.

    Bereits im Untertitel zur Überschrift wurde ein falscher Kausalzusammenhang hergestellt: Weil sich etwas „so einfach von rechts vereinnahmen“ lasse, offenbare es „blinde Flecken“? Der Rechtspopulismus bedient sich beliebiger Themen und instrumentalisiert diese durch bewusste Verzerrungen oder Falschaussagen. Dies zeigt beispielsweise die Leugnung der wissenschaftlich hinreichend belegten Klimakatastrophe oder die merkwürdige Diskussion um „Vogelmord“-Windräder.

    Unklar bleibt für mich die Haltung Klimkes, wenn sie moniert, dass „die Würde des Redners“, der „über Sexualität zwischen Erwachsenen und Kindern spricht“, nicht mehr viel wiege. Da sie an einer Polizeiakademie lehrt, gehe ich davon aus, dass hier nicht das in §176 StGB definierte Schutzalter in Frage gestellt werden soll.

    Jeglicher Grundlage entbehrt Klimkes Behauptung: „Eines scheint indes gewiss: Weder eine sachliche noch überhaupt eine Auseinandersetzung wird im Fall der Trias Kind – Sexualität – Gewalt geführt.“ Zur Schließung einer offensichtlich eklatanten Bildungslücke sei hier dringend auf die Forschung und Debatten der Erziehungswissenschaften und verwandter Disziplinen verwiesen, die sich auch anhand von Publikationen nachweisen lässt: Im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek wird aktuell ein Bestand von 195 Fachbüchern zum Thema „sexualisierte Gewalt“, 800 zu „sexuelle Gewalt“ und 2.204 zu „sexueller Missbrauch“ gelistet.

    Nicht nur unklar in der Haltung, sondern schlichtweg unsachlich äußert sich Klimke weiterhin: „Sexualgewalt, vor allem wenn sie gegen Kinder gerichtet ist, wird seit Jahrzehnten über Skandalisierung vermittelt. Sie zielen auf Emotionen und eine griffige Dramatik („alle drei Minuten wird…“, „jedes dritte Kind…“, „fast jede Frau hat schon…“). Sie lässt keinen vertretbaren Gegenstandpunkt mehr zu.“ Mit Verlaub: Ich sehe in diesen Zitaten keine Attribuierung, die auf eine Skandalisierung schließen lassen könnte, sondern lediglich die Übersetzung statistischer Größen, wie sie beispielsweise von der WHO, die für Deutschland für das Jahr 2017 von einer Million betroffener Mädchen und Jungen ausgeht, ermittelt wurde (vgl. hierzu die aktuellen Angaben „Zur Häufigkeit von sexuellem Missbrauch“ des Unabhängigen Beauftragte für Fragen des sexuellen Kindesmissbrauchs). Da es sich bei jenen Gewalttaten nicht um Sachbeschädigung, sondern um die Erzeugung erheblichen Leids bei Kindern und Jugendlichen mit teilweise lebenslang destruktiv wirkenden körperlichen und vor allem seelischen Verletzungen handelt, hielte ich allein das Ausbleiben einer emotionalen Reaktion für skandalös. Welchen "Gegenstandpunkt" möchte Klimke hier vertreten? Auch dass sich die emotionale Betroffenheit „meist in einem Ruf nach Strafe“ artikuliere, lässt sich mit Blick auf die (wenn auch tragischerweise viel zu spät eingesetzten und nie abzuschließenden) vielfältigen und sehr konstruktiven Entwicklungen im Bereich Aufarbeitung, Forschung, Prävention, Erarbeitung von Schutzkonzepten, politischen Ämtern, Gesetzesänderung (z.B. Bundeskinderschutzgesetz 2012) nicht bestätigen.

