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Kommentare - - Seite 876

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Tatkraft durch Erleuchtung

    24.09.2012, Rudolf Passawa, Krems (Österreich)
    Sehr geehrter Herr Michael Springer,ich schätze an Ihren Beiträgen sehr, dass Sie darin immer wieder auch über den Tellerrand schauen. In Ihrem Essay Komplexität und Emergenz verweisen Sie auf den Zustand eines "Erleuchteten" nach buddhistischer Auffassung. Hier möchte ich auf eine folgenschwere unrichtige Fehlinterpretation des erleuchteten Zustands hinweisen. Sie schreiben:

    „… Übrigens entspricht diese Situation (Ihres Freundes mit dem Krankheitsbild Herpes-Enzephalitis, Anm.) ziemlich genau derjenigen eines buddhistischen Bettelmönchs, der völlige Erleuchtung erreicht hat. Ihm erscheinen alle Lebenstatsachen gleich (un)wichtig; er bleibt untätig und überlebt nur, solange Mitmenschen ihn mit Kleidung und Nahrung versorgen.“

    Diese Interpretation des Zustands der Erleuchtung entspricht keineswegs den Erfahrungen und Verhalten solcher Menschen und ist unmittelbar widerlegbar. Im buddhistischen Sinn hat vielmehr derjenige, der Erleuchtung erlangt hat, die Soheit der uns umgebenden Welt erkannt – wissenschaftlich ausgedrückt: die Wahrheit und Zusammenhänge aller Zustände und Dinge dieser Welt. Ein Mensch, der diese Fähigkeit erreicht hat, steht weiterhin mit beiden Beinen fest im Leben, vielmehr noch: Er versteht nun auf Grundlage seiner Erfahrung richtig und vor allem sinnvoll zu handeln! Siddharta Gautama, der den Buddhismus in die Welt setze, erlangte selbst mit 30 Jahren diesen Geisteszustand und verbrachte anschließend 50 Jahre lang höchst aktiv damit, seine Erfahrung seinen Mitmenschen nahezubringen.
    Beispiele „erleuchteter“ Menschen aus Geschichte und Gegenwart gibt es genug, die wir alle kennen, und auf die die (buddhistische) Definition bei genauer Betrachtung voll zutrifft: Von Jesus Christus („Christus“ = der Gesalbte, Erleuchtete) bis zum Dalai Lama, von Franz von Assisi bis Mutter Theresa, von Mahatma Ghandi ganz zu schweigen. Siehe dazu zur Selbstlektüre auch die Definition des Bodhisattva („Erleuchtungswesen“) in der tibetisch-buddhistischen Tradition.

    Zum Verständnis, was es im Buddhismus mit der Erleuchtung auf sich hat, empfehle ich z. B. die Lektüre „Wie Siddhartha zum Buddha wurde: Eine Einführung in den Buddhismus“, eine Biografie über den historischen Religionsgründer (Autor Thich Nhat Hanh, Übersetzung Ursula Richard, Verlag Kamphausen).

    Zur Horizonterweiterung eines jeden in der Wissenschaft Tätigen, zu denen auch ich mich zähle, empfehle ich übrigens wärmstens ein weiteres Buch: „Die Welt in einem einzigen Atom: Meine Reise durch Wissenschaft und Buddhismus“ (Autor Dalai Lama, Übersetzung Bernd Bender, Verlag Herder spektrum). Es erweitert meines Erachtens unsere einseitige, streng rationale materialistische Weltsicht, die wir im aufgeklärten Westen etwas anmaßend „wissenschaftlich“ nennen.
    Der Autor zieht darin Bilanz über die von ihm ins Leben gerufenen, periodisch stattfindenden Mind and Life Conferences zu allen wichtigen Wissenschaftssparten der Gegenwart, u. a. Quantenphysik, Philosophie, Genetik und Neurobiologie, an denen u. a. Persönlichkeiten wie Anton Zeilinger und Carl Friedrich von Weizsäcker teilnahmen.

