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Kommentare - - Seite 902

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • Was ist Bewusstsein?

    07.05.2012, Josef Gnadl, Regensburg
    Zum Artikel "Wer bin ich?" von Albert Newen in 3/2011 (wieder aktuell im Spezial Biologie-Medizin-Kultur 2/2012)
    Auch zu einigen älteren Beiträgen von Michael Springer (Springers Einwürfe und Buchbesprechungen)

    Wenn man die subjektive Gewissheit über die Existenz des Bewusstseins als etwas nichtmateriellem mit dem empirischen Wissen über die materielle Natur des Denkens vereinbaren will, hat man das Problem zu erklären, wie die Information über die Existenz des Bewusstseins ins Gehirn gelangt.

    Dazu habe ich mir folgendes Modell überlegt: Das Bewusstsein ist ein passiver Beobachter der Aktivitätsmuster des Gehirns. Nach der Viele-Welten-Hypothese der Quantentheorie entwickelt sich das Gehirn auf Grund von Messprozessen in Zweige auseinander. Ich nehme nun an, dass das Bewusstsein sich dabei nicht spaltet, sondern sich für einen Zweig entscheidet und nur noch diesen Zweig beobachtet. Wenn in einem der Zweige die Information über die Existenz des Bewusstseins vorliegt, wählt es diesen Zweig.

    Die Auswahl durch das Bewusstsein sollte Abweichungen von quantenmechanisch berechneten Wahrscheinlickeiten zur Folge haben, die im Prinzip experimentell beobachtbar sein sollten.

    Das Modell bringt ein neues Problem mit sich, nämlich das Problem des Zusammenhalts zwischen den Bewusstseinen. Es ist zu postulieren, dass die Bewusstseine aller Menschen und Tiere demselben Zweig der Welt folgen. Gründe dafür sind noch zu suchen.

    Dieses Modell habe ich auch hier zur Diskussion gestellt: http://www.mikrocontroller.net/topic/254701

    Noch eine Anmerkung: Wer argumentiert, die Quantentheorie könne bei Normaltemperatur im Gehirn keine Rolle spielen, der kann ebenso behaupten, bei Normaltemperatur könne es keinen Laser geben, oder Quanten-Kryptografie oder Quanten-Teleportation seien unmöglich.
  • Blonde Menschen in Melanesien

    07.05.2012, Paul R. Woods
    Ich arbeite derzeit in Honiara, Salomon Inseln.

    Die häufigste Erklärung für die blonden Haare, die sich hier oftmals auch noch bei älteren Menschen zeigen, ist, dass immer wieder blonde Reisende, von den niederländischen und anderen europäischen Entdeckern über die deutschen und britischen Kolonialverwaltungen, Missionaren und Begleitung bis zu den US-amerikanischen Militärs sich hier mit blondem Genmaterial in den lokalen Genpool eingebracht hätten.

    Wenn ich hier jemand Blondes vor mir sehe, dann geht mein erster Blick auf die Beine. Dann erkenne ich, ob ich einen Einheimischen oder einen Auswärtigen vor mir habe.
  • Wer schuf wen

    06.05.2012, yoatmon
    @ ke.mslsk: Beim "googlen" von "Echnaton / Moses" erscheint eine große Anzahl von Treffern im Internet. Kern-Informationen zum Thema Echnaton / Moses werden z. T. redundant angeboten wie saures Bier.
    P.S.:
    Menschen haben sich schon immer nach Belieben ihre Götter nach Bedürfnis geschaffen. Der jetzige "Gott" steht am vorläufigen Ende des von Menschen geschaffenen Evolutionszweig. Es ist unwiderlegbar nachgewiesen, daß
    ss die Primaten (Menschen und Menschenaffen) über einen langen evolutionären Vorgang von einem gemeinsamen Vorfahren abstammen. Nicht Gott hat den Menschen - sondern der Mensch hat Gott geschaffen.
  • Welch Überraschung!!

