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Kommentare - - Seite 391

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Baugeschehen

    31.08.2017, Klaus Deistung
    „Doch was die Flutkatastrophe über Städtebau in Zeiten des Klimawandels lehrt, gilt weit über Texas hinaus.“ - Eine sehr weise Schlussfolgerung!
    Selbst wenn bei uns Flüsse über die Ufer treten, kann es zu einer Katastrophe kommen. Viele Menschen mögen den Blick auf das Wasser (Fluss, Meer). Die Praxis zeigt, dass ein größerer Sicherheitsabstand oft die bessere Wahl aus heutiger Sicht wäre.
    In Holland leben ja viele - dank Schutzbauten - unter dem Meeresspiegel und Bangladesch ist sogar zu 1/3 gefährdet. Die holländischen Fachleute sind weltweit gefragt in Sachen Sicherheit vor den Fluten.
    Es zeigte sich auch, dass sich eine zu große Nähe an Bergen genauso katastrophal auf die Gemeinschaft auswirken kann.
    Der Aufwand der Hilfe in der Katastrophe könnte - vorbeugend eingesetzt - viel Leid vermeiden. Es lässt sich ja nun berechnen. Die Praxis zeigt – es wird nicht besser!
  • Traurig

    31.08.2017, Torsten Berg
    Was ist das traurige an diesem Beitrag? Nicht nur, dass viele, viele Menschen ihr Leben oder ihre Habe durch Naturgewalten verloren haben.

    Es ist auch die Tatsache, dass Zeitungen, Funk und Fernsehen von dieser menschlichen Tragödie kaum berichten, wenn überhaupt. Die USA stehen im Fokus, dort kamen wohl nur ein paar wenige Menschen ums Leben. Traurig genug, aber das in Indien geschehene ist weitaus dramatischer. Dennoch ist es den Medien kaum ein Augenzwinkern wert.

    Da fragt man sich, ob es nicht tatsächlich ein wenig gerechtfertigt ist, wenn die Medien unter dem Verdacht stehen, nicht mehr angemessen zu berichten. Der Blick ist immer noch sehr gen Westen und die USA gerichtet, alles was sonst noch auf der Welt geschieht (und das ist viel mehr als in den gesamten USA zusammen genommen), steht hinten an. Da wundert es nicht, wenn ein schiefes Bild von der Welt entsteht und man den Medien eine Mitschuld an diesem schiefen Bild zuschreibt.

    Daher: Danke an ‚spektrum‘, dass hier immer wieder auch solches berichtet wird, wie in diesem Beitrag. Es schärft den Verstand für die Ungleichheit in der Welt und trägt hoffentlich dazu bei, das schiefe Bild etwas gerader zu rücken!
  • Realität ist stets bewusstseinsabhängig - noch eine kurze Replik zu Herrn Esfeld

    30.08.2017, Dr. Dieter Spies, Egmating
    Spätestens seit Popper müsste klar sein, dass Theorien nie verifizierbar sind (da ist gar nichts offensichtlich). Und es geht nicht darum, Bewusstsein ohne Bezug zur Welt zu beschreiben, sondern ohne Bezug zu einer bewusstseins-unabhängigen Welt – und das könnte ich sehr wohl bei einer längeren Diskussion versuchen darzulegen. Und wenn Sie von meiner Existenz sprechen, dann machen Sie den immerwährenden Fehler der "Realisten", sie setzten die bewusstseinsunabhängige Existenz schon voraus, aber für Sie ist meine Existenz auf alle Fälle von Ihrem Bewusstsein abhängig!
    Man kann noch lange darüber diskutieren, hoch interessant, aber das wird den zur Verfügung stehenden Rahmen von Spektrum wahrscheinlich sprengen.
  • Wieso keine Lösung gem. dem geltenden Recht?