    Ein, wie ich finde, sehr interessantes Buch für alle, die sich dafür interessieren, wie alles in der Welt zusammenhängt und wie Geist und Materie sich ergänzen. Schlussfolgernd wird dabei klar und selbstverständlich, dass Wissenschaft und Spiritualität zwei untrennbare Seiten der Medaille – sprich des menschlichen Wesens – sind.
  • So macht man sich bekannt

    24.09.2012, Roland Schröder
    Im Grunde ist das Thema austauschbar, die Mechanismen bleiben die gleichen. Immer wieder gibt es "Forscher" die sich einer gesellschftlichen Strömung andienen. Wenn ihr Thema schon vorher in der Bevölkerung genügend kontrvers diskutiert wurde, dürfen sich diese "Wissenschaftler" eines regen öffentlichen Interesses sicher sein, egal, was sie behaupten. Es muss nur einer der beiden diskutierenden Gruppen als Argumentationshilfe nützlich sein. So kann man sich als Wissenschaftler einen Namen machen.
  • Fossile Nahrung

    23.09.2012, Tom Schülke
    Ich frage mich, inwieweit das Buch auch die dramatische Abhängigkeit der Ernährungsversorgung von fossiler Energie angeht.

    Für jede Nahrungskalorie verbrauchen wir bekanntlich zwischen 7 und 10 Kalorien fossiler Energie.

    Nach dem "Peak Oil" ist mit konventioneller Landwirtschaft also ohnehin irgendwann Schluss. Bleibt abzuwarten, ob man schlau genug ist, alternative Konzepte frühzeitig genug zu integrieren.

    Stellungnahme der Redaktion

    Die konventionelle Landwirtschaft ist bekanntermaßen energieintensiv. Das liegt vor allem an dem hohen Energieaufwand für die Herstellung von synthetischen Düngern, Pestiziden und Futtermitteln. Vor allem ersteres wird im Buch heftig angeprangert: Pro Jahr werden weltweit laut dem Autor 100 Millionen an mineralischem Stickstoffdünger hergestellt, was 200 Millionen Tonnen Erdöl beziehungsweise Erdgas verbrauche. Das entfällt mit ökologischen Methoden, da im Prinzip nur organische Dünger eingesetzt werden.

    Was die gesamte Energieeffizienz pro Ertragseinheit angeht, ergibt sich allerdings kein eindeutiges Bild. Zwar sind ökologische Anbaumethoden für die meisten Produkte in dieser Hinsicht günstiger als konventionelle, für bestimmte Anbausorten allerdings nicht. Ein Grund ist, dass die Erträge der Öko-Landwirtschaft pro Quadratmeter in der Regel geringer sind und dass die Bauern deshalb größere Flächen bewirtschaften müssen.

    Emmanuelle Vaniet

  • Nie wieder Fisch!

    23.09.2012, york karsunke
    Igitt! Aber so ist das mit den kulturellen Unterschieden. Der Stinkekäse, den ich voller Appetit verspeise, dreht meinen Artgenossen in vielen Teilen der Welt wohl auch den Magen um :-)
  • Phantastisch

    22.09.2012, Baumann Eduard
    Das ist ein phantastisches Thema. Konkrete Geometrie und so modern!
  • Was sie alles wissen

    22.09.2012, Jochen W.
    Erst kürzlich wurde ein umfangreiche peer reviewed Studie in der Schweiz veröffentlicht!
    http://www.nfp59.ch/d_index.cfm
    Die schon 2005 damit begonnen hat, systematisch viele Papers auf eventuelle Gefahren der Gentechnik zu durchforsten!
    Diese Studie wurde hauptsächlich vom Staat finanziert, der auch über erhebliche Geldmittel verfügt um ebendiesen Interessenkonflikt zu vermeiden.
    Und wenn man eine Studie richtig aufzieht bleibt eben nicht so viel Spielraum wie sie meinen, auch wenn es nicht um die Physik geht.
    Aber es ist schwierig auf eine Studie deren Ergebnis man sehnlichst erwartet, unvoreingenommen heranzugehen, sagt sie doch aus was man schon immer irgendwie gewusst/gefühlt hat!
    Gentechnik = des Teufels
    Monsanto = des Teufels Helfer
    wir sind in einer neuen Postreligiösen Ära angelangt, wo es reicht Hexe verbrennt sie zu rufen
  • Vergessenes neu entdeckt