    05.05.2012, Regina Haase
    Dass das Jagdverhalten kulturell bedingt ist, überrascht mich gar nicht. Das hätte man bei einer ähnlich gelagerten Untersuchung auch in Deutschland herausfinden können. Hört mal zu, wenn manche Jäger über Naturschützer sprechen.
  • Verfehlte Bildungspolitik

    05.05.2012, Dr. Hans-Joachim Scheel, Diplombiologe im Fach Zoologie
    Radikale Umstellungen auf Bachelor- und Master-Studiengänge bedingen eher Bürokratie zu Lasten der Forschungskapazitäten unserer Universitäten.
  • Also wird es wohl noch schlimmer!

    05.05.2012, Gilbert Brands
    Zumindest ist das die Standarderfahrung, wenn es um Bürokratieabbau geht. Aber davon abgesehen: so lange durch die Politik mittelalterliche Forschungszensur durchgeführt wird und sich "Macher" wie die DRK und das CHE vorzugsweise tiefgründige Gedanken über das ausgewogenen Verhältnis von Männlein und Weiblein auf der Bühne der Hörsäle machen, wird das wohl nichts mit "stärkste Wissenschaftsregion der Welt".
  • "Die Schifffahrt ist längst nicht so sauber wie ihr Image"

    04.05.2012, HHK
    Das ist mir neu, dass die Schiffahrt ein sauberes Image haben soll.
  • blonde Haare bei dunkler Haut

    04.05.2012, Dr.Hans-Joachim Scheel
    Dieses Phänomen gibt es auch in Europa: Bei dunkelhäutigen Sinti und Roma kommen vereinzelt auch blonde Menschen beiderlei Geschlechtes vor.
  • Welche ist die dritte Ladung?

    03.05.2012, wrentzsch

    Wenn ein Teilchen aus drei Quarks neutral ist und mir nur positive und negative Ladung bekannt sind, was ist die dritte elektrische Ladungsform? Oder ist das dritte Quark Träger der kinetischen Energie?

    Stellungnahme der Redaktion

    Wie Sie ganz richtig feststellen, gibt es tatsächlich nur positive und negative elektrische Ladung. Die Quarks tragen jedoch Bruchteile der Elementarladung e. Im Beispiel des neu entdeckten Xi-Baryons sind ein u-, ein s- und ein b-Quark beteiligt. Ihre Ladungen sind +2/3e bei dem u-Quark und -1/3e für das s- und das b-Quark. In der Summe ergibt sich also eine Gesamtladung von Null, daher das neue Xi-Baryon elektrisch neutral



    Viele Grüße, Benjamin Knispel

  • Spiralen im Wax Modell

    02.05.2012, Prof. Dr. Eberhard Bodenschatz
    Spiralen dieser Art werden am Boden den Ozeane gefunden und auf die Dynamik an den tektonischen Rücken zurückgeführt. In unserer Arbeit, die frei via Open Access gelesen werden kann (http://iopscience.iop.org/1367-2630/7/1/037/pdf/njp5_1_037.pdf) beschreiben wir den Mechanismus der ähnliche Spiralen erzeugt. Wir zeigen dass die Ergebnisse des Modells mit Experimenten übereinstimmen. Dazu wird ein Trog mit Wachs zum Schmelzpunkt erhitzt und von oben gekühlt. In der Kruste werden zwei Anker eingefroren, die sich gegeneinander mit konstanter Geschwindigkeit bewegen. Es entsteht ein Riss, bei dem wie bei der Erdkruste geschmolzenes Wachs nach oben kommt und gefriert. Wie in der Publikation beschrieben, kommt es dann zur Entstehung logarithmischen Spiralen. Diese sehen den Spiralen auf dem Mars sehr ähnlich. Ein Film der Dynamik kann bei http://iopscience.iop.org/1367-2630/7/1/037/media/movie.mpg gefunden werden.
  • Keine Dunkle Materie in der Milchstraße

    02.05.2012, Klaus Retzlaff
    Unsere Computersimulationen der Rotation der Milchstraße, die weit gehend auf Näherungen verzichten, können die Bewegung der Sterne und der Sonne auf Basis der Newtonschen Gravitationstheorie erklären, ohne auf Dunkle Materie zurückgreifen zu müssen. Demzufolge gibt es nicht nur in der Umgebung der Sonne kein Gramm Dunkler Materie. In der gesamten sichtbaren Milchstraße ist keine Dunkle Materie erforderlich, um die Bewegung der Sterne zu beschreiben. Unsere Ergebnisse sind auf der Webseite der Astronomischen Gesellschaft Magdeburg im Wissenschaftsteil veröffentlicht.
    Dr. Klaus Retzlaff
    Projektleiter
    Astronomische Gesellschaft Magdeburg
  • Auge um Auge, weil die Zähne alle schon weg sind

    02.05.2012, Manfred Geilhaupt
    oder was hat das Kausalitätsprinzip mit Physik zu tun.

