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Kommentare - - Seite 1

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  • Anfrage zum redaktionellen Kurs von SdW

    03.01.2008, Reiner Vogels, Swisttal-Odendorf
    Sehr geehrte Damen und Herren in der Redaktion von "Spektrum der Wissenschaft",

    seit einiger Zeit beobachte ich, dass Sie in Ihrem Heft immer wieder religionskritische bzw. offen atheistische Beiträge veröffentlichen. Als Beispiele für diese Beobachtung nenne ich

    manche Glossen von Michael Springer,
    ein vor einigen Monaten veröffentlichtes Editorial von Reinhard Breuer über Pascal, in dem über die theologischen Kämpfe dieses Gelehrten in Fragen des Jansenismus so geschrieben wurde, als seien die dort aufgeworfenen Probleme so abwegig, dass man ihren Sinn heute als rationaler Mensch gar nicht mehr verstehen könne,
    die Tatsache, dass immer wieder religionskritische bzw. atheistische Bücher unter der Rubrik "Rezensionen" positiv rezensiert werden,
    und schließlich den - argumentativ ausgesprochen schwachen - Beitrag von Martin Urban im jüngsten Heft.

    Die Häufung derartiger Beiträge schließt es in meinen Augen aus, dass es sich ein rein zufälliges Geschehen handelt. Offensichtlich hat Ihre Redaktion beschlossen, einen antireligiösen bis atheistischen Kurs zu steuern. Ich habe mich eine Zeitlang gefragt, aus welchen Motiven heraus Sie als eine Zeitschrift mit überwiegend naturwissenschaftlichem Schwerpunkt zu einem solchen Kurs gekommen sind.

    Einen kleinen Hinweis zur Beantwortung dieser Frage habe ich im vorletzten Heft gefunden, und zwar in einer Werbung für das jüngste Dawkins-Buch. Dort wurde - sinngemäß - gesagt, dass man die Religionskritik unterstützen müsse, weil sonst die Gefahr bestehe, dass die Religion die Wissenschaft in ihrer Freiheit beeinträchtige. Ob dies Motiv das Einzige ist, das Sie zu Ihrem Kurs bewegt, wissen Sie selbst besser als ich. Dass es für Sie ein gewisses Gewicht hat, scheint jedoch offenkundig zu sein.

    Ich muss gestehen, dass ich Ihren Kurs für falsch halte.

    Einmal halte ich es nicht für eine primäre Aufgabe einer Zeitung wie der Ihren, sich zu einem antireligiösen bzw. atheistischen Kampfblatt zu entwickeln. Sie sind aber auf dem besten Wege, genau das zu tun.

    Dann meine ich, dass Ihre Ängste unbegründet sind, da die Gefahr einer Einschränkung der Wissenschaftsfreiheit durch religiöse "Fundamentalisten", überhaupt nicht gegeben ist. Von den christlichen Kirchen hat die Wissenschaft jedenfalls nichts zu befürchten.

    Schließlich beobachte ich wenigstens in Teilen der bisher erschienenen einschlägigen Beiträge, dass die antireligiösen Autoren so tun, als ob sie beweisen könnten, was sie behaupten. Sie überschreiten dabei manchmal die Grenzen des rational Ableitbaren und werden selbst zu Ideologen bzw. "Gläubigen" des Atheismus. Mit exakter, skeptischer und rational überprüfbarer Wissenschaft, wie ich sie eigentlich in Ihrem Heft zu finden erwarte, hat das oft wenig zu tun.


    Ich bitte Sie, Ihren redaktionellen Kurs in Sachen Religion noch einmal zu überdenken.
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