    22.09.2012, Martin Bitter
    Wieder mal ein Beispiel für vergessene Geschichte!
    Ältere, die ein gutes Gedächtnis haben, werden sich vielleicht erinnern: 1950, also im letzten Jahrtausend wurde der DAF (delayed acoustic feedback) entdeckt. Nach seinem Entdecker/Erforscher nannte man ihn auch Lee-Effekt. Damit konnte man a) gesunde Sprechende zu so starkem Stottern bringen, dass ihnen ein Sprechen unmöglich wurde und b) stellte man fest, dass unter DAF einige Stotterer aufhörten zu stottern. Die Hoffnungen dies als Stotterertherapieansatz zu verwenden, zerschlugen sich: Gewöhnungseffekt.
    Gelegentlich nehme ich bei Hörfunkreportagen u.Ä. Sprecher war, die ganz leichte DAF-Symptome zeigen. Zumeist sind dies 'neue' unerfahrene Reporter. Sie haben unfreiwillig eine DAF-Erfahrung, da sie sich wegen langer Übertragungswege über Mikrophon und Kopfhörer selbst verzögert hören (oder machen dies boshafte Tontechniker mit Absicht?).
    Ich gönne Kazutaka Kurihara und Koji Tsukada ihren IgNobelpreis für den SpeechJammer - trotzdem: das sieht für mich verdächtig nach Lee-Effekt und DAF aus. Aber hoffen wir mal, dass ihre Forschungen 'irgendwie' gründlicher waren und 'irgendwie' Neueres gebracht haben.
    Fazit: Es kommt häufiger vor, dass Altes neu entdeckt wird!
  • Kein Empathie-Gen!

    22.09.2012, Walter Weiss
    Die jetzt erkannte deutliche Verringerung der Mutationsgeschwindigkeit verfestigt die leider viel zu selten erörterte These vom völligen Fehlen einer genetisch angelegten Fähigkeit des Menschen, friedlich mit anderen Menschen in größeren Gemeinschaften zusammenzuleben. Genetisch ist diese Fähigkeit allenfalls in kleinen und kleinsten Gruppen angelegt (Kleinfamilien, vielleicht Großfamilien, die in der Frühzeit durch die Wlldnis streiften). Größere Gemeinschaften gab es erst zu einer Zeit, die viel zu kurz zurückliegt, als dass sich durch Mutationen ein angeborenes 'Gemeinschaftsgefühl' hätte bilden können.

    Das konnte man bereits bisher aus den einfachen Evolutionsregeln ableiten, dass Mutationen-Willkühr im Zusammenwirken mit dem Selektionsdruck niemals auf Dauer angelegte 'Zukunftseigenschaften' bilden kann, die also nicht zur Anpassung an die derzeitige Umgebung besser geeignet waren, die vielmehr erst auf eine noch gar nicht vorhandene künftige Umgebung passten. Derartige Mutationen werden alsbald wieder aufgelöst, eben weil der Selektionsdruck schlicht fehlt.

    Das schließt nicht aus, dass auch solche Vorratseigenschaften mitunter zum Zuge kommen, wenn nämlich nur wenig Zeit bis zum Eintreffen der von ihnen geregelten neuen Umwelt verstreicht. Die jetzt erkannte generelle Verlängerung der Mutationsraten macht das aber noch viel unwahrscheinlicher bei dem soeben skizzierten Problem.