    Wenn die größten Wissenschaftler - unter anderem Pauli - aus dem Blickwinkel der Quantenmechanik versuchten die Zahl 1/137 zu verstehen, so kann man heute sagen: Es ist nicht gelungen. Was muss man dann tun? Bei diesem Problem kann man nur erfolgreich sein, wenn man gar nicht versucht hat, es zu lösen und es mehr oder weniger zufällig gelingt. Genau das wird in dem Buch mit dem obigen Titel ausführlich besprochen und jeder kann sich von der Lösung ein physikalisches Bild machen - für richtig oder falsch entdecken. Die Grundprinzipien, die zu der Lösung führen, sind die der Allgemeinen Relativitätstheorie in Verbindung mit denen der Thermodynamik. Allerdings muss man das Kausalitätsprinzip ohne wenn und aber mit benutzen. 1/137,036 hängt mit der Feinstruktur der Ruhemasse des Elektrons zusammen, die einen dreidimensionalen Raum generiert. Die Zahl ist reine Physik und keine Numerologie oder mystisch zu begründet. Wir dürfen nur das KP nicht fallen lassen.
  • Die Frage des persönlichen Gottes

    30.04.2012, Uwe Filietz, Osnabrück
    Es geht Christen ja nicht um die Frage nach der Existenz eines wie auch immer gearteten Gottes (was nur von akademischen Interesse wäre), sondern nur um die eines persönlichen Gottes, welcher für die Menschen von Belang ist. Meines Erachtens sollte man sich die Frage stellen, ob die Idee, dass es so sei, nicht auf einer maßlos arroganten Selbstüberschätzung des Menschen beruht (als das Wort "Evolution" total unbekannt war!)? – nämlich dass er vor und für diesen Gott etwas Besonderes, d. h. gegenüber der übrigen Fauna (der er ja angehört!) etwas prinzipiell Besseres wäre. (Die in den Bibelstellen kokette Selbsterniedrigung à la "ich bin es nicht wert ..." etc. ist hier nicht gemeint!) Ist dies nicht ein unhaltbarer Speziesismus? Eine Art Gott unterstellteer Rassismus? Auch gegenüber unseren, also vom Homo sapiens n. Chr. nicht abgrenzbaren! hominiden Vorfahren ("Lucy" und Nachf.).
  • Gleich zweimal falsch

    30.04.2012, Dipl. Ing. Helmut Schenk, Pforzheim
    Ich bin seit vielen Jahren Abonnent von „Spektrum der Wissenschaft“. Die Kolumne „Springers Einwürfe“ im Maiheft 2012 - „Fliegen wie ein Vogel“- veranlasst mich nun erstmals zu einem Leserbrief, da hier meiner Meinung nach gleich zweimal Falsches ausgesagt wird.

    Zum Ersten:
    Der „Smartbird“ ist zweifellos eine hervorragende Entwicklungsarbeit, die ich in keiner Weise kritisieren möchte. Was stört und schon an Geschichtsklitterung grenzt, ist der Anspruch der Fa. Festo: „Festo hat den Vogelflug entschlüsselt“; längst bekanntes Wissen wird dabei völlig unter den Tisch gekehrt.

    Schon vor Jahrzehnten hat Prof. Dr. Erich von Holst in seinen bahnbrechenden Arbeiten zum Vogelflug erkannt, publiziert und in frei fliegenden Modellen nachvollzogen, was den Kern der des Schwingenflugs ausmacht.