    Gänzlich den Rahmen wissenschaftlicher und seriös-journalistischer Praxis sprengend wird Klimke, wenn sie Brachmann unterstellt, er „verlangt sogar frank und frei die Abschaffung dieses strafrechtsbegrenzenden Fundaments der freiheitlichen Ordnung“. An keiner Stelle des wissenschaftlichen Aufsatzes zur Aufarbeitung der Vorkommnisse sexualisierter Gewalt an der Odenwaldschule (in: Bilstein et al. (2016), 233 - 250), wird die Prozessmaxime des Strafrechts, „in dubio pro reo“, angezweifelt, oder gar eine Abschaffung - wie es Klimke mit einer ihrerseits skandalisierenden Pseudo-Argumentation vorträgt - proklamiert. Wer sich die Mühe macht, das isolierte Zitat „In dubio pro victima! In dubio pro infante! In dubio pro juventute!“ mitsamt seiner Fußnote im Kontext zu lesen, wird feststellen, dass Brachmann die am 17.09.2014 auf den Weg gebrachte neue Gesetzesinitiative, die zivilrechtlichen Verjährungsfristen für Schadenersatzforderungen Betroffener sexualisierter Gewalt zu verlängern, begrüßt. Zumal – wäre eben nicht an den Aussagen unzähliger Betroffenen durch pädagogisch und politisch Verantwortliche gezweifelt worden – Maßnahmen der Prävention, der Sensibilisierung pädagogischer Fachkräfte, der Unterbreitung spezieller Therapie- und Beratungsangebote und die politische Diskussion im ethischen und pädagogischen Kontext um strafrechtliche Sanktionsmaßnahmen und Verjährungsfristen sehr viel früher hätte beginnen können.
    Insofern kann ich es als Erziehungswissenschaftlerin und „insoweit erfahrene Fachkraft“ (§8a/8b SGB VIII) nur begrüßen, wenn ein von sexualisierter Gewalt betroffenes Kind nicht erst - wie beispielsweise durch die Forschungen Andresens und Heitmeyers (2012, 11) belegt – durchschnittlich acht Erwachsene ansprechen müsste, bevor ihm geglaubt würde, sondern im Zweifel eben FÜR das Opfer, FÜR das Kind oder FÜR den Jugendlichen pädagogisch verantwortlich gehandelt würde!
    Wer hier einen „Rechtspopulimus“ wittert und versucht, Forschende öffentlich zu diskreditieren, hat entweder nicht richtig gelesen, oder folgt einer anderen Agenda.

  • Großartig ! ...

    24.11.2019, Daniel Hage
    Vielen Herzlichen Dank, Herr Ebert !
    Nicht, dass es neu wäre, dass angelsächsischer Behaviorismus gequirlter Quark ist und jeder und jede endlich begreifen sollte,mit welch ungeheurem Biologischem Vorurteilsballast jedes heutige Lebewesen auf diese unsere Welt kommt, aber die Ignoranz gegenüber Fakten ist dann doch ganz erstaunlich - immer und immer wieder !...
  • Erschreckender Strohmann-Artikel ausgerechnet hier

    24.11.2019, Holger Lengner
    Ich finde es wirklich abstossend, daß Sie solch einen Artikel, der auf reiner Strohmann-Argumentation aufbaut, ausgerechnet auf Spektrum-Online publizieren.

    NIEMAND vernünftiges sagt, daß es Ziel wäre, daß jeder alles werden kann. Wenn man solch eine absolut absurde Strohmann-Behauptung aufstellt, ist es natürlich nicht schwer dagegen anzu"argumentieren".

    Immerhin wird kurz sowas wie "Chancengleichheit" erwähnt, aber der Begriff so uminterpretiert, als solle jeder die Chance haben, ein Einstein zu werden.
    Was soll das? Wieso geben Sie so jemandem eine Plattform, der höchstwahrscheinlich intelligent genug ist, zu wissen, daß er pure Heuchelei betreibt, indem er imaginären Diskussionsgegnern eine Aussage unterstellt, die niemand vernünftiges behaupten würde.

