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  • Der Nobelpreis 2011, Edwin Hubble und die Dunkle Energie

    26.10.2011, Hermann Hammer
    Zur Verleihung des Nobelpreises habe ich eine Frage:
    1929 hat Hubble die Expansion des Weltalls entdeckt. Seine Formel lautet: v = H r, die ich bis jetzt immer folgendermaßen interpretiert habe: Je
    weiter die Galaxien weg sind (je größer r ist), desto größer ist auch ihre
    Radialgeschwindigkeit v. Also müsste sich doch schon direkt nach Hubbles
    Entdeckung das Problem der dunklen Energie gestellt haben.

    Müsste also nicht Hubble schon längst den Nobelpreis für seine Formel
    erhalten haben?
    Oder gilt Hubbles Formel nur für einen eingeschränkten Bereich, den die
    drei frisch gekürten Nobelpreisträger jetzt auf das ganze Universum
    erweitert haben?
    Stellungnahme der Redaktion

    Viele - Experten wie auch Laien - finden zwar, dass Edwin Hubble einen Nobelpreis verdient gehabt
    hätte, aber seine Entdeckung war die der Expansion selbst, nicht ihrer
    Beschleunigung durch eine Dunkle Energie.



    Seine Formel gilt nicht nur für einen eingeschränkten Bereich, und Herr Hammer
    hat sie im Grundsatz richtig interpretiert: Je weiter eine Galaxie
    weg ist, desto größer die Radialgeschwindigkeit. Aber Hubbles Formel gilt für
    den Fall, dass man verschiedene Galaxien zur gleichen Beobachtungszeit
    miteinander vergleicht. Sie sagt zunächst einmal nichts
    darüber aus, was herauskommt, wenn man die gleiche Galaxie zu
    verschiedenen Zeiten beobachtet.



    Herr Hammer hat offenbar Hubbles Formel auch im letzteren
    Sinn verstanden. Das wäre dann allerdings nicht richtig.
    Hier ist es so, dass die Geschwindigkeit in einem "leeren" Universum (in
    dem gar keine wesentlichen Kräfte auf die Galaxien wirken) konstant
    wäre, in einem abgebremsten Universum (in dem die Gravitationskräfte
    alle anderen möglicherweise wirkenden Kräfte überwiegen) allmählich geringer
    würde, und in einem beschleunigten Universum (in dem eine andere -
    eine abstoßende! - Kraft gegenüber den Gravitationskräften überwiegt)
    allmählich zunähme.



    Und dass der letzte der drei denkbaren Fälle der in der Natur
    realisierte ist, das ist die neue Entdeckung, für die es den
    Physik-Nobelpreis 2011 gab. Wenn man einen beliebigen Astronomen vor der
    Veröffentlichunng der preisgekrönten Supernova-Messungen gefragt
    hätte, was er für die wahrscheinlichste Variante hält, dann hätte
    man im allgemeinen das abgebremste Universum als Antwort erhalten.



    Zusatzbemerkung für relativistisch Vorgebildete: Was in einem beschleunigten Universum mit zunehmendem Weltalter anwächst, das ist die Zeitableitung des Skalenparameters. Im lokalen Universum, wo die Begriffe Entfernung und Radialgeschwindigkeit noch einen wohldefinierten Sinn haben, ist diese Größe Äquivalent zur Radialgeschwindigkeit einer bestimmten Galaxie.

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