    Man kann diese These als wohl feststehende und nachgewiesene wissenschaftliche Erkenntnis formulieren: als sich größere menschliche Gemeinschaften (größer als Familien) dauerhaft wegen der einsetzenden erheblichen Vermehrung bildeten, FEHLTE eine genetisch angelegte Eigenschaft, die dafür sorgte, dass es in diesen Gemeinschaften friedlich zuging, dass also nicht jeder einzelne nach dem 'Recht' des Stärkeren nur den eigenen Vorteil (oder den seiner Familie) auf Kosten der anderen verfolgte, dass also stattdessen Gemeinsinn entstand. Bekanntlich haben sich schlaue Menschen in dieser Situation die Religionen ausgedacht, die Abhilfe schaffen sollten - leider aber immer nur für die konkreten eigenen Gemeinschaften in noch krasserer Abgrenzung gegen Außenstehende als früher.

    Und erst die grandiose Erfindung des Demokratiegedankens mit Menschenrechten, einer unabhängigen Justiz und weiteren Folgeentwicklungen hat die Möglichkeit ergeben, generell friedlich leben zu können. Wie mühsam indessen ist es, hier immer wieder diese Erfindung in jeder Generation und bei jedem Menschen, Tag für Tag lernen zu müssen
  • zitat?

    21.09.2012, Dr. Micael Quell
    im Gegensatz zum Verweis auf die Kritiker vermisse ich einen Link bzw eine klare Nennung des besprochenen Artikels, um ihn ausfindig zu machen. handelt es sich umA Comparison of the Effects of Three GM Corn Varieties on Mammalian Health aus 2011
    Int J Biol Sci 2009; 5(7):706-726. doi:10.7150/ijbs.5.706 erscheint mir die Aufregung darüber ziemlich spät und die Kritik daran mangelhaft. es wurden schon schlechtere Arbeiten publiziert.
  • Interessenkonflikt

    21.09.2012, Steffen Schmidt
    Da "gentechnikkritische Lobbyorganisationen" keine milliardenschweren Geschäftsunternehmen sind, reduziert sich der Interessenkonflikt auf die Frage einer gewissen Voreingenommenheit. Doch dieser Vorwurf ließe sich der Mehrheit der Studien zur Agrargentechnik machen. Denn die Studien, die die Harmlosigkeit belegen sollen, wurden in der Regel entweder von den interessierten Unternehmen gemacht oder aber von Wissenschaftlern, die sich auf einer dem Fortschritt (oder der Bekämpfung des Hungers) geweihten Mission wähnen. Die vorurteilsfreie Forschung ist ein reines Gedankenkonstrukt.
    In Bereichen, wo es nicht so schöne klare Kausal-Experimente wie in Teilen der Physik gibt, bleibt grundsätzlich viel Spielraum für Interpretationen, selbst ohne verbogene Statistiken.
  • Wie immer

    21.09.2012, Jochen W.
    Da sind sie schon wieder,
    @ K. Kramer
    Auffällig ist doch das diese Studie mal wieder von den schon bekannten Institut, Person (Séralini) stammt, von diesem schon die letzten Studien alle stark in Zweifel gezogen werden konnten und als nicht reproduzierbar, bzw. erhebliche methodische Mängel nachgewiesen werden konnten!
    Deshalb darf wie ich zurecht finde, diese Mängel gleich von Anfang an unterstellt werden, da er mit Verlaub nicht für einen unaufgeregten sachlichen Stil in der durchaus zu Unrecht sehr umstrittenen Gentechnik sorgt.
    Zum Thema Monsanto, es gibt noch mehr Saatgutfirmen die sich auf genetisch gezielt verändertes Saatgut spezialisiert haben.
    Natürlich braucht man für medientaugliche Ergebnisse auch den immer zuerst genannten "Bösen Buben" und die schönen Bilder der Versuchstiere dürfen nicht fehlen.
    Deshalb finde ich es fragwürdig dass diese Studie so ohne weiteres veröffentlicht werden konnte ohne vorher einer nochmaligen Überprüfung standzuhalten, was sie mit Sicherheit nicht wird und wahrscheinlich bald wieder zurückgezogen werden muss.
    Ihren Effekt hat sie aber dann bereits zur genüge getan.

    Wissenschaft auf übelste Weise nenne ich das!