    Es geht um Chancengleichheit im Sinne der EIGENEN Talente und Fähigkeiten. Und gerade wir als Gesellschaft versagen seit Jahrzehnten JÄMMERLICH darin, Menschen eine gute wirtschaftliche Perspektive darzustellen, selbst wenn diese da ist... aber es gegen den Akademisierungs-Wahn läuft. Insbesondere Handwerker werden seit Jahren händeringend gesucht. Und es gibt auch in anderen Bereichen normale Angestellten-Berufe, die keinen hohen Akademiker-Grad benötigen, und dennoch wichtig in unserer Gesellschaft sind - und auch teilweise ordentlich bezahlt werden.
    Zudem gibt es explizit Berufe, die nur Anlernberufe sind, wie Busfahrer, Putzleute, Altenpfleger oder Supermarktverkäufer, aber ebenfalls essentiell für unsere Gesellschaft sind, aber so schlecht bezahlt werden, daß wir offenbar besonders dumm gemachte Menschen brauchen, damit wenigstens irgendjemand diese (mittlerweile) mies bezahlten Jobs überhaupt annimmt.

    Es geht darum, Menschen mit ihren eigenen Talenten so auszubilden, daß sie ihre Talente entfalten können... und in einer Gesellschaft gerade auch den Nicht-Akademikern gezeigt wird und das Gefühl gegeben wird, daß sie gebraucht werden... denn sie würden ja definitiv gebraucht. Und das schließt insbesondere akzeptable Bezahlung ein. Es geht darum, daß nicht die oberen 5/10/20% sich einen Großteil des Bruttosozialprodukts unter den Nagel reißen und einen Akademiker-Chauvinismus an den Tag legen, der dafür sorgt, daß Akademiker in Führungstätigkeiten offenbar immer seltener Skrupel haben, den "normalen" Angestellten so wenig Lohn zukommen zu lassen, daß diese in einer Großstadt kaum noch eine Wohnung bezahlen können.

    Stattdessen muss man hier so einen MIST lesen, dass einem übel wird, weil die wirklich wichtigen Probleme, die ich oben skizziert habe, offenbar bewusst negiert werden sollen.
    Das ist einer Spektrum nicht würdig!
  • vlt sollten doch lieber Wissenschaftler*innen die Beiträge selbst verfassen

    24.11.2019, Bildungsforscher*in
    Leider sind in dem Beitrag einige Fehler enthalten.
    Zunächst: Zwillinge sind sich erstaunlich ähnlich weil sie meist in einem identischen Umfeld aufwachsen. Ist dies nicht der Fall gibt es gravierende Unterschiede die eben größer sind als die qua Geburt vorhanden Ressourcen.
    Zweitens. Es gibt auch Gerechtigkeitstheorien die argumentieren man müsse auch Ungleichheiten die qua Geburt vorhanden sind ausgleichen. Von dem her ist die Aussage: in sozial Gerechten Gesellschaften haben die Gene mehr Einfluss Quatsch. Letztlich ist das eine theoretische Frage, aber die wird nicht erläutert. Oder ist es gerecht das jemand mehr Bildungschancen hat nur aufgrund seiner Gene während jemand der sich anstrengt und übt einfach diesen erfolg nicht erreichen kann. Letztlich ist dies doch auch ungerecht.
    Drittens... auch bzw gerade das Deutsche Bildungssystem (auch wenn es hier Verbesserungen gibt) immer noch eines der sozial ungerechtesten. Den soziale Herkunft und Bildungserfolg bzw. die Chance ein Gymnasium zu besuchen ist trotz gleicher Leistung für Kinder aus besser gestellten Familien und ohne Migrationshintergrund deutlich höher...
    Ansonsten mag ich aber ihre Beiträge.
  • Palmöl - Kolumbien

    23.11.2019, Armin Christ
    Wir wissen aber auch was für ein Regime wir in Kolumbie haben ?! Auch wenn durch die Rinderbarone degradiertes Weideland zur Palmölproduktion verwendet wird, so ist der Bedarf an Pflanzennährsstoffen und Wasser bei der Ölpalme ziemlich hoch - gibt es "synthetische Düngung", woher kommt das Wasser ??? Und nebenbei liest man, wenn man von der medialen Hauptstrasse abweicht, immer mal wieder, daß Kleinbauern zwecks Palmölplantagen von iherm Land vertrieben werden (gut bei der Steinkhle für Hamburg-Moorburg ist das auch der Fall. Also meiner Meinung nach genügt dieser Artikel. ob seiner Lücken, nicht dem wissenschaftlichen Anspruch von spektrum.
  • ich sag's gern