    Es ist dies die synchrone Koppelung von Schlagbewegung und einer Torsionsbewegung des Außenflügels. Erich von Holst hat dies durch gezielte Torsionsweichheit der Außenflügel-Konstruktion erreicht. Beim Smartbird geschieht es durch „aktive“ (angetriebene) Verdrehung, was sicher einen Fortschritt darstellt. Aber die Vorarbeiten von Erich von Holst völlig zu unterschlagen, ist höchst unwissenschaftlich und auch bei einen Mitarbeiter des DLR nicht verständlich.

    Ich möchte nun nicht alles über Erich von Holsts Arbeiten hier wiederholen, was eine Google-Suche unter seinem Namen als Suchbegriff schneller und besser liefert. Eine sehr informative Webseite u.a. hierzu ist http://www.ornithopter.de/herzog.htm

    Karl Herzog hat die Arbeiten von Erich von Holst weitergeführt; u. a. sind auch im Deutschen Museum diesbezügliche Arbeiten von Karl Herzog zu sehen. In Buchform ist auch erschienen: K. Herzog, „Anatomie und Flugbiologie der Vögel“, Gustav Fischer Verlag Stuttgart, 1968

    Das Alles scheint der Fa. Festo und auch Herrn Springer unbekannt zu sein.

    Zum Zweiten:
    Herr Springer schreibt im letzten Absatz: „Der größte Vorzug von Schlagflüglern ist, dass sie Luftströmungen zu ihrem Vorteil nutzen können.“ Ist ihm eigentlich nicht bekannt, dass jedes Segelflugzeug („Starrflügler“, egal ob manntragend oder Modell) unter Ausnützen natürlicher Luftströmungen lange und weite Flüge durchführen kann?
    Stichworte dazu wären z. B. „Thermikflug“, „Hangflug“, Flug im „Wellenaufwind“ u. a. m. Auch das ist seit vielen Jahrzehnten bekannt.

    Segelflugzeuge und -modelle erreichen heute Flugleistungen, welche die der Vögel erheblich übertreffen. Was ihnen allerdings fehlt, sind „Riecher“ für z. B. Aufwinde und „Regler“, die eine (leistungssteigernde) instabile Schwerpunktlage ermöglichen. Die derzeitigen Sensoren bzw. Instrumente lassen da trotz hohen Entwicklungsstands schon noch Wünsche offen.

    Vielleicht ist es "Spektrum" in einem zukünftigen Beitrag möglich, auf diesen interessanten Themenkreis etwas tiefer einzugehen.



  • Humboldts Ei des Kolumbus: Linguistisches Relativitätsprinzip versus Universalgrammatik?

    27.04.2012, Dr. Josef Klein, Berlin
    Der Ruhm der Sapir-Whorf-Hypothese von der Kultur-Relativität der Sprache sei in den 1970er Jahren verblasst infolge des Paradigmas von der universellen Struktur allen Sprechens und Denkens, so nicht zuletzt der Universalgrammatik. Nunmehr aber würden, so die These von Lera Boroditsky, empirische Befunde das Dogma von den Sprachuniversalien stürzen. (Der Ausdruck von den „Sprachuniversalien“ ist missverständlich, weil die sprachlichen Universalien nicht genau dasselbe meinen wie „Universalgrammatik“ und die formal-grammatische „universelle Struktur allen Sprechens und Denkens“. Aber wir wissen, was gemeint ist.) Kein Zweifel die Befunde, die Boroditsky ausbreitet, sind beeindruckend; und überwältigend ist geradezu ihre Feststellung, dass bilinguale Personen sogar ihre Weltsicht ändern, wenn sie von der einen zur anderen Sprache wechseln. Nun habe ich berufsmäßig immerzu mit Dolmetschern zu arbeiten, sei’s mit welchen für afrikanische Sprachen, sei’s mit welchen für arabische oder asiatische Sprachen und so fort; Sprachen also, die weder mit dem Deutschen noch mit dem Indogermanischen auch nur entfernt verwandt sind. Und mitunter gibt es ganz gewiefte Dolmetscher, welche sogar simultan übersetzen. Da stellt sich schon mal die Frage, ob diese dann die Weltsicht A und die Weltsicht B simultan anwenden. Mehr noch. Es stellt sich die Frage, wie die das überhaupt machen können, wenn es keine universellen Strukturen geben sollte, welche dazu geeignet sind, die eine Sprache mit der anderen zu koordinieren und die eine Weltsicht in die andere Weltsicht zu übertragen. Ich habe indes zu keiner Zeit je erlebt (obwohl ich aufgepasst habe wie ein Luchs), dass irgendein Dolmetscher seine Schädeldecke aufgeklappt hätte, sein Gehirn herausgeholt und gegen ein anderes ausgetauscht hätte – was auch ziemlich unpraktisch wäre. Hiermit liegt also auf der Hand, daß das linguistische Relativitätsprinzip ohne universale Sprachstrukturen eine pure Absurdität ist. Damit will ich nicht bezweifelt haben, dass Sprachen ganz unterschiedliche Kategorienmuster für die Welterfassung und für das Weltverständnis bereitstellen und derart tatsächlich eine jedwede Lebensform prägen. Aber ich will trotz allem sehr bedeutet haben, dass diese behavioristische Sicht respektive die kultur-relativistische Sprachtheorie inklusive Kommunikationstheorie etwas allzu einfach gestrickt ist.

