Direkt zum Inhalt

Kommentare - - Seite 1

Ihre Beiträge sind uns willkommen! Schreiben Sie uns Ihre Fragen und Anregungen, Ihre Kritik oder Zustimmung. Wir veröffentlichen hier laufend Ihre aktuellen Zuschriften.
  • "Super-Vollmonde"

    21.05.2012, Prof Matthias Dopleb, Zittau
    In jüngster Zeit fiel in den Medien häufiger das Schlagwort "Super-Vollmond" im Zusammenhang mit besonders erdnahen Vollmonden - beispielsweise für den Vollmond am 19. März 2011 (18:09 Uhr UT, geozentrische Entfernung: 356576 Kilometer) und erst wieder kürzlich am 6. Mai 2012 (3:35 Uhr UT, 356955 Kilometer). Meines Erachtens lohnt sich aber eine genauere Analyse, was eigentlich mit "Super-Vollmond" gemeint ist: der besonders große gravitative Einfluss des Mondes im Perigäum und/oder seine maximale Helligkeit bei besonders großem scheinbaren Durchmesser.

    Der historische "Allzeitrekord" im Hinblick auf die Mindestentfernung des Mondes liegt bei rund 356339 [+/- 2] Kilometer und wurde vor 4349 Jahren erreicht. Er dürfte
    wohl auch nicht mehr unterboten werden, da sich der Mond immer weiter von der Erde entfernt (knapp vier Zentimeter pro Jahr). In der jüngeren Vergangenheit gilt der Vollmond vom 4. Januar 1912 (13:29 Uhr UT) mit nur 356375 Kilometer Entfernung als Rekordhalter. Erst am 1. Januar 2257 (13:16 Uhr UT) wird die Entfernung noch um vier Kilometer unterboten werden. Aufgrund der gleichzeitigen perihelnahen Position der Erde in beiden Fällen kommt neben dem überdurchschnittlich großen gravitativen Einfluss des Mondes noch derjenige der Sonne hinzu.

    Für Deutschland wäre aber zum Beispiel auch der Vollmond vom 14. Januar 1930 (356405 Kilometer) hervorhebenswert, weil die Vollmondphase exakt um 23:20 Uhr MEZ kurz vor
    seiner Kulmination in mehr als 60 Grad Höhe eintrat und die Mondscheibe mit 34'4" besonders groß erschien. Allerdings betrug der Phasenwinkel 4,43 Grad (Angaben nach Software Guide 8), weil sich der Mond mehr als vier Grad über der "Gegensonne" befand. Wie Jean Meeus nachweist, wirkt sich dieser relativ große Phasenwinkel nachteilig auf die Albedo des Mondes und damit letztlich auch auf seine scheinbare Helligkeit aus (siehe "More Astronomy Morsels", Willmann-Bell 2002, S. 41-52).

    Im Vergleich dazu war beispielsweise der Vollmond vom 24. Dezember 1787 noch rekordverdächtiger: Nach einer partiellen Mondfinsternis war er gut zwei Stunden nach astronomischem Vollmond um 17:37 Uhr UT gerade wieder vollständig aus dem Halbschatten der Erde herausgetreten (Entfernung 356585 Kilometer). Vom Gebiet des heutigen Birma aus beobachtet, stand der Vollmond zu diesem Zeitpunkt im Zenit und hatte bei einem Phasenwinkel von nur 1,58 Grad (Minimalwert!) einen scheinbaren Durchmesser von sogar 34'7", so dass er der möglichen Maximalhelligkeit von -12,92 mag (siehe Erläuterung) sehr nahe gekommen sein dürfte.

    Am 1. Februar 2762 (356572 Kilometer) wird er unter denselben Bedingungen dem Beobachter sogar noch um rund 13 Kilometer näher sein - der "Super-Vollmond" im ersten bis dritten Jahrtausend unserer Zeitrechnung, in jeder Beziehung.
Bitte erlauben Sie Javascript, um die volle Funktionalität von Spektrum.de zu erhalten.