    Es tut mir leid für andere Forscher die an einer sachlich aufgeklärten Weise interessiert sind. Denn solche A... wie Séralini und co. machen dies gekonnt zunichte.
  • Hoch interessante Infos: Prostatakrebs - Kritik an Vorsorge - Früherkennung - Folgeschäden

    21.09.2012, Thomas Bautz
    Ein Forschungsbericht eines Arztes wie der vorliegende ist überaus hilfreich, weil er selbstkritisch sakrosankte medizinische Methoden und Therapien hinterfragt, neuere Forschungsergebnisse präsentiert und diskutiert und darüber hinaus noch ein Beispiel aus der eigenen Praxis anführt.

    Solche Beiträge können eine Entscheidungshilfe für viele Patienten sein - vorausgesetzt, diese setzen sich weiterhin persönlich mit ihrer Situation (Vorsorge, Krankheit, genaue Diagnose, verschiedene Behandlungsmöglichkeiten etc.) auseinander.
  • Da sind sie schon, die Apologeten von Monsanto.

    21.09.2012, Karl Kramer
    Richtig, die Wissenschaftler müssen alle Details und Zahlen offen legen, um ihre Ergebnisse nachvollziehbar und sogar reproduzierbar zu machen. Nur - solange das nicht geschehen ist, kann man die Ergebnisse seriös genau so wenig bestätigen wie widerlegen. Eine Frist von einigen Wochen sei ihnen in diesem Fall gewährt. Die Geheimniskrämerei um diese Studie ist allerdings für jeden nachvollziehbar, der sich ein wenig über Monsanto informiert hat. Seriöse Dokumentationen renommierter Journalisten rund um den Globus zeigen ein Bild, das durchaus keine "guten Jungs" zeigt, sondern einen Konzern, der in der Durchsetzung seiner Interessen und mit der Interpretation der Auswirkung seiner Produkte auf Mensch und Umwelt alles andere als zimperlich ist.

    Zum Vorwurf, die Ratten seien anfällig für die Ausbildung von Tumoren: Natürlich sind sie das. Laborraten für Testreihen holt man sich nicht von der Müllhalde, sondern aus Zuchtlabors, in denen zum Zweck der Reproduzierbarkeit der Ergebnisse, genetisch einheitliche Stämme mit Dispositionen für Tumore, Bluthochdruck, Glaukome, Magen-Darm-Erkrankungen etc. aus dem Katalog bestellt werden können. Diese genetisch einheitlichen Inzuchtstämme sind deshalb nicht umsonst alles Albinos. Damit lässt sich die biologische (natürliche) Bandbreite der Ergebnisse in engen, nachvollziehbaren Grenzen halten. Andererseits lassen sich mit diesen prädisponierten Tieren selbst feinste Effekte von Substanzen nachweisen, wo ein robustes Tier ohne Krebsanfälligkeit keine Veränderungen gezeigt hätte. Die "natürliche" Tumorhäufgkeit der Tiere im Alter ist bekannt und wird kontrolliert, so dass sie sich aus den Ergebnissen wieder heraus rechnen lassen. Insgesamt ist aber gerade die Dauer der Studie als chronischer Toxizitätsversuch zu begrüßen, da gerade bei Krebs das übliche halbe Jahr meist eben nicht ausreichend ist, um Effekte zu finden.
    Zur Übertragbarkeit der Ergebnisse auf den Menschen: Natürlich sind die Ergebnisse nur teilweise auf den Menschen übertragbar. Sollte sich die Studie als belastbar erweisen, sind weitere Untersuchungen (dann aber dringend!) erforderlich. Nur - würden Sie etwa essen von dem Ratten nachweislich vor der Zeit den Löffel abgeben?

    P.S.: Ich habe selbst lange Jahre in der Tierforschung gearbeitet und bin mit Studien dieser Art und der berechtigten und unberechtigten Kritik daran vertraut.
  • Volksverdummung!