    23.11.2019, spacefan
    Genetische IQ-Fixierung ist ein Märchen. Wir haben neuronale Plastizität. Denken verändert das Gehirn umso besser, je aktiver man körperlich dazu agieren muss.
    Eigenbeispiel: ohne Lehrer daheim immer anspruchsvoller klimpern, sobald man an die Tasten kommt. Schweißtreibendes Durchflutschen vor allem von Chopin Etudes bewirkt priorisierte Areale, die mit Trampelpfaden verknüpft sind. Ein IQ-Test durch Experten meinte später, man sei hochbegabt. Im doofen Ing.-Studium waren die Matheklausuren nach jeweils 15 Minuten verblüffend fehlferfrei fertig, wurden gelangweilt sofort abgegeben, um den Hörsaal verlassen zu können. Konstruktionstechnik musste wiederholt werden - keine Ahnung, was das sein sollte, minimierte Anwesenheit. Vor der Wiederholung genügten 3 Tage reindenken wenigstens für die 2. Die lustige Dipl.-Arbeit (SW militärischer Mustererkennung) wurde nach 4 Wochen abgegeben, auch nur die 2, minimaler Aufwand, viele explizierte und modifizierte Formeln. Aus erkannten oder erfunden Folgen und Reihen lassen sich lustige Formeln entwickeln, in Algorithmen transformieren und codieren, was Spass macht. So funktionieren auch die Finanzmärkte und zumindest teilweise KI. KI vergessen lernen lassen, sonst gibts Festplattenkrebs, lach.
    Sowas kann zumindest ohne Gehirnschaden jeder erreichen, wenn es das Milieu ermöglicht.
    In einem Vortrag zeigte ein bekannter Experte Gehirnquerschnitte eines Beamten und eines LKW-Fahrers, die sich in den Scanner "verirrt" hatten. Sie haben nur Hirnrinde, 90 % Gehirnflüssigkeit und leben völlig unauffällig.
    Aufwuchsmilieus bewirken die Gehirnentwicklung. Später dauert es nur etwas länger, Defizite aufzuholen.
    Jeden Tag 1 bis 2 h körperlich sehr aktiv anspruchsvolle Denkinhalte ralisieren: klimpern, wie denn sonst? Klimpermilieu bedingt daheim ein Klavier, gerne auch einen Flügel - dabei keine Nachbarn belästigen. Als Einzelkind in einem Dorf war das gut gegen Langeweile. Sport oder gar Fußball wollte ich nie. Der Violinschlüssel erinnert an das Integralzeichen, die Notenlinien an Bruchstriche. Noten samt Partituren gehen bereits in Richtung von Formeln. Dazu den Körper täglich herzklopfend heftig bewegen müssen priorisiert Areale, die sich für völlig andere Denkinhalte lebenslang nutzen lassen. Mit Bildungssystemen hat das nichts zu tun. Schulen und Lehrer waren komisch und langweilig. Ohne das wären die Matheklausuren genauso erfolgt.
  • Humorist

    23.11.2019, Joachim Berger
    Die Frage lautet eher: was wäre wenn das Bildungssystem gerecht wäre... Eine Frage, die man zu beantworten versuchen sollte, nachdem man im Sinne der "beschriebenen Blätter" geklärt hat was wohl für jedes Blatt gerecht wäre.
  • Stoffwechsel wohl eher mit genau umgekehrtem Elektronentransfer

