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  • Das größte Radioteleskop

    15.12.2010, C. Lidke
    Zu dem Artikel "Pulsare mit dem Heimcomputer entdeckt" aus "Sterne und Weltraum" Heft 12/2010 (Seite 80) möchte ich Folgendes anmerken: Im erwähnten Artikel wird das Arecibo-Radioteleskop auf Puerto Rico (Durchmesser 305 m) als das größte der Welt beschrieben. Ich möchte bemerken, dass das Radioteleskop RATAN 600 in Selentschukskaja einen Durchmesser von ca. 600 m besitzt.

    Mit freundlichen Grüßen
    Stellungnahme der Redaktion

    Es ist eine schwer zu beantwortende Frage, was das "größte Radioteleskop" ist. Das Arecibo-Teleskop ist das größte mit einer kompletten Parabolschüssel, also einer komplett gefüllten kreisförmigen Sammelfläche. Es kann aber nicht an einen beliebigen Punkt des Himmels geschwenkt werden, sondern liegt unbeweglich in einer Talmulde. Es kann deshalb nur einen sehr kleinen Himmelsbereich nahe des Zenits beobachten.



    Das größte frei schwenkbare Teleskop mit gefüllter Sammelfläche - also das, was ein Unbedarfter als normales Teleskop ansehen würde - ist das 100m-Teleskop in der Eifel.



    RATAN 600 ist das größte Radioteleskop, bei dem die gesamte gesammelte Strahlung in einen gemeinsamen Brennpunkt gelenkt werden kann. Aber es ist keine gefüllte Kreisfläche von 600 Metern Durchmesser, sondern nur ein schmaler Ring, der flach auf dem Boden liegt. Es kann mit Einschränkungen auf einen großen Teil des Himmels gerichtet werden, indem viele einzelne Segmente des Rings geeignet geschwenkt werden. Seine Fläche ist kleiner als die des 300m-Teleskops.



    Es gibt noch wesentlich größere Radioteleskope mit nicht gefüllter Sammelfläche, sogenannte Interferometer, bei denen vollständig getrennte, komplett schwenkbare einzelne Parabol-Teleskope die Strahlung auffangen, die dann erst nach Umwandlung in elektrische Signale in einem Rechner kombiniert wird. Dazu gehört zum Beispiel das VLA (Very Large Array) in New Mexico (USA), das 36 Kilometer Durchmesser erreicht, aber insgesamt nur die Sammelfläche eines 130-Meter-Spiegels aufbringt.



    Noch größer ist LOFAR (Low-Frequency Array), mit einem Durchmesser von über 1000 Kilometer, dessen Grundversion in diesem Jahr eröffnet wurde. Es ist derzeit ein deutsch-niederländisches Gemeinschaftsprojekt und erstreckt sich über wesentliche Teile der beiden Länder. Im weiteren Ausbau soll es auch noch Empfänger in Frankreich, Schweden, Polen und Großbritannien erhalten.
    LOFAR ist ebenfalls ein Interferometer, aber in diesem Fall sehen noch nicht einmal die einzelnen Teilstationen wie ein "Radioteleskop" aus. Es sind lediglich Drahtgestelle, die als Antennen wirken. Deshalb kann LOFAR nur bei ziemlich großen Wellenlängen (d.h. niedrigen Frequenzen, daher der Name) arbeiten.



    Das in jeder Hinsicht größte Radioteleskop soll einmal das SKA (Square Kilometer Array) werden, das einen Durchmesser von 3000 Kilometern und eine Sammelfläche von einem vollen Quadratkilometer (daher der Name) erhalten soll. Es wird in internationaler Zusammenarbeit entweder in Südafrika oder in Australien gebaut werden.



    U. Bastian

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