    Das gilt – nebenbei – auch für M. Tomasello, dessen Kritik an der Universalgrammatik Chomskys unter dem Vorzeichen des Empirismus nicht unwesentlich zu nämlicher Verflachung der Fragestellungen beigetragen hat. Tomasello will sich ganz auf Aspekte des Spracherwerbs beschränken, und meint, dass universale Strukturen unnütze Hypothesen seien, für die es zudem keine Belege gäbe. Die Annahmen Chomskys und seine Lösungsversuche respektive Rückzugsgefechte (mit der Restelösung der Rekursion) seien allesamt theorieabhängig; und Chomskys Nativismus betreffs der Universalgrammatik lasse sich zudem nicht kohärent formulieren. Das mag ja sein.

    Und ebenso ähnlich habe ich in der „Semiotik des Geistes“ (Buch I, Berlin 2010), den Nativismus auf einen „Exstruktivismus“ abgeschwächt (doch aber auch um zum anderen andere Lerntheorien – wie z. B. den Konstruktivismus – mit einzubauen in das theoretische System). Demgegenüber ist es nicht richtig, dass es für universelle Strukturen keine Belege gäbe und keinen theoretischen Bedarf. Schon W. von Humboldt war so schlau, E. Coseriu hat darauf aufmerksam gemacht, die universellen und die historischen Strukturen der Sprache einander zuzuordnen und mit dem individuellen Gebrauch in Einklang zu bringen. Dieses Modell wird in Ansehung der Fragestellungen der Neurolinguistik umso dringlicher, als nur allgemeine, universelle Strukturen, welche für die gesamte Menschheit einschlägig sind und nicht nur für irgendwelche Ethnien (gar Rassen, man muss es ja mal auf den Punkt bringen!), Gültigkeit haben können in neurophysiologischem Anbetracht. Nur allgemeine, universelle Strukturen können erklären, wie die chemoelektrischen Signale der neurophysiologischen Prozesse sich in mentale Information unter lingual-grammatischer Formung umwandeln bzw. umgekehrt (etwa wenn der Dolmetscher einen zu übersetzenden Satz als Rezipient vernimmt). Dabei glaube ich ebenfalls, wie Tomasello, dass Chomsky nicht das Gelbe vom Ei ist, oder zumindest nicht ganz. Nun, wer ist schon ein Ei? Gewiss, manchen mag Humboldts Ei des Kolumbus – in der „Semiotik des Geistes“ spreche allerdings von der „Coseriu-Matrix“ – als etwas antiquiert erscheinen, wegen der aristotelischen Wurzeln einiger Begriffe. Aber es ist nur eine Frage der Zeit, bis die theoretischen Desiderate geklärt sind. Natürlich wird auch dies wieder sehr theorielastig sein; aber das ist besser als die Resultate der empiristischen Strohfeuerwerker, die sich auf Humboldt zwar gerne berufen, und zugleich verschweigen, dass dieser in etwas größeren Dimensionen dachte, zum einen, und die zum anderen darauf hoffen, dass dem Publikum mangels fachlich kritischer Kompetenz nicht auffallen möge, was da so alles an Erklärung fehlt.
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