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  • Astronomie an Schulen

    18.03.2021, Bernd Huhn, Neumünster
    Brauchen wir Astronomie an allgemeinbildenden Schulen? Ja, aber nicht als eigenes Schulfach. Das ist meine Meinung nach 57 Jahren Begeisterung für die Astronomie und knapp 40 Jahren Lehrtätigkeit als Physiklehrer an einem Gymnasium in Schleswig-Holstein. Warum?

    Der verbindliche Teil des fachgebundenen Schulunterrichts bis zum Ende der Schulpflicht soll nach meinem Verständnis bewirken, dass junge Menschen Lebenssituationen aller Art bewältigen können. Dazu soll er ihnen geeignete Kenntnisse, Fähigkeiten und Werte vermitteln, damit sie verantwortungsvoll agieren und die Folgen ihres Handelns lokal und global, kurz- und langfristig einschätzen und steuern können. Ziel muss dabei sein, die Bedingungen für das Leben auf der Oberfläche des Planeten Erde insgesamt zu optimieren und drängende aktuelle Probleme der Menschen zu lösen. Seien wir doch ehrlich: Dazu kann die Astronomie, so faszinierend sie für uns auch sein mag, leider nur einen minimalen Beitrag leisten und den können Lehrkräfte in Schulfächern wie Geografie und Physik auch ohne astronomische Spezialausbildung leicht vermitteln.

    Allerdings sollte die Astronomie oder besser die Astrophysik als Teil unserer Kultur durchaus den unverbindlichen Teil des Schulunterrichts bereichern. Wahlkurse der Sekundarstufe I bieten sich dafür an, auch wählbare Physikkurse der Sekundarstufe II. Besonders geeignet sind jedoch Organisationsformen außerhalb der Klassen- und Kursverbände, auch schulübergreifend, zum Beispiel Arbeitsgemeinschaften, Arbeitsgruppen in Projektwochen oder Kurse der Begabtenförderung. Sie alle bieten den riesigen Vorteil, dass sich die Gruppen auch abends und nachts treffen können. So sind astronomische Beobachtungen und sogar messendes und experimentelles Arbeiten möglich. Modelle, Ausstellungen und Wettbewerbsbeiträge können entstehen und in der Schulöffentlichkeit für die Astronomie werben.

    Schülerinnen und Schüler bringen dabei ihre speziellen Interessen und Fähigkeiten ein, sie lernen jahrgangsübergreifend voneinander, es gibt keinen Druck durch die Vorschriften eines Lehrplans und Noten werden auch nicht erteilt. Das sind ideale Bedingungen für ein selbstbestimmtes, individualisiertes und erfolgreiches Lernen auf hohem Niveau und bereitet auch der betreuenden Lehrkraft viel Freude.

    Mit solchen Angeboten von wenigen speziell interessierten und engagierten Lehrkräfte erreicht man natürlich immer nur wenige Schülerinnen und Schüler. Aber würden wir dagegen alle jugendlichen zwingen, sich mit astronomischen Sachverhalten zu befassen, die kaum nachvollziehbare Auswirkungen auf ihren Alltag haben, so würden wir vielleicht das Gegenteil dessen bewirken, was wir wollen. Und vergessen wir nicht: Astronomische Bildung für Jugendliche findet auch außerhalb der Schule statt, in Volkshochschulen, Volkssternwarten, Planetarien, durch gute Zeitschriften, Bücher, Vorträge und andere Medien oder durch Veranstaltungen wie den Tag der Astronomie.

    Brauchen wir also wirklich ein spezielles Schulfach Astronomie mit speziell ausgebildeten Lehrern?
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