    23.11.2019, Dr. Jens Freund
    Sie schreiben dass ein Teil der Elektronen in die Produktion von Fluorid fließt. Da das Fluor in Perfluoroctansäure (PFOA) schon die selbe Oxidationsstufe wie in Fluroid hat, bedeutet das, dass der Kohlenstoff von von PFOA reduziert werden müsste. Damit würde das Bakterium Stickstoff (aus Ammonium) oxidieren (zu Nitrit), um Kohlenstoff (aus PFOA) zu reduzieren. Diese Reaktion liefert keine Energie (sondern würde welche verbrauchen) da Stickstoff elektronegativer als Kohlenstoff ist. Davon kann das Bakterium nicht leben. Viel wahrscheinlicher ist genau das Gegenteil: Es oxidiert die C-C-Bindungen in PFOA anstatt Ammonium zu oxidieren. Das erklärt auch völlig zwanglos, warum die Forscher keine Kohlenstoffverbindungen nachweisen konnten (es ensteht ja auch nur CO2). Im Artikel wurde die Hypthese aufgestellt, dass eventuell noch andere heterotrophe Bakterien die Kohlenstoffverbindungen abgebaut hätten.
    Oder in anderen Worten: eine reduktive Dehalogenierung mit Ammonium als Elektronenquelle funktionert einfach nicht. Ob eine reduktive Dehologenierung Energie liefert hängt natürlich von der Elektronenquelle ab. Ammonium ist eine sehr schlechte Elektronenquelle. Ein Bakterium dass stattdessen PFOA als Elektronenquelle benutzen kann, kommt an sehr viel mehr Energie ran.
  • Abruptes Ende

    23.11.2019, Erwin Zucker
    Gutes und aktuelles Thema. Die Einordnung von "ich denke, also bin ich" finde ich lehrreich, denn ich habe mir nie wirklich Gedanken gemacht, woher dieses geflügelte Wort kommt.

    Aber der Kommentar ist etwas kurz und das Ende kommt unerwartet. Ich hatte irgendwie noch eine ausführlichere oder anschaulichere Erklärung erwartet, inwieweit das alltägliche verschwörungstheorisieren kein Skeptizismus ist. Denn es ist ja nicht nur grundloses infragestellen, sondern mit Zweifel zB an Schulmedizin geht einher, dass gleichzeitig einer "Alternative" keine Zweifel entgegen gebracht werden.

    Das "triviale Gegenargument" geht oftmals zu weit: wir entscheiden aufgrund unseres unvollständigen Wissens, etwas als wahr oder falsch zu betrachten und interpretieren dann neue Informationen als Bestätigung (confirmation bias). Hier würde mehr Skeptizismus gut tun in einer realistischen Einschätzung, auf welchen Quellen unser Wissen beruht und wie sicher wir sein können, dass wir die Wahrheit kennen. Dann ergibt sich nicht eine schwarzweiße Einschätzung beispielsweise von "Impfen ist gut" oder "Impfen ist schlecht", sondern "ich bin mir 99% sicher, dass die Vorteile die Nachteile übertreffen", wobei man die Risiken im Kopf behält und einordnet.

    Anders ausgedrückt sollten Fehlerbänder in wissenschaftlichen Ergebnissen in der medialen Rezeption stärker verbreitet werden.
  • Wenn der Raum sich bewegt

    19.11.2019, Michel Benoit Dorm
    Kurz nach dem Urknall soll sich der Raum mit Überlichtgeschwindigkeit ausgedehnt haben. Da der Raum immer auch Information enthält, wäre hier eine Bewegung der Information im expandierenden Raum im Vergleich zur Mitte (Zentrum des Urknalls) mit Überlichtgeschwindkeit unterwegs. Was ist wenn der Raum ein Stück Raum verschiebt. Ist dann auch Überlichtgeschwindigkeit möglich, weil sich der Raum und nicht die Information im Raum im Verhältnis zum Raum bewegt. Das wäre vielleicht mit der speziellen Relativitätstheorie vereinbar. Also müsste man nur noch herausfinden, wie man Raum im Raum erschafft, der nicht an seinem natürlichen Platz ist und somit an seinem natürlichen Platz bewegt wird mit Naturkräften. So quasi wie die Dichte von Stoffen über Auftrieb oder Abtrieb entscheidet, wo wir Gravitation haben.
  • Schönheit ist nicht objektiv

    18.11.2019, Gerd Heitmann
    Das Schönheitsempfinden ist keine förderliche Eigenschaft für das menschliche Bestreben nach Erkenntnis; im Gegenteil, denn es verführt entweder zur Beharrlichkeit oder – da es oft flüchtig ist – zum Wunsch der Wiederholung. So käme denn auch Goethes Faust zur Ruhe, wenn er den Augenblick erlebt, von dem er sagen könnte, „Verweile doch! Du bist so schön!“