    29.08.2017, Peter Rabe
    Bemerkenswert an der Diskussion ist aus meiner Sicht als Jurist, dass nach dem geltenden Recht der Weg des Autos nicht geändert werden darf. Im Eingangs genannten Beispiel muss daher das Kind überfahren werden.

    Dies begründet sich daraus, dass das Strafrecht grds. Handeln bestraft und nicht Unterlassen (einer Handlung). Nichtstun führt im Beispiel daher zur Straffreiheit. Den Motorradfahrer oder die Gruppe aktiv anzusteuern setzt eine gezielte Handlung voraus und der Fahrer wird u.a. wegen schwerer Körperverletzung bestraft.

    An dem Ergebnis änderte sich nichts, wenn statt des Kindes eine Kindergruppe auf die Straße stürmte. Denn eine Abwägung von Leben ist dem Strafrecht in der derzeitigen Fassung fremd - bisher unbeteiligte mit dem Auto zu "attackieren" wäre nicht zu rechtfertigen.

    Das vorstehende Ergebnis wird im Studium auch mit der Menschenwürde der unfreiwilligen "Ersatzunfallopfer" begründet. Es sei daher die einzig rechtlich und ethisch vertretbare Lösung. Wieso dies bei einem autonomen Auto nicht mehr gelten soll, erschließt sich mir nicht.
  • Anderes Ökosystem

    29.08.2017, Christian
    Eben weil sich das Ökosystem in europäischen Wäldern von dem der amerikanischen unterscheidet...
    In Europa haben wir ein im Laufe von Jahrmillionen eingespieltes Gleichgewicht im Ökosystem - in Amerika hat sich ein anderes System eingespielt. Die europäischen Regenwürmer sind dort eben Störenfriede.
    Aber wie aus dem Artikel hervorgeht, gibt es ja nicht nur Verlierer...das Ökosystem verändert sich über die Jahre hinweg - manche Arten werden durch das Eindringen der Regenwürmer begünstigt, andere verdrängt, was wiederum weitere Folgen auslöst.
  • Da kommt was auf uns zu

    29.08.2017, Ralph Fischer
    Überbevölkerung in Verbindung mit unkontrolliertem Bevölkerungszuwachs.

    Das führt dann zu Konflikten mit Mensch und Tier. Zusammen mit dem ausbleibenden Regen gibt es nicht nur Migrationsbewegungen der Tiere, sondern auch der Menschen,

    Aber "wir schaffen das"
  • Regenwürmer schädlich?

    29.08.2017, ClaudiaBerlin
    Angesichts dieses Artikels stellt sich die Frage, warum hierzulande Regenwürmer im Boden hoch willkommen sind und als positiv für den Boden angesehen werden?
  • Genau!

    28.08.2017, Der Klaus
    Nagel auf dem Kopf!
  • Kein Fortschritt Ohne Gefahren

    28.08.2017, Claus Tischler
    So weit meiner Person bekannt, birgt alles Gute Gefahren. (In diesem Sinne ist der Fortschritt in dem Titel als "gut" zu benennen.) Da kann man weder die IT-Branche, noch die restlichen der Wissenschaft zugehörigen Branchen herausnehmen.
    Stets vermag der Mensch, den Erfolg der Wissenschaft zu mißbrauchen. Dabei darf man sicherlich nicht den Erfinder dafür beschuldigen, denn ein Mittel tötet nicht (bewußt). Nur der, der das Mittel bewußt einsetzt, ist als Mörder der Toten zu nennen, so es solche gab.
    Das heißt, daß der Erfinder nur über die Gefahren seines Werkes warnen soll, kann, moralisch muss, so fern er diese erkannt und (wissenschaftlich) erwiesen hat. Nicht eher. Nicht später.
    Ein zu spätes Warnen von der wissenschaftlichen Seite könnte also als Betrug und amoralisch gelten.
    Ein zu frühes jedoch, so dünkt es mich, als unwissenschaftliches, doch humanes (so weit irgendwo begründet) Verhalten.