    21.09.2012, Walter Weiss
    Als unmittelbar Betroffener (ich habe Prostata-Krebs) nur zwei sehr einfache Hinweise:

    (1) Der PSA-Test ist ein einfacher und nur wenige Euros kostender Bluttest: es wird eine kleine Blutprobe aus der Vene entnommen und im Labor geprüft - ist der Wert höher als 4, zeigt das lediglich einen ungewöhnlichen Zustand der Prostata an, der z.B. eine Entzündung, einen mechanischen Druck, aber auch das Vorliegen eines Prostata-Krebses anzeigen, mitunter aber auch gar nicht ohne weiteres erklärt werden kann.

    (2) Wenn man sicher gehen will, ob der höhere PSA-Wert einen Krebs bedeutet oder nicht, braucht NICHT operiert zu werden, erst recht ist es nicht nötig, gewissermaßen blind in der Prostata - womöglich noch über den niemals keimfreien Enddarm! - nach Gewebeproben herumzustochern. Stattdessen schafft ein Prostata-MRT (magnetisches Resonanz-Verfahren, also KEINE Röntgenstrahlung) absolute Klarheit darüber, ob ein Krebs vorliegt, wo genau er in der Prostata (und womöglich darüberhinaus) liegt und welche Ausdehnung er hat. Meines Wissens zahlen die gesetzlichen Kassen und die Privatkrankenversicherer diese - teure - Diagnoseform.

    Liegt danach ein Prostata-Krebs vor, sind ganz auf das Krebsgewebe gezielte Gewebeentnahmen nötig (nicht über den Enddarm, sondern völlig schmerzfrei von außen), um entscheiden zu können, ob der Krebs als gefahrlos schlafend nur unter Beobachtung gestellt werden oder ob er durch Operation beseitigt werden sollte. Derartige Operationen sind heutzutage VÖLLIG UNBLUTIG durch Ultraschall und andere Methoden möglich. Auch diese Gewebeentnahmen (die unter MRT,also sehr gezielt, durchgeführt werden) zahlen meiner Kenntnis nach die Versicherer.

    Aus diesen Gründen habe ich keinerlei Verständnis für die Versuche, die Männer, gerade die im fortgeschrittenen Alter (ich bin 78) zu verunsichern, zu verängstigen und mit regelrecht unzutreffenden Angaben zu sehr schmerzhaften, folgeträchtigen (Inkontinenz, Verlust der Libido) und zumeist ganz unnötigen und gefährlichen Eingriffen zu drängen.

    Es gibt, wie ich hervorheben möchte, in Deutschland Spezialkliniken für die Prostata-Krebs-Diagnose und für die Prostata-Krebs-Behandlung, die (im Gegensatz zu den an den gewöhnlichen Kliniken immer noch angewandten Feld-, Wald- und Wiesen-Methoden) die genannten modernen Methoden anwenden und deren Kosten von den Kassen nicht abgelehnt werden können, schon weil diese Methoden im Ergebnis merklich billiger, schonender und sicherer sind.
  • Einwand

    20.09.2012, Dr. Peter Dobrick
    Vielen Dank für Ihren ausführlichen Artikel, den ich als Hausarzt-Internist mit großem Interesse gelesen habe. Es ist m.E. aber doch so, dass einzelne Patientenschicksale einen stark beeindrucken. Ein Beispiel: Ein 70-jähriger Patient kommt von einem (inzwischen verstorbenen) Hausarzt, der keine PSA-Testungen gemacht hatte, mit Rückenschmerzen. Es stellt sich heraus: Metastasen bei Prostata-Ca, der PSA beträgt 16. Inzwischen leidet der Patient unter starken Knochenschmerzen, bekommt Chemotherapie und hat wohl einen baldigen Tod zu erwarten. Könnte er nicht seinem früheren Hausarzt den Vorwurf machen: Herr Doktor, weil Sie nie einen PSA-Test haben machen lassen, muss ich nun qualvoll sterben! Was wollen Sie einem solchen Patienten antworten? "Statistisch gesehen hätte der PSA-Test Ihr Leben nicht gerettet"?
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