    Das Schönheitsempfinden ist eher ein Hemmschuh für die exakte Wissenschaft und für die Philosophie, weil die beiden suchend unterwegs sind. Wohl ist das Streben nach Schönheit ein Antrieb. Sucht aber dieses Streben nach einer Erkenntnis? Das ist eine Frage an Olaf Müller, der den Sitz auf einen philosophischen Lehrstuhl innehat. Denn es ist zu sagen: Die Schönheit ist nicht dinglich; sie blüht in der Empfindung eines schauenden Menschen. Damit unterliegt sie stets einer Wertschätzung. Oder anders ausgedrückt: Die Schönheit ist ein von einer subjektiven Empfindung abhängiges, aber kein dem Gegenstand eigentümliches Merkmal, auch dann nicht, wenn von dem Gegenstand eine erkennbare Wirkung ausgeht, die in einem Subjekt einen sinnlichen, einen gefühlten Eindruck auslöst, der daran anschließend oft zu einer Vorstellung mutiert.

    Schönheit ist nicht objektiv.
  • Differenziert

    18.11.2019, Christoph
    Ein akzentuierter Beitrag u.a. zum politisch-publizistischen Verstärkerkreislauf, der insbesondere bei der aufgezeigten Thematik auf Seiten des Opferschutzes emotional aufgeladener kaum sein könnte. Parteiprograme werben auf der Suche nach Zuspruch mithin durch übersteigerte Absichten, was den Zyklus unweigerlich forciert. Aber ausdrücklich an dieser Position gilt es hastigen Plädoyers Einhalt zu gebieten.
  • Würde nie in der Vergangenheit leben wollen

    18.11.2019, Michel Benoit Dorm
    Wenn jemand sagt, früher war es besser und interessanter als heute, dann stellen sich meine Haare zu berge, wie wenn ich in eine Steckdose gefasst hätte. Dann bleibt nur noch übrig, alles schlechte von früher aufzuzählen und mit heute zu vergleichen. Dabei hilft ein bisschen Einfühlungsvermögen und Wissen über die Vergangenheit, um den Vergleich nachzuvollziehen. Insgesamt scheint der Mensch sich vom rücksichtlosen Egomanen auch zu einem zu wandeln, der auf die schwächeren Rücksicht nimmt. Wobei wir heute immernoch für letzteres kämpfen müssen.
  • Massenträgheits Varierbarkeit

    17.11.2019, Kurt Gminder
    Ohne diese Grundannahme keine Beschleunigung ohne Rückstoß möglich. Dann aber fällt das Dogma von wegen einer Bindung = Masse-Äquivalenz mit gigantischem Energie im Speicher. Eine kurzzeitige Trägelosigkeit anzunehmen bring mehr.
  • Widersprüchliches

    17.11.2019, L.Schaber
    Das Werk einer Autorin , die sich, wie Sie selbst schreiben, bezüglich ihres Hauptanliegens selbst ad absurdum führt, indem sie das kritische Rezeptieren offenbar nur auf ihre politischen Gegner anwenden will und sich selbst offenbar von ihren moralischen Anweisungen ausnimmt, halten Sie für "insgesamt positiv"?
    Stellungnahme der Redaktion

    Es gibt kaum Autor(inn)en, die völlig unbeeinflusst von jeglicher "sozialen Blase" sind, daher muss man dies auch nicht zur unbedingten Voraussetzung machen, um so ein Buch zu schreiben. Da die Autorin für ihre Antworten gut recherchiert hat und wissenschaftlich belegte Argumente bringt, ist eine positive Beurteilung gerechtfertigt: Vielen Lesern ist damit geholfen. Dass das Buch einzelne Fehler und Abweichungen von der eigenen Argumentation enthält, darauf habe ich als Rezensent hingewiesen; aber sie entwerten eben nicht das Buch im Ganzen.

    Mit freundlichen Grüßen, Josef König

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