    Ob hier nun rechtzeitig, zu früh, oder eben zu spät gewarnt wird, kann ich nicht selbst nicht ermitteln. Zu wenig Wissen besitze ich in dieser Sache. Zu fortgeschritten ist diese Sache.

    Doch ich vermag zu sagen, daß mich ein jeder Apell der wissenschaftlichen Seite an die Politik (oder das Militär), eine Technologie nicht militärisch zu nutzen, hoch erfreut, erst Recht, so fern dieser nicht mit wirtschaftlichen Interessen einhergeht.
    (Ja, ich bin mir durchaus im Klaren, daß die Wissenschaft Mittel benötigt, um eben Wissen zu liefern, doch sehe ich eher die Moral für den Menschen wichtiger als das Wissen, obgleich manche meiner Kreise dies anders beurteilen würden.)

    Zum Schluss einmal ein Dankeschön für dieses leicht verständlich verfaßte Interview.

    Claus
  • Pazifismus oder kein Pazifismus, das ist hier die Frage.

    28.08.2017, Hans-Jürgen Steffens
    Als Pazifist fällt die Antwort darauf, ob man den o.g. Brief auch unterschrieben hätte, leicht. Man hätte. Es bliebe dann nur die Frage, ob eine pazifistische Gesellschaft stabil pazifistisch bliebe. Und da kommen Zweifel. Herr Schmidhber hat völlig recht: Wovor der Mensch sich eher fürchten muss, sind andere ihm ähnliche Menschen, die seine Ziele teilen, und daher mit ihm im Wettbewerb stehen. Und auch vor relativ simplen, unselbstständigen KIs, die von diesen Konkurrenten eingesetzt werden, um ihre Ziele umzusetzen.

    Das Problem des "im Wettbewerb stehens" prägte schon die biblichen Kriege, in denen ein Volk - mit dem Auftrag vom lieben Gott (der damals noch nicht so lieb war) - ein anderes erst einmal aus dem Land "in dem Milch und Honig floss" zu vertreiben hatte.

    Hat sich bis heute da viel geändert? Wenn wir dies verneinen und trotz Verzicht auf Selbstaufgabe "human" bleiben wollen, stellt sich die Frage, ob Gefechte mit "Killerrobotern" (bleiben wir mal bei dem Begriff) inhumaner, grausamer sind als "konventionelle" Gefechte. Gibt es Gründe dies zu bezweifeln? Denken wir an klassische Flächenbombardements vs. Drohnenangriffe, dann werden wir nachdenklich. Nachdenklich werden wir auch bzgl. der Kontrolle menschlicher Kombattanten in Gefecht. Eine wildgewordene Soldateska verbreitet m.E. mehr Leid als jede KI auf dem Schlachtfeld (ich erspare mir Beispiele).

    Wird die Qualität von Kriegen durch KI eine andere? Vielleicht, Wird der Krieg an sich inhumaner? Ich bezweifle das.

    Für einen Pazifisten sind das wahrscheinlich irrelevante Überlegungen. Er ist (bedingungslos) für den Frieden.

    Stellt man aber die Freiheit auf dieselbe Stufe wie den Frieden, dann ergeben sich (Ziel-)Konflikte, denen man nicht ausweichen kann. Eine alternde Gesellschaft mit einer abnehmenden Zahl wehrfähiger Angehöriger, wird dann den Nachteil der geringeren Zahl mit technischen Mitteln auszugleichen suchen. Sie wird dann auf "Killerroboter" zurückgreifen. Ein gewisse Analogie sehen wir in der atomaren Aufrüstung der Nato gegenüber einem konventionell überlegenen Ostblock zur Zeit des kalten Krieges.

    Unabhängig davon wird auch das Argument, dass "Killerroboter" keine Angehörigen haben, die um ihn trauern, eine Rolle spielen. Auch hier gibt es gedanklich eine Parallele zur seinerzeitigen Bildung der Legion etrangere in Frankreich mit dem expliziten Argument, dass keine französische(!) Mutter bei Verlusten zu trauern habe.

    Kann man diese Zielkonflikte ethisch eindeutig lösen? Nur als radikaler Pazifist. Gesteht man einem Staat das Recht auf Streikräfte "mit der Lizenz zu töten" zu, dann gibt es wenig Gründe, (und jetzt benutze ich den Begriff ein letztesmal) "Killerroboter" ethisch zu ächten.

    MfG H.-J. S.
  • Replik auf Michael Esfelds Antwort

    28.08.2017, Dr. Dieter Spies, Egmating
    Lieber Herr Esfeld, mir scheint, Sie haben wieder nicht verstanden, dass es ja gerade eine T h e o r i e ist, dass die Welt bewusstseinsunabhängig sei. Sie schreiben "wenn unsere Theorien wahr sind", ja aber das ist ja gerade das Problem, dass dies niemals verifizierbar (übrigens auch nicht falsifizierbar) ist!
    Übrigens, dass Ihr Gesprächspartner vom Ihrem Bewusstsein abhängig ist, merken Sie daran, dass er Ihnen unterschiedlich erscheint, je nachdem, wie Sie selber gerade "drauf sind"!





    Stellungnahme der Redaktion

    Ja, natürlich ist es eine Theorie oder Aussage, dass die Welt bewusstseinsunabhängig ist. Aber es gibt eben auch offensichtlich wahre Aussagen oder Theorien. Versuchen Sie einmal, Bewusstsein zu definieren, ohne auf eine Welt Bezug zu nehmen. Der Solipsismus ist absurd. Natürlich ist die Repräsentation, die ich von Ihnen, Herr Spies, habe, von meinem Bewusstsein abhängig – aber Ihre Existenz, werter Herr Spies, ist bestimmt nicht von meinem Bewusstsein abhängig. – Michael Esfeld

  • Modell erklärt zweigeschlechtliche Fortpflanzung

    28.08.2017, Michael Jungnickl, Neunkirchen am Brand
    Das Modell von Abergel und Claverie mit der Umbennenung von "Viren" in Virionen löst elegant die Frage, ob Viren anorganisch oder lebendig sind. Sie gehören nun eindeutig zu einer lebenden Zelle, leben also.
    Aber das Modell lässt sich auch auf die zweigeschlechtliche Fortpflanzung anwenden. Demnach sind Spermien auch nur Virionen, die sich erst in Eizellen vermehren können. Nach der alten Bezeichnung wären Spermien selbst Viren, und nicht lebendig.
    Spermien sollten demnach auch "Riesenviren" sein.
  • Realität ist stets bewusstseinsabhängig

    28.08.2017, Dr. Dieter Spies, Egmating
    Das Grundproblem ist einfach: Existiert eine Realität aus sich, für sich, unabhängig vom Bewusstsein, oder ist Realität immer bewusstseinsabhängig?

    Der Autor macht denselben Fehler wie alle Realisten: Er merkt anscheinend nicht, dass jede seiner Aussagen, vom „Punktteilchen” (was ja ein reiner Gedanke ist) bis zur Definition von Naturwissenschaft, Bewusstsein voraussetzt: Bei den vier Faktoren für Naturwissenschaft nennt er „Hypothese”, „Parameter, die eingeführt werden”, „Definition von Bedingungen” und „Formulierung von Bedingungen” , also lauter Bewusstseinsakte. Und wenn er zum Realismus sagt: „Wissenschaftliche Theorien beschreiben die Welt so, wie sie ist”, dann merkt er anscheinend nicht, dass „Theorie“ und „Beschreibung“ Bewusstsein voraussetzen. Und selbst die Frage nach einer bewusstseins-unabhängigen Welt setzt Bewusstsein voraus.
    Und die schlichte Feststellung: „Es gibt Elektronen” wirft sofort zwei Fragen auf: Erstens „Wer gibt, wer ist „es” ? Und zweitens tut der Satz so, als wüsste man, was ein Elektron für sich und an sich ist. Dem ist aber keineswegs so, es ist ein Teilchen oder eine Welle oder keines von beiden (z. B. ein “verschmierter Brei”), je nachdem, wie wir es gerade bewusstseinsmäßig brauchen !
    Es gibt nicht die eine für sich existierende Welt und wir sehen sie eventuell unterschiedlich, sondern es gibt viele Welten, je nach Bewusstseinseinstellung. Es ist eine fiktive Idee (sic!), dass es eine Welt hinter der newtonschen streng kausal determinierten Weltsicht gebe, welche die gleiche sei wie die quantentheoretische Welt, nein, es sind unterschiedliche Welten. Warum fällt es den Realisten so schwer, einfach diese Fiktion wegzulassen? Es ändert sich außer der Sichtweise nichts in Bezug auf Forschung etc.
    Dies lässt sich auch über die Wissenschaft hinaus betrachten: Wenn die Politiker begreifen und auch akzeptieren würden, dass es z. B. eine „russische Welt” und eine „US-amerikanische Welt” gibt (und nicht eine Welt, welche die einen richtig und die anderen falsch sehen!), dann wären wir einem Welten-Frieden schon sehr nahe.
    Stellungnahme der Redaktion

    Natürlich sind unsere Theorien von uns geschaffen, aber diese Theorien beziehen sich auf eine Welt, die unabhängig von unserem Bewusstsein ist. Und wenn unsere Theorien wahr sind, dann gibt es etwas in der Welt, aufgrund dessen unsere Theorien wahr sind. Ansonsten enden wir im Solipsismus: Dann wäre mein Gesprächspartner genauso von meinem Bewusstsein abhängig wie die physikalische Welt. – Michael Esfeld

  • Ignorabimus

    28.08.2017, James H. Klein, Potsdam
    Der Artikel verniedlicht das Dilemma der heutigen Physik: Der materialistische Reduktionismus, so erfolgreich er auch über Jahrhunderte hinweg war, ist an seine Grenzen gekommen. Er kann immer weniger erklären, je weiter man ihn treibt. Der Reduktionismus hat alle Eigenschaften dieser Welt hinter sich gelassen bis auf Masse, Spin und Ladung. Ist das unsere Welt?
    Die Welt ist offensichtlich mehr als die Summe ihrer Teilchen, mit oder ohne Relationen zueinander. Wenn man den Weg von den einzelnen Teilchen zu den komplizierteren Teilchen geht, zu Molekülen, zu Elementen und zu Organismen, wird dies deutlich: Auf jeder Stufe zunehmender Komplexität entstehen neue Eigenschaften, die sich aus den Bestandteilen einer einfacheren Komplexität nicht erklären lassen, da sie dort noch nicht existieren. Es sind emergente Eigenschaften.
    Das bedeutet aber auch: Die Physik kann nicht die emergenten Phänomene beschreiben und erklären, wie sie in der Chemie auftreten. Und die Chemie kann nicht die emergenten Phänomene beschreiben und erklären, wie sie in der Biologie auftreten. Und die Biologie kann nicht die emergenten Phänomene beschreiben und erklären, wie sie in der Soziologie oder in anderen Wissenschaften auftreten.
    Es gibt offenbar keine Wissenschaft, die grundlegender ist als jede andere. Jede Wissenschaft deckt einen Teil der Wirklichkeit ab: die Physik den Bereich der elementarsten Teilchen, die Chemie die einfachen Moleküle, die Biologie die komplizierten organischen Molekülketten, die Soziologie und alle Geisteswissenschaften die menschlichen Systeme noch grösserer Komplexität. Auf all diesen Ebenen gibt es emergente Eigenschaften aus dem Zusammenwirken einfacherer Systeme, die aus den einfacheren Systemen allein nicht erklärt werden können.
    Ist das nicht tröstlich? Die Physik hat uns so viele Neuerungen und Produkte beschert wie noch nie zuvor in der Menschheitsgeschichte. Aber alles, was sie erklären kann, ist Masse, Spin und Ladung. Was tun sich da für zukünftige Möglichkeiten auf für Wissenschaftler jeder Couleur!! In Wirklichkeit stehen wir erst am Anfang unserer Erkenntnismöglichkeiten. Und immer noch gilt das Wort von Du Bois-Reymond aus dem Jahre 1872: "Ignoramus et ignorabimus".
    Stellungnahme der Redaktion

    Dass es neue Eigenschaften gibt, je komplexer die betrachteten Systeme werden, heißt nicht, dass die Physik diese nicht erklären kann. Die physikalischen Gesetze – wie zum Beispiel die Gesetze der Gravitation und des Elektromagnetismus – gelten ausnahmlos für alle Systeme im Universum. Das Ziel ist ja gerade, mit den physikalischen Gesetzen zusammen mit spezifischen Randbedingungen das Auftreten neuer Eigenschaften zu erklären. – Michael Esfeld

  • Auch Realisten können abweichende Hypothesen zum Klimawandel haben

    28.08.2017, Armin Faltl
    In seinem Beitrag sagt Michael Esfeld, dass man nicht gleichzeitig ein Realist in Bezug auf die Atomphysik und Konstruktivist in Bezug auf die Physik des Klimawandels sein kann. Damit gebe ich ihm Recht.
    Im gleichen Beitrag meint er auch, dass eine physikalische Theorie nicht ident mit der beschriebenen Physik an sich ist. Auch darin stimme ich ihm zu.
    Die Folgerung, dass es absurd sei, die Hypothesen über den Klimawandel für z. B. eine politisch motivierte Verschwörung zu halten, ist aber genau deshalb unzulässig. Es ist nicht die Physik des Klimas oder dessen Wandels, die eventuell eine Verschwörung darstellt, sondern eine von Menschen darüber gemachte Aussage – die Hypothese.
    Man kann also ein voller Realist in Bezug auf die Physik des Klimas sein, und weit entfernt von der Akzeptanz einer bestimmten Hypothese.
    Lange Jahre habe ich mich mit erneuerbarer Energie beschäftigt, und ich halte das aus vielen Gründen noch immer für sinnvoll. Ich bin auch sehr dafür, gute Klima-Modelle zu erstellen, um zu verstehen, was wirklich passiert.
    In letzter Zeit habe ich eine Reihe von für mich sehr schlüssigen Aussagen von Forschern mit öffentlichem Lehrauftrag gehört, die einen wesentlichen Einfluss von CO2 auf die Erwärmung vergangener Jahre sehr stark anzweifeln. Es ist mir selbst auch nicht verständlich, wie eine 4-prozentige Änderung gegenüber dem natürlichen Ausstoß in einem winzig schmalen Absorptionsband, das auch ohne unser Zutun bereits weit über 99% der vom Boden ausgehenden Strahlung in diesem Band absorbiert, eine dramatische Änderung im Geschehen der Atmosphäre erzeugen soll.
    Völlig offensichtlich ist, dass Urwald ein wesentlich anderes Reflexionsverhalten als gerodete Flächen oder urban versiegeltes Gelände hat. Was sagen die Klimamodelle dazu?
    Um zu erklären, welchen Einfluss ein bestimmtes Gas in einer bestimmten Konzentration in einem bestimmten Umfeld hat, muss man sehr ins Detail gehen. Einen Artikel, der das leistet, würde uns vielleicht in die Leseschwierigkeit vergangener Jahre bringen, mir als Leser aber wesentlich mehr nutzen und
    besser gefallen als manche Ihrer Beiträge aus letzter Zeit.

    Stellungnahme der Redaktion

    Danke für diese Hinweise. Ein Artikel spezifisch zum Klimawandel wäre sicher sinnvoll (war aber nicht Ziel meines Beitrags). – Michael